Interaktion mit Dozierenden: Personalpronomen und queere Identitäten

Die Rolle der Dozierenden beeinflusst das Studienklima für LGBTIAQ+ Personen erheblich. Ihr Umgang mit Studierenden, ob per E-Mail, bei Meetings oder im Unterricht, kann eine inklusive Kultur fördern oder behindern.

Kim muss eine Aufgabe aus einem Seminar nachholen, das Kim aufgrund Krankheit verpasst hat und schreibt daher der Dozentin eine E-Mail. Obwohl Kim wiederholt darum gebeten hat, für Kim eine neutrale Anrede zu verwenden und auf Pronomen zu verzichten, spricht die Dozentin Kim in E-Mails immer mit einer weiblichen Anrede an. Kim fühlt sich dadurch nicht richtig ernst genommen, zumal es Kim viel Überwindung gekostet hat, sich als non-binäre Person zu outen.

Im nächsten Seminar bemerkt die Dozentin Kims ungewohnte Zurückhaltung in Diskussionen und fragt nach, ob alles in Ordnung sei. Darauf spricht Kim vorsichtig die wiederholte Verwendung der weiblichen Anredeform in den E-Mails an und erklärt, dass dies für Kim unangenehm ist. Die Dozentin zeigt sich überrascht und bedauert, Kim mit der falschen Anrede angesprochen zu haben. Für sie sehe Kim halt sehr weiblich aus, darum könne sie sich schlecht daran gewöhnen. Sie erklärt aber auch, dass es ihr leidtut, dass sie die Hinweise nicht ernst genug genommen hat.

Auch wenn Kim eine solche Argumentation satt hat, versucht Kim, der Dozentin noch einmal entgegen zu kommen und zeigt Verständnis, dass solche Fehler passieren. Kim erzählt der Dozentin, dass es anderen Leuten in Kims Umfeld geholfen hat, sich selbst zu beobachten und die Anwendung der neutralen Anrede bei verschiedenen Gelegenheiten im Alltag zu üben. Kim hat den Eindruck, dass die Dozentin die Anregung interessiert aufnimmt und erhofft sich dadurch in Zukunft ein besseres Verständnis.

Rückansicht von Kim vor einem aufgeklappten Laptop, den Kopf auf den Arm gestützt. In einer Denkblase darüber steht: «Wie oft muss ich es noch sagen…?» Bild vergrössern

Inklusive Sprache:

Leitfaden für die Anwendung von inklusiver Sprache erstellen und einfach zugänglich machen. Inklusive Sprache konsequent in allen Dokumenten und in interner und externer Kommunikation anwenden.

Ressourcen bereitstellen:

Kurze und einfach zu verwendende Hilfestellungen zur Anwendung inklusiver Sprache (z.B. korrekte Anrede von nicht-binären Personen) anbieten.

Schulung und Sensibilisierung:

Sensibilisierungsmassnahmen und Schulungen zu LGBTIAQ+ und Diversity allgemein durchführen, um die Awareness für die Thematik zu erhöhen.

Information und Beratung:

Spezifische Informationen und Beratungsangebote zu den Themen sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und körperliche Geschlechtsmerkmale zugänglich machen. Unterstützung bei Coming-out, Transition sowie bei Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen gewährleisten.

Vertrauliche Beschwerdeverfahren:

Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.

Interne Vertrauenspersonen:

Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.

Externe Anlaufstellen:

Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTIAQ+-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.

Vorfälle transparent aufarbeiten:

Meldungen von Vorfällen ernst nehmen, mit den Betroffenen das Gespräch suchen und versuchen, gemeinsam eine Einigung zu finden. Falls nötig, weitere Schritte einleiten.

  • Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
  • Die Selbstbestimmung von Anrede, Name und Pronomen gehört zur persönlichen Integrität und ist zu respektieren.
  • Die Geschlechtsidentität, bevorzugte Anrede und Pronomen einer Person können nicht eindeutig aus deren Name, Erscheinungsbild oder Angaben in amtlichen Dokumenten abgeleitet werden.
  • Inklusive Sprache verhindert die (auch unbeabsichtigte) Unsichtbarmachung, Abwertung oder Ausgrenzung bestimmter Personengruppen.
  • Jede Person mit der bevorzugten Anrede ansprechen, korrekte Namen und Pronomen verwenden. Andere ermutigen, dies ebenfalls zu tun.
  • Eigene Pronomen in Vorstellungsrunden nennen, in E-Mail Signatur und Personenprofilen aufführen.
  • Wenn die bevorzugte Anrede/Pronomen nicht bekannt sind, sich danach erkundigen oder neutrale Anrede verwenden und auf Pronomen verzichten.
  • Andere auf die Verwendung der falschen Anrede/Pronomen sachlich hinweisen.

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