Praktika: Suche nach dem passenden Platz
Einen diskriminierungsfreien Praktikumsplatz zu finden, kann für LGBTIAQ+ Studierende eine Herausforderung darstellen. Die Hochschule kann sie dabei unterstützen, vorausgesetzt das Bewusstsein und die Bereitschaft dazu ist vorhanden.
Die Schule, an der Elia deren nächstes Praktikum als angehende Lehrperson absolvieren soll, gilt als eher LGBTIAQ+ feindlich, wie Elia von anderen Studierenden erfährt. Das löst bei Elia als nicht-binäre Person zunehmende Besorgnis aus, je näher der Praktikumsbeginn rückt. Als Elia die Bedenken der Begleitperson an der pädagogischen Hochschule mitteilt, stösst Elia damit auf wenig Verständnis und fühlt sich mit den Sorgen alleingelassen.
Elia ist ratlos, wie weiter vorzugehen ist. Eine befreundete Kommilitonin bemerkt Elias Verunsicherung und empfiehlt, die Situation der Studienberatung zu melden. Ohne grosse Erwartungen äussert Elia die Bedenken schliesslich noch einmal in einem Gespräch gegenüber der Studienberatung. Zu Elias Überraschung reagiert die Studienberatung zwar einfühlsam und scheint Elias Bedenken ernst zu nehmen, doch die weiteren Schritte lassen auf sich warten. Elia erhält zunächst keine klare Antwort, ob und wie die Hochschule handeln wird. Die Hochschulleitung signalisiert lediglich, dass die Situation geprüft werden müsse, ohne eine konkrete Lösung in Aussicht zu stellen.
Nach einiger Zeit gibt die Hochschulleitung Elia schliesslich eine Rückmeldung: Sie plane, mit der betroffenen Schule in Kontakt zu treten und das Thema anzusprechen. Alternativ wird Elia angeboten, einen anderen Praktikumsplatz zu suchen. Elia nimmt das Angebot erleichtert an, hofft aber gleichzeitig, dass die Hochschule diesmal im Vorfeld abklärt, ob die Schule gegenüber LGBTIAQ+ Personen offen eingestellt ist.
Proaktive Massnahmen
Richtlinien / Verhaltensgrundsätze:
Klare Richtlinien und Verhaltensgrundsätze (z.B. Code of Conduct) gegen Diskriminierung, diskriminierende Äusserungen, Mobbing und Belästigung implementieren.
Schutz der persönlichen Integrität:
Prozess zum Schutz der persönlichen Integrität an der Hochschule implementieren und einfach zugänglich machen.
Schulung und Sensibilisierung:
Sensibilisierungsmassnahmen und Schulungen zu LGBTIAQ+ und Diversity allgemein durchführen, um die Awareness für die Thematik zu erhöhen.
Information und Beratung:
Spezifische Informationen und Beratungsangebote zu den Themen sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und körperliche Geschlechtsmerkmale zugänglich machen. Unterstützung bei Coming-out, Transition sowie bei Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen gewährleisten.
Feedback einholen:
Regelmässige Umfragen zu Prozessen durchführen, Kommentarfelder in Formularen hinzufügen und spontane Rückmeldungen aufnehmen. Feedback sammeln und an die zuständigen Stellen weiterleiten.
Reaktive Massnahmen
Vertrauliche Beschwerdeverfahren:
Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.
Interne Vertrauenspersonen:
Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.
Externe Anlaufstellen:
Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTIAQ+-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.
Feedback einarbeiten:
Feedback aus Umfragen, Kommentarfeldern und spontanen Rückmeldungen ernst nehmen und in die Gestaltung und Weiterentwicklung von Prozessen einbeziehen.
Awareness
- Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
- Das innere Wissen, welches Geschlecht eine Person hat (Geschlechtsidentität), stimmt nicht bei jeder Person mit dem Geschlecht überein, welches ihr bei Geburt zugewiesen wurde. Manche Personen identifizieren sich nicht (ausschliesslich) als Frau oder Mann.
Support
- Empathie schaffen und emotionale Unterstützung bieten durch aufmerksames Zuhören und Anerkennen der Erfahrungen und Bedenken von LGBTIAQ+ Personen.
- Sich über die geltenden Rechte und Anliegen von LGBTIAQ+ Personen informieren und dafür einsetzen. LGBTIAQ+ Personen in ihren Belangen bestärken.
- Mit LGBTIAQ+ Studierenden zusammenarbeiten, um individuelle und stimmige Lösungen zu finden.