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Gesundheitsversorgung von Migrant*innen in Berner Containerdorf Viererfeld: Advanced-Practice-Rollen als Teil der Lösung
06.12.2022
Regierungsrat Pierre Alain Schnegg zeigt sich besorgt, dass er für die rasant steigende Zahl von Flüchtlingen im Kanton Bern keine adäquate Grundversorgung durch Hausärzte anbieten kann. Genau hier können «Advanced Practice»-Rollen im Gesundheitswesen Teil der Lösung sein.
«Allein für die über 7000 Ukrainerinnen und Ukrainer im Kanton Bern brauche ich sieben zusätzliche Hausärzte», lässt sich Regierungsrat Schnegg in der «Berner Zeitung» und im «Bund» zitieren, «Wo finde ich die? Wir haben ohnehin einen Hausarztmangel.» Dieser ärztliche Engpass ist nicht neu und seit einer Weile bekannt. Neben den bekannten Treibern wie dem Fachkräftemangel spitzt sich das Problem mit dem Krieg in der Ukraine zu. In Zukunft werden Migrationsbewegungen durch den Klimawandel zunehmen und physische wie auch psychische Gesundheitsprobleme oder akute posttraumatische Belastungsstörungen mit sich bringen. Unsere Gesundheitsversorgung ist darauf nicht vorbereitet. Es ist allerhöchste Zeit an nötige Ergänzungen zu denken.
Dabei sind «Advanced Practice»-Rollen zentral. Gesundheitsfachpersonen mit einem «Master of Science»-Abschluss übernehmen Verantwortung und können als hochqualifizierte Fachkräfte mit komplexen, unvorhersehbaren Gesundheitsproblemen wie den aktuellen Herausforderungen umgehen. Dies betrifft neben der aktuellen Versorgung von Asylsuchenden die gesamte Gesundheitsversorgung, vor allem im ambulanten und geographisch peripheren Setting.
Regulierung und Zulassung fehlen
Für diese koordinierte, integrierte Versorgung – welche bisher reine Worthülsen in diversen politischen Papieren ist – braucht es einen Umbau der Gesundheitsversorgung. Die benötigten Ausbildungen sind vorhanden: Master-Ausbildungszahlen in Gesundheitsberufen steigen rasant. Die Regulierung und die Zulassung als Leistungserbringende fehlen jedoch. Es ist zwingend notwendig, das Masterniveau im Gesundheitsberufegesetz GesBG zu regulieren und die Leistungserbringung im Bundesgesetz über die Krankenversicherung KVG zu regeln.
«Advanced Practice»-Rollen sind neben der Ausbildungsoffensive ein Teil der Lösung. Gerne würde die Berner Fachhochschule BFH mit Ihnen, Herr RR Schnegg, alternative Modelle beispielsweise für den aktuellen Versorgungsengpass mit Flüchtlingen diskutieren und gemeinsam mit Ihrer Direktion nach Lösungen suchen.
Prof. Dr. Eva Cignacco
Co-Fachbereichsleitrin Geburtshilfe
Studiengangsleiterin MSc Hebamme
Prof. Dr. Christian Eissler
Studiengangsleiter MSc Pflege
Berner Fachhochschule Gesundheit