Repräsentation: Sichtbarkeit und Unterstützung

Hochschulen können Diskriminierung und Stigmatisierung entgegenwirken, indem sie LGBTAIQ+ Personen sichtbarer machen und deren Zugehörigkeit zur Hochschule betonen. Oft fehlt jedoch eine authentische Kommunikation und sichtbare Präsenz.

Als bisexueller Mann ist Max schon lange in einer Partnerschaft mit einem Mann und hat sich seit geraumer Zeit ein privates Umfeld aufgebaut, in dem LGBTIAQ+ Lebensweisen völlig normalisiert sind. Auch wissen einige Komiliton:innen in seinem Wirtschaftsstudium von seiner sexuellen Orientierung, er verheimlicht dies nicht. Allerdings ist er sich unsicher, wie seine Hochschule zum Thema LGBTIAQ+ steht: im Gegensatz zu seinem privaten Umfeld scheinen LGBTIAQ+ Themen kaum präsent zu sein und eher etwas «Besonderes» darzustellen, was zwar akzeptiert wird, aber nicht explizit willkommen geheissen wird.

Max fragt sich, ob es andere Studierende und Dozierende in seinem Umfeld gibt, die sich ebenfalls als queer identifizieren. Bei einem Treffen für ein Studienprojekt bemerkt Max, dass der Dozent eine Pride-Flagge in seinem Büro aufgehängt hat. Er teilt dem Dozenten mit, dass er sich über die Flagge freut. Der Dozent teilt daraufhin mit, dass ihm die Inklusion von queeren Personen am Herzen liegt. Max bedauert, dass er das nicht früher gewusst hat und erwähnt, dass auch andere Studierende an der Thematik interessiert sind. Der Dozent schlägt vor, einen Sticker auf seinem Computer anzubringen, um auch ausserhalb seines Büros zu zeigen, dass er sich für LGBTIAQ+ Personen einsetzt und einen sicheren Raum bietet. Doch Sticker alleine sagen noch nichts darüber aus, wie gut eine Person die Herausforderungen der LGBTIAQ+ Community versteht. Max und der Dozent unterhalten sich daraufhin über das Thema «Pinkwashing», weil an der Hochschule sonst grundsätzlich wenig konkrete Massnahmen zur Sichtbarkeit und Unterstützung von LGBTIAQ+ Studierenden vorhanden sind.

Max weiss von einem Freund, der an der Hochschule arbeitet, dass bald die nächste Hochschulkonferenz stattfinden wird. Er bringt die Idee auf, diesen Rahmen zu nutzen, um das Thema zu adressieren, worauf der Dozent sofort einwilligt. 

Rückansicht von Max vor einem Hochschulgebäude mit Regenbogenflaggen auf dem Dach, die im Wind wehen. In einer Denkblase neben Max steht: «Hoffentlich meinen sie es auch wirklich so.» Bild vergrössern

LGBTIAQ+ Personen und Lebensrealitäten sichtbar machen:

Authentische und glaubwürdige Kommunikation sicherstellen. LGBTIAQ+ Personen in der Organisation eine Stimme geben. Dabei aber beachten, dass nicht jede queere Person als solche sichtbar sein möchte.

Initiativen ergreifen und fördern:

Initiativen von Studierenden, die die Sichtbarkeit und Inklusion von LGBTIAQ+ Studierenden stärken, initiieren und/oder unterstützen. Mittel, Ressourcen und Informationen bereitstellen. Ermöglichen, dass Initiativen und Vorhaben für alle offen sind (Allies). Beispiele für Initiativen sind interne LGBTIAQ+ Netzwerke oder informelle Treffen von und für LGBTIAQ+ Studierende.

Wertschätzung ausdrücken:

In der Hochschulkommunikation auf LGBTIAQ+ Anlässe (z.B. Pride, Kulturtage, Filmfestivals) hinweisen. Das drückt Wertschätzung gegenüber der LGBTIAQ+ Gemeinschaft aus und macht alle auf LGBTIAQ+ Themen aufmerksam.

Sichtbarkeit schaffen:

Plakate, Banner und andere sichtbare Zeichen der Unterstützung und Wertschätzung gegenüber LGBTIAQ+ Personen auf dem Campus anbringen. Statements veröffentlichen (Webseite, Intranet), die die LGBTIAQ+ Community angemessen repräsentieren und mitdenken.

Information und Beratung:

Spezifische Informationen und Beratungsangebote zu den Themen sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und körperliche Geschlechtsmerkmale zugänglich machen. Unterstützung bei Coming-out, Transition sowie bei Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen gewährleisten.

Vertrauliche Beschwerdeverfahren:

Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.

Interne Vertrauenspersonen:

Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.

Externe Anlaufstellen:

Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTI-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können. 

  • Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
  • Teile der eigenen Identität verbergen zu müssen kostet viel Anstrengung und kann dazu führen, dass Personen sich unsicher und nicht zugehörig fühlen.
  • Sich über die geltenden Rechte und Anliegen von LGBTIAQ+ Personen informieren und dafür einsetzen. LGBTIAQ+ Personen in ihren Belangen bestärken.
  • Wertschätzung und Anerkennung gegenüber LGBTIAQ+ Personen von sich aus sichtbarmachen (z.B durch Pride-Sticker, Pride-Pins, Pride-Flaggen).
  • Empathie schaffen und emotionale Unterstützung bieten durch aufmerksames Zuhören und Anerkennen der Erfahrungen von LGBTIAQ+ Personen. 

Weiterführende Links

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