Ruhemöglichkeiten zugänglich machen

Ruhe und Erholung sind menschliche Grundbedürfnisse. Ruheräume sollten niederschwellig zugänglich sein und der Weg dorthin nicht zur zusätzlichen Belastung werden.

Joana studiert Soziale Arbeit und befindet sich in der medizinischen Transition. Sie benötigt während diesem körperlichen Veränderungsprozess regelmässig Ruhe und die Möglichkeit, sich hinlegen zu können. In den frei zugänglichen Sitzlounges ist es für sie zu laut und sie kommt nicht zur benötigten Erholung.

Der einzige abschliessbare Rückzugsraum ist das Sanitätszimmer in einer entlegenen Ecke des Gebäudes und der Schlüssel dafür muss zuerst über den Service-Desk der Studierendenadministration bezogen werden. Für Joana ist dies unangenehm, weil es sich für sie anfühlt, als müsse sie sich jedes Mal rechtfertigen. An Tagen mit wenig Energie ist es für sie ein zusätzlicher Aufwand, diesen Schlüssel zu organisieren. Joana spricht das Problem bei der Studierendenadministration an und erklärt, was das in ihr auslöst und dass sie sich wünscht, dass Ruheräume für alle niederschwellig zugänglich sind. Am liebsten ohne Schlüssel oder Zugangs-Codes.

Nach einer etwas längeren Diskussion mit der Studierendenadministration hat Joana das Gefühl, dass ihr Anliegen grundsätzlich gesehen und ernst genommen wird. Auch wenn nicht direkt eine Lösung bereitgestellt werden kann, verspricht die Service-Desk Mitarbeitende Joana, das Anliegen in die nächste Sitzung mit der Standortleitung mitzunehmen und ihr anschliessend ein Update zu geben.

Rückansicht von Joana, die mit einem Schlüssel auf einen Ruheraum zuläuft, der sich am Ende eines langen Gangs befindet. In einer Denkblase über Joanas Kopf steht: «Jetzt brauche ich erst recht eine Pause». Bild vergrössern

Zugängliche Infrastruktur:

Ausreichende Anzahl an Ruhemöglichkeiten zur Verfügung stellen, die für alle leicht zugänglich und angemessen ausgestattet sind.

Platzierung und Kennzeichnung:

Ruhemöglichkeiten leicht auffindbar (Beschilderung, Situationspläne, Website, etc.) und benutzbar machen, ohne sich dabei zu exponieren.

Interims-Lösungen realisieren:

Unbenutzte Räume zu Ruheräumen umfunktionieren.

  • Ruhe und Rückzug sind Grundbedürfnisse, die im belebten Hochschulbetrieb zu kurz kommen können.
  • Allen Personen steht es zu, Ruhemöglichkeiten sicher und unbeobachtet aufsuchen und benutzen zu können. 
  • Körperliche Veränderungsprozesse, z.B. im Rahmen einer medizinischen Transition, können den Erholungsbedarf erhöhen.
  • Nicht alle trans Personen entscheiden sich für geschlechtsangleichende medizinische Massnahmen.
  • Körperliche Geschlechtsmerkmale und medizinische Behandlungen sind Teil der Intimsphäre.
  • Persönliche Grenzen und die Intimsphäre respektieren. Keine indiskreten Fragen stellen oder Mutmassungen vornehmen.
  • Mit LGBTIAQ+ Studierenden zusammenarbeiten, um individuelle und stimmige Lösungen zu finden.

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