Interaktion mit Studierenden: Respektvoller Umgang
Leider erleben manche LGBTIAQ+ Studierende Ausschluss, Abwertung und Belästigungen, wie queerfeindliche Kommentare oder indiskrete Fragen. Ein respektvoller Umgang miteinander trägt zum Wohlbefinden aller Hochschulangehörigen bei.
Joana studiert soziale Arbeit an einer Fachhochschule. Das Fach hat allgemein den Ruf, dass die Studierenden eher offen und akzeptierend gegenüber vielfältigen Lebensweisen sind. Joana ist überall als trans Frau geoutet und fühlt sich in ihrem studentischen Umfeld weitgehend akzeptiert. Es kommt jedoch gelegentlich vor, dass andere Studierende ihr unangemessene Fragen zu ihrem Körper, geplanten bzw. durchgeführten Operationen oder Sexualleben stellen. Joana weiss von anderen trans Frauen, dass diese in ihrem Umfeld ähnliche Erfahrungen machen: Manche Leute scheinen sich bei trans Personen übergriffige Fragen zu erlauben, die sie bei cis Personen nie stellen würden.
Für Joana sind solche Fragen ein sehr unangenehmer Eingriff in ihre Privatsphäre. Sie geht inzwischen nicht mehr auf solche Fragen ein und hat darauf immer eine schlagfertige Antwort auf Lager. Es wäre ihr lieber, wenn das gar nicht nötig wäre. Sie wünscht sich mehr Awareness und Support im Hochschulumfeld, denn sie möchte die Aufklärungsarbeit nicht als Betroffene selbst leisten müssen.
Proaktive Massnahmen
Richtlinien / Verhaltensgrundsätze:
Klare Richtlinien und Verhaltensgrundsätze (z.B. Code of Conduct) gegen Diskriminierung, diskriminierende Äusserungen, Mobbing und Belästigung implementieren.
Schutz der persönlichen Integrität:
Prozess zum Schutz der persönlichen Integrität an der Hochschule implementieren und einfach zugänglich machen.
Schulung und Sensibilisierung:
Sensibilisierungsmassnahmen und Schulungen zu LGBTIAQ+ und Diversity allgemein durchführen, um die Awareness für die Thematik zu erhöhen.
Information und Beratung:
Spezifische Informationen und Beratungsangebote zu den Themen sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und körperliche Geschlechtsmerkmale zugänglich machen. Unterstützung bei Coming-out, Transition sowie bei Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen gewährleisten.
Reaktive Massnahmen
Vertrauliche Beschwerdeverfahren:
Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.
Interne Vertrauenspersonen:
Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.
Externe Anlaufstellen:
Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTIAQ+-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.
Vorfälle transparent aufarbeiten:
Meldungen von Vorfällen ernst nehmen, mit den Betroffenen das Gespräch suchen und versuchen, gemeinsam eine Einigung zu finden. Falls nötig, weitere Schritte einleiten.
Awareness
- Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zuwerden.
- Nicht alle trans Personen entscheiden sich für geschlechtsangleichende medizinische Massnahmen.
- Körperliche Geschlechtsmerkmale und medizinische Behandlungen sind Teil der Intimsphäre.
Support
- Unterschiede anerkennen und respektieren.
- Empathie schaffen und emotionale Unterstützung bieten durch aufmerksames Zuhören und Anerkennen der Erfahrungen und Bedenken von LGBTIAQ+ Personen.
- Persönliche Grenzen und die Intimsphäre respektieren. Keine indiskreten Fragen stellen oder Mutmassungen vornehmen.
- Interesse daran zeigen, was Anderen widerfährt. Nicht über – sondern mit LGBTIAQ+ Personen sprechen.
- Sich selbst und andere informieren und aufklären. Trans Personen haben keinen Aufklärungsauftrag.