Genderblind: Geschlechter(un)ordnung in der Schweizer Grafik

Das Grafikdesign ist bis heute weithin männlich dominiert. In diesem Projekt werden die beruflichen Werdegänge ausgebildeter Kommunikationsdesigner*innen analysiert und entsprechende Handlungsempfehlungen für die Ausbildung abgeleitet.

Fiche signalétique

  • Départements participants Haute école des arts de Berne
    Gestion
  • Institut(s) Institut Pratiques et théories des arts
    Institute for Innovation and Strategic Entrepreneurship
  • Unité(s) de recherche Art comme recherche: processus artistiques et épistemologiques
    Strategisches Unternehmertum
  • Organisation d'encouragement BFH
  • Durée (prévue) 01.01.2020 - 31.12.2020
  • Direction du projet Prof. Dr. Claus Noppeney
  • Équipe du projet Wara Ugarte Vallejos
    Prof. Dr. Priska Gisler
    Benjamin Adriaensen
  • Mots-clés Werdegänge, Professionsforschung, Innovation, Professionell, Gender, Diversity, Graphic glass ceiling, Glass ceiling, Visuelle Kommunikation, Designforschung, Designfeld, Design culture, Kommunikatio

Situation

Seit Bestehen der Schweizer Fachhochschulen weist die Hochschulstatistik den Bildungserfolg von weiblichen Gestalter*innen aus. Demnach dominieren fast durchge­hend weibliche Studierende die gestalterischen Studiengän­ge. Gleichzeitig erweist sich das Berufsfeld als androzent­risch: Branchenzeitschriften präsentieren Gestaltung oft als individualistische Praxis, so dass männliche Protagonisten zuweilen als Stars überbetont werden. Angehende Gestalte­ rinnen beklagen einen Mangel an weiblichen Vorbildern. Schliesslich deutet der im Jahr 2019 komplett männlich besetz­te Vorstand des Art Director Clubs Switzerland auf eine be­sondere Langlebigkeit des «Männerbündischen» in diesem Feld hin. Die nach Michael Bierut skizzierte Graphic Glass Ceiling ist der Anstoss für dieses Forschungsprojekt: Wie wird die Diskrepanz zwischen Bildungserfolg und mangelnder professioneller Präsenz im Grafikdesign reproduziert? Welche diversitätsbezogenen Normen und Denkmuster liegen die­ser Abwesenheit zugrunde? Welche geschlechtsspezifischen Ausprägungen des Berufseinstiegs und des ­-verbleibs sind wirksam? Gibt es Handlungsoptionen für Ausbildungsinstitu­tionen und angehende Gestalter*innen, um die Präsenz zu erhöhen und um welche kann es sich dabei handeln?

Approche

Aufbauend auf die bisherige Forschung, die vor allem das gestalterische Werk von bislang wenig beachteten Gestalterinnen herausstellt, folgt das Projekt einem in der Lebenslaufforschung begründeten Institutionenansatz. Das Vorhaben kombiniert eine strukturierte Vollerhebung mit offenen qualitativen Verfahren. Dieser qualitative und quanti­tative Methodenmix ermöglicht es, die Werdegänge von rund 250 Bachelor­Absolvent*innen des Studiengangs Visuelle Kommunikation der Berner Fachhochschule von 2004 bis 2018 zu analysieren. So lassen sich die diversitätsbezogenen Normen und Denkmuster im professionellen Feld rekon­struieren.

Résultat

Das Projekt trägt zum Verständnis der Graphic Glass Ceiling im Schweizer Grafikdesign bei. Indem es Hand­lungsmöglichkeiten für Ausbildungsinstitutionen wie ange­hende Gestalter*innen formuliert und vermittelt, beabsichtigt es, Wege zu mehr Geschlechtergerechtigkeit im Grafik­design zu bahnen und versteckte Innovationspotenziale für das Feld aufzuzeigen. Die besondere Relevanz ergibt sich aus der Bedeutung des Grafikdesigns – dem beschäftigungs­mässig wichtigsten Bereich der Kreativwirtschaft. Mit Blick auf die Graphic Glass Ceiling, die in der Schweiz besonders akzentuiert ist, dürfte mit dieser interdisziplinären Zusam­menarbeit zwischen BFH­ Wirtschaft und dem Institut Praktiken und Theorien der Künste der HKB eine Grundlage gelegt werden können, aus der mittelfristig weitere gemeinsame Vor­ haben entstehen.

Perspectives

Die Ergebnisse werden verwendet, um einen "Reiseführer" zu entwerfen, der den Studierenden hilft, sich in diesem "geschlechtsblinden" Bereich zurechtzufinden.

Es ist ein Kopfumriss gezeichnet, in dem ein grosses Fragezeichen ist. Über dem Kopf sind die Zeichen für weiblich, männlich, nonbinär und weitere angeordnet.
Wie sind die Geschlechter oder ihre Zuschreibungen in den grafischen Werdegängen vertreten?