Reglemente, die Flexibilität zulassen
Gesundheitliche Herausforderungen halten sich nicht immer ans Studienreglement. Ein gewisses Mass an Flexibilität zuzulassen hilft, verschiedenen Lebensrealitäten gerecht zu werden.
Joana befindet sich in der medizinischen Transition und wird im nächsten Semester einige medizinische Termine wahrnehmen müssen. Weil sie deswegen einige Inhalte im nächsten Semester verpasst, sucht sie das Gespräch mit den Dozierenden und bittet darum, Module flexibler über zwei Semester besuchen zu dürfen oder einige Inhalte im Selbststudium aufzuarbeiten. Trotz Verständnis für Joanas Situation seitens der Dozierenden stösst der Vorschlag in der Studierendenadministration auf Widerstand. Das bestehende Reglement sieht keinen gesonderten Umgang mit solchen spezifischen Szenarien vor und der Prozess lässt sich nicht im System abbilden.
Joana sucht das persönliche Gespräch mit der Studiengangsleitung und einer der beteiligten Dozierenden setzt sich für Joanas Anliegen ein. Er betont, wie wichtig Unterstützung und Flexibilität in dieser lebensverändernden Phase sind, um gesundheitliche Herausforderungen zu berücksichtigen und das Studium fortsetzen zu können. Glücklicherweise zeigt die Studiengangsleitung Verständnis und erteilt eine Ausnahmegenehmigung. Auch wenn sich Joana nicht nur eine Ausnahmegenehmigung, sondern eine faire Regelung für alle Studierenden in einer ähnlichen Situation wünscht, bringt ihr diese Lösung genügend Flexibilität, damit sie die notwendigen medizinischen Termine wahrnehmen kann und ihr auch genügend Zeit für Erholung bleibt. Sie hofft, dass die Hochschule diese Erfahrung nutzt, um hinsichtlich der Inklusion von allen Studierenden und deren verschiedenen Lebensrealitäten einen Schritt weiter zu kommen.
Proaktive Massnahmen
Flexiblere Handhabung in Reglementen ermöglichen:
Studien- und Prüfungsreglemente, wie auch andere Reglemente können Klauseln enthalten, die unter bestimmten Bedingungen eine flexiblere Handhabung ermöglichen.
Information und Beratung:
Spezifische Informationen und Beratungsangebote zu den Themen sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und körperliche Geschlechtsmerkmale zugänglich machen. Unterstützung bei Coming-out, Transition sowie bei Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen gewährleisten.
Richtlinien / Verhaltensgrundsätze:
Klare Richtlinien und Verhaltensgrundsätze (z.B. Code of Conduct) gegen Diskriminierung, diskriminierende Äusserungen, Mobbing und Belästigung implementieren.
Schutz der persönlichen Integrität:
Prozess zum Schutz der persönlichen Integrität an der Hochschule implementieren und einfach zugänglich machen.
Vertraulichkeit und Datenschutz:
Informationen zu körperlichen Geschlechtsmerkmalen und medizinischen Behandlungen vertraulich behandeln und nur mit dem Einverständnis der Betroffenen weitergeben.
Reaktive Massnahmen
Vertrauliche Beschwerdeverfahren:
Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.
Interne Vertrauenspersonen:
Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.
Externe Anlaufstellen:
Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTIAQ+-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.
Awareness
- Medizinische Behandlungen im Rahmen eines Transtitionsprozesses sind als medizinisch notwendig anzusehen.
- Nicht alle trans Personen entscheiden sich für geschlechtsangleichende medizinische Massnahmen.
- Körperliche Geschlechtsmerkmale und medizinische Behandlungen sind Teil der Intimsphäre.
Support
- Persönliche Grenzen und die Intimsphäre respektieren. Keine indiskreten Fragen stellen oder Mutmassungen vornehmen.
- Das Wissen über den Transitionsprozess einer Person, einschliesslich medizinischer Behandlungen, vertraulich behandeln und schützen.
- Sich selbst und andere informieren und aufklären. Trans Personen haben keinen Aufklärungsauftrag.