Marktvergleich von Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder

Das Projekt zielte auf einen Marktvergleich von Nahrungsergänzungsmitteln für Kinder ab. Es sollte die Konformität dieser NEM mit dem Schweizer Lebensmittelrecht überprüft und ein Eindruck gewonnen werden, wie sie angepriesen werden.

Fiche signalétique

Situation

Im Vergleich zu Erwachsenen haben Kinder pro Kilogramm Körpergewicht einen höheren Energiebedarf. Dieser erhöhte Energiebedarf könnte die Vorliebe von Kindern für energiedichte Lebensmittel erklären. Gemüse hingegen ist arm an Energie, jedoch reich an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Da Kinder oftmals dazu neigen, Gemüse abzulehnen, kann dies bei Eltern zu Bedenken führen, ob ihre Kinder ausreichend mit essentiellen Mikronährstoffen versorgt sind. Nahrungsergänzungsmittel (NEM) können in solchen Situationen verlockend sein. Die repräsentative Kinder- und Jugendstudie EsKiMo in Deutschland zeigte, dass rund 16% der 12- bis 17-Jährigen NEM konsumieren. In Dänemark liegt der Anteil bei den 4- bis 10-jährigen Kindern sogar bei 64%. Für die Schweiz werden entsprechende Daten ab dem Sommer 2025 erwartet. Die Einnahme von NEM ist bei einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung jedoch in der Regel nicht notwendig. Auch wenn Kinder beim Essen sehr wählerisch sein können, zeigte die zuvor erwähnte EsKiMo-Studie, dass die Vitamin- und Mineralstoffzufuhr bei den 6- bis 17-Jährigen insgesamt ausreichend ist. Nichtsdestotrotz sind im Schweizer Detailhandel eine Vielzahl von NEM für Kinder frei erhältlich. Vor diesem Hintergrund war das Ziel des Marktvergleichs, NEM im Hinblick auf die Lebensmittelgesetzgebung zu prüfen. Weiter sollte ein Eindruck über die Art der Anpreisung von NEM bei Eltern und Kindern gewonnen werden (z.B. organoleptische Eigenschaften).

Approche

Es wurden NEM ausgewählt, die ohne besondere Hürden erworben werden konnten. Das heisst, die Produkte mussten im Schweizer Detailhandel frei verfügbar sein, ohne dass eine Beratung durch eine Fachkraft erforderlich war. Produkte, die beispielsweise in Apotheken erhältlich sind, deren Erwerb jedoch die Beratung von Fachpersonal erfordert, wurden ausgeschlossen. Bei der Auswahl wurden für Kinder angepriesene Produkte berücksichtigt, welche die Altersgruppe 7 bis 10 Jahre einschlossen. Damit wurden auch Produkte in Betracht gezogen, die sowohl für Erwachsene als auch für Kinder zugelassen sind. Der Einkauf erfolgte in Filialen von Coop und Migros sowie in Apotheken und Drogeriemärkten in den Regionen Biel und Bern. Die gekauften Produkte wurden hinsichtlich folgender Kriterien geprüft: • Dosierung im Vergleich zu den Schweizer Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr (tägliche Vitamin- und Mineralstoffzufuhr) für Kinder im Alter von 7 – 10 Jahren • Einhalten der Höchstdosierungen basierend auf dem Schweizer Höchstmengenmodell für Vitamine und Mineralstoffe • Einhalten der in der Schweiz geltenden spezifischen Kennzeichnungsvorschriften für Nahrungsergänzungsmittel • Zulässigkeit der gesundheitsbezogenen Angaben (Health Claims)

Résultat

Insgesamt wurden 20 NEM gekauft und getestet. Die im Rahmen dieses Marktvergleichs überprüften Kennzeichnungsvorschriften, welche in der Verordnung des EDI über Nahrungsergänzungsmittel (VNem) geregelt werden, wurden bis auf eine Ausnahme auf allen geprüften Produkten eingehalten. Da die in der Schweiz festgelegten Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Lebensmitteln auf Erwachsene ausgerichtet sind, wurden für die Beurteilung der auf den Nahrungsergänzungsmitteln empfohlenen täglichen Dosierung die Schweizer Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr für 7- bis 10-Jährige herbeigezogen. Berücksichtigt bei diesen Referenzwerten ist die tägliche Gesamt-Zufuhr der jeweiligen Nährstoffe, also auch, was über die normale Ernährung eingenommen wird. Diese Referenzwerte wurden in ¾ aller getesteten Produkte für eines oder mehrere Vitamine überschritten. Eine Überversorgung mit Mikronährstoffen kann mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein, insbesondere dann, wenn mehrere unterschiedliche Präparate gleichzeitig eingenommen werden. Bei rund ¼ der getesteten Produkte waren die Angaben zur Dosierung und/oder zur Altersgruppe unpräzise. Weiter wurde die Mehrheit der Produkte kinderfreundlich angepriesen, sowohl in Bezug auf die Verpackungsgestaltung als auch auf die Geschmacksrichtungen und Darreichungsformen (z.B. Gummibonbons). Zudem könnten Health Claims auf den Verpackungen gesundheitsfördernde Effekte suggerieren, die bei den Eltern unter Umständen falsche Erwartungen wecken.

Perspectives

Obwohl Kinder sich sehr wählerisch verhalten können, wenn es ums Essen geht, sind sie mehrheitlich gut versorgt mit Mikronährstoffen, wie Zahlen aus Deutschland zeigen. Entsprechende Daten aus der Schweiz sind aktuell noch nicht verfügbar, werden aber ab Sommer 2025 erwartet. Sollten Eltern unsicher sein, ob ihr Kind ausreichend mit allen benötigten Nährstoffen versorgt ist, empfiehlt es sich, dies ärztlich abklären zu lassen. Das bietet die Möglichkeit, allfällige Nährstoffmängel anschliessend gezielt zu behandeln. Weitere Hilfestellungen – mit Blick auf das Essverhalten von Kindern – können zudem Ernährungsfachpersonen bieten.

Ce projet contribue aux objectifs de développement durable suivants

  • 3: Accès à la santé