Studierendenverbände: Barrieren abbauen und Kontakte knüpfen
Ob Studierendenverbände mit ihrem Angebot auch LGBTIAQ+ Studierende ansprechen, hängt nicht selten von der Initiative einzelner Personen ab. Die Hochschule kann sie beim Aufbau von inklusiven Strukturen und Netzwerken unterstützen.
Luan ist für sein Studium in die Stadt gezogen. Er ist der erste aus seinem ländlichen Umfeld, der an einer Hochschule studiert und hat darum erst wenig soziale Kontakte an seinem neuen Studienort. Um neue Leute kennenzulernen, überlegt er, sich im Studierendenverband seiner Hochschule zu engagieren.
Trotz seiner Hemmungen, weil er nicht weiss, ob er als trans Person auf Offenheit und Akzteptanz stossen wird, hat er sich zu einem Treffen für Studierende im ersten Semester angemeldet. Er ist angenehm überrascht, dass seine Befürchtungen unbegründet waren. Die Mitglieder des Verbands reagieren respektvoll und unterstützend auf Luan, was ihm ein Gefühl der Zugehörigkeit gibt. Es fällt ihm auf, dass er möglicherweise die einzige queere Person im Raum ist. Er sucht daher das Gespräch mit der Präsidentin des Verbands. Gemeinsam kommen sie zur Vermutung, dass es innerhalb des Studierendenverbands noch zu wenig Aktivitäten gibt, die LGBTIAQ+ Studierende ansprechen. Sie beschliessen, die Fachstelle für Chancengleichheit um Unterstützung zu bitten, um etwas zu ändern. Die Fachstelle reagiert positiv und zeigt Interesse an der Initiative.
Nach einigen Abklärungen und Gesprächen erhalten sie von der Fachstelle die Zusage, dass sie den Verband bei der Organisation von zweimal jährlich stattfindenden Netzwerktreffen für queere Studierende unterstützt. Zum ersten Treffen kommt zwar nur eine Hand voll Leute; Trotzdem freut sich Luan, dass er durch seine Initiative dazu beitragen konnte, die Sichtbarkeit von queeren Studierenden zu erhöhen und einen sicheren Raum zu schaffen. Er hofft, dass sie in Zukunft noch mehr Leute erreichen können.
Proaktive Massnahmen
Initiativen ergreifen und fördern:
Initiativen von Studierenden, die die Sichtbarkeit und Inklusion von LGBTIAQ+ Studierenden stärken, initiieren und/oder unterstützen. Mittel, Ressourcen und Informationen bereitstellen. Ermöglichen, dass Initiativen und Vorhaben für alle offen sind (Allies). Beispiele für Initiativen sind interne LGBTIAQ+ Netzwerke oder informelle Treffen von und für LGBTIAQ+ Studierende.
Wertschätzung ausdrücken:
In der Hochschulkommunikation auf LGBTIAQ+ Anlässe (z.B. Pride, Kulturtage, Filmfestivals) hinweisen. Das drückt Wertschätzung gegenüber der LGBTIAQ+ Gemeinschaft aus und macht alle auf LGBTIAQ+ Themen aufmerksam.
Sichtbarkeit schaffen:
Plakate, Banner und andere sichtbare Zeichen der Unterstützung und Wertschätzung gegenüber LGBTIAQ+ Personen auf dem Campus anbringen. Statements veröffentlichen (Webseite, Intranet), die die LGBTIAQ+ Community angemessen repräsentieren und mitdenken.
Reaktive Massnahmen
Vertrauliche Beschwerdeverfahren:
Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.
Interne Vertrauenspersonen:
Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.
Externe Anlaufstellen:
Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTI-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.
Awareness
- Sozialer Austausch, Vernetzung und gegenseitige Unterstützung sind wichtig für das persönliche Wohlbefinden und tragen zu einer erfolgreichen Entwicklung bei.
- Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
- Teile der eigenen Identität verbergen zu müssen kostet viel Anstrengung und kann dazu führen, dass Personen sich unsicher und nicht zugehörig fühlen.
Support
- An Informationsveranstaltungen, Weiterbildungen und Netzwerktreffen zu LGBTIAQ+ Themen teilnehmen und andere ermutigen, das ebenfalls zu tun.
- Wertschätzung und Anerkennung gegenüber LGBTIAQ+ Personen von sich aus sichtbarmachen (z.B durch Pride-Sticker, Pride-Pins, Pride-Flaggen).
- Interesse daran zeigen, was Anderen widerfährt. Nicht über – sondern mit LGBTIAQ+ Personen sprechen.