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3 Fragen an Barbara Bütler, stellvertretende Programmleiterin von Job Caddie Bern
27.01.2022 Wie kann eine systemische Haltung junge Erwachsene bei Schwierigkeiten während und nach der Lehre unterstützen? Diese und weitere Fragen beantwortet die Absolventin des MAS Systemische Beratung in der Sozialen Arbeit.
Was genau ist das Ziel von Job Caddie?
Barbara Bütler: Ziel vom kostenlosen 1:1-Mentoring-Angebot ist es, Jugendliche und junge Erwachsene bei Schwierigkeiten während und nach der Lehre zu unterstützen. Unsere Mentorinnen und Mentoren begleiten die jungen Menschen zum Beispiel bei Herausforderungen während der Lehre, nach einer Lehrvertragsauflösung, bei der ersten Stellensuche nach Lehrabschluss oder auch bei später Berufswahl.
Ziel von Job Caddie Bern ist es ausserdem, junge Menschen in ihrer Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit zu stärken und dabei den Fokus auf ihre Ressourcen zu legen.
Zeitnah nach dem Erstkontakt mit einem jungen Menschen, normalerweise innerhalb von ein bis drei Tagen, findet das Erstgespräch statt. Wir erachten es im Anschluss an das Erstgespräch als zentral, dass das Matching mit einer unserer Mentorinnen oder einem unserer Mentoren innert Wochenfrist passiert.
Wie fliesst der Ansatz der Systemischen Beratung konzeptionell in Ihre Arbeit ein?
Der Ansatz der Systemischen Beratung fliesst insofern ein, als dass wir mehrmals pro Jahr Weiterbildungstage und -abende durchführen. Hierbei liegt der Fokus klar auf den systemischen Werten sowie Haltungen und der systemisch-lösungsorientierten Arbeitsweise.
Dem Job-Caddie-Programmleiter Gérald Mathieu und mir ist es ein grosses Anliegen diese Werte und Arbeitsweise einerseits vorzuleben und zu leben. Andererseits wollen wir unseren Mentorinnen und Mentoren anhand von Weiterbildungsseminaren die Möglichkeit geben, die Haltung und Methoden der Systemischen Beratung kennenzulernen, zu entwickeln und eigene Erfahrungen damit zu machen. Wir gehen davon aus, dass diese Werte und dieser Ansatz nützlich und hilfreich für die Mentees aber auch für die Mentorinnen und Mentoren selber ist.
Was trägt Ihre systemische Haltung ganz praktisch dazu bei, junge Erwachsene bei der Arbeitssuche zu unterstützen?
Ich lege den Fokus in den Gesprächen mit den jungen Menschen auf Ihre Stärken und Kompetenzen, erfrage was gut läuft, was sie gut können. Eine Begegnung auf Augenhöhe, Wohlwollen, Wertschätzung und Empathie sind mir dabei sehr wichtig. Ich mache die Erfahrung, dass sich die jungen Menschen dadurch wieder vermehrt gesehen und gehört fühlen. Ich traue den jungen Menschen zu, dass sie mit all ihren Ressourcen fähig sind, eine für sie stimmige Lösung zu finden. Die jungen Menschen sind die Expertinnen und Experten für ihr Leben, nicht ich, wir oder jemand anderes.
In den Gesprächen geht es dann oft ganz konkret darum, Ressourcen aufzuspüren und zu aktivieren, durch systemische Fragen Perspektiven zu erweitern und dadurch den Handlungsspielraum zu vergrössern. Dieser scheint für viele Jugendliche und junge Erwachsene beispielsweise bei der erfolglosen Lehrstellensuche oder nach einem Lehrabbruch oftmals sehr klein.
Für uns ist es hier bei Job Caddie Bern immer wieder sehr beeindruckend zu sehen, wie die jungen Menschen gestärkt und positiv, oftmals mit einem Lachen, aus den Gesprächen herausgehen und so bestenfalls auch wieder ins eigene Handeln zurückfinden.