Diskussionen im Unterricht: Machtverhältnisse und Meinungsäusserung

Die Dozierenden haben die Verantwortung, in Diskussionen für einen konstruktiven und respektvollen Austausch zu sorgen. Dabei müssen sie hin und wieder auch auf Herausforderungen gefasst sein.

Nach einer Unterrichtseinheit über steuerliche Nachteile in der Ehe, die zu einer Diskussion über die «Ehe für alle» führt, ist Max traurig und verwirrt. Eine Mitstudentin äusserte diskriminierende Ansichten über gleichgeschlechtliche Paare, was Max verletzte. Er hoffte auf Unterstützung von Kommilitonen oder der Dozentin, um die verletzenden Aussagen anzusprechen, aber alle blieben still und liessen die Äusserung unkommentiert im Raum stehen. Gemeinsam mit einer Freundin spricht Max im Anschluss über die Situation. Sie ist ebenfalls betroffen und findet, dass die Dozentin hätte eingreifen müssen. Die Freundin ermutigt Max, sich nicht weiter damit zu belasten und schlägt vor, dass sie gemeinsam abwarten, wie die Dozentin mit der Situation umgehen wird.

Einige Tage später erhält Max eine E-Mail von der Dozentin. Sie erklärt, dass sie die Aussagen mitbekommen habe, aber im Moment überrumpelt war und deshalb nicht sofort reagiert hat. Sie entschuldigt sich bei Max für ihr Schweigen und fragt ihn, ob er etwas braucht in dieser Situation. Sie versichert ihm ausserdem, dass sie das Thema in der nächsten Unterrichtseinheit aufgreifen und klarstellen will, dass diskriminierende Äusserungen in ihrem Unterricht nicht toleriert werden. Max ist einerseits beruhigt, dass die Dozentin die Verantwortung übernehmen will. Auf der anderen Seite hat Max auch Angst, ausgestellt zu werden in der Situation. Er teilt ihr seine Bedenken mit, worauf sie sich dann auch einigen, dies noch gemeinsam vorzubesprechen. Was Max an diesem Hin und her verunsichert, ist, dass die Dozentin alles alleine regeln will, obwohl sie selbst überfordert zu sein scheint.

Rückansicht von Max auf einem Platz im Hörsaal. In der Präsentation an der Wand ist ein Paragraphzeichen zu erkennen. In einer Sprechblase bei einer Person in einer der vorderen Reihen ist ein Regenbogen, ein Ungleichheitszeichen und ein Herz zu sehen. In einer Denkblase neben Max steht: «Warum sagt niemand was? Sonst seid ihr doch auch nie still!» Bild vergrössern

Richtlinien / Verhaltensgrundsätze:

Klare Richtlinien und Verhaltensgrundsätze (z.B. Code of Conduct) gegen Diskriminierung, diskriminierende Äusserungen, Mobbing und Belästigung implementieren.

Schutz der persönlichen Integrität:

Prozess zum Schutz der persönlichen Integrität an der Hochschule implementieren und einfach zugänglich machen.

Schulung und Weiterbildung:

Schulungen und Weiterbildungen zur Moderation von Diskussionen durchführen, um Dozierende auf die frühzeitige Erkennung von Konflikten und einen angemessenen Umgang damit vorzubereiten.

Austauschformate für Dozierende:

Austauschformate für Dozierende schaffen, um die gegenseitige Sensibilisierung, den Austausch von Erfahrungen und Unterstützung zu ermöglichen.

Interne Vertrauenspersonen:

Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.

Externe Anlaufstellen:

Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTI-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.

Vorfälle transparent aufarbeiten:

Meldungen von Vorfällen ernst nehmen, mit den Betroffenen das Gespräch suchen und versuchen, gemeinsam eine Einigung zu finden. Falls nötig, weitere Schritte einleiten.

  • Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
  • Abwertende Aussagen über LGBTIAQ+ setzen diese Menschen auf diskriminierende Weise in ihrer Würde herab.
  • Schweigen bei diskriminierenden Äusserungen normalisiert diskriminierendes Verhalten und gibt Betroffenen das Gefühl, allein zu sein.
  • Unterschiede anerkennen und respektieren.
  • Andere auf diskriminierende und menschenverachtende Inhalte und Äusserungen aufmerksam machen und Betroffenen Unterstützung anbieten.
  • Empathie schaffen und emotionale Unterstützung bieten durch aufmerksames Zuhören und Anerkennen der Erfahrungen von LGBTIAQ+ Personen. 

Weiterführende Links:

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