Die besten Bachelor- und Master-Thesen des Departements Gesundheit 2024

30.11.2024 An den Abschlussfeiern im Herbst 2024 wurden die besten Bachelor- und Master-Thesen unter allen Absolvent*innen des Jahrgangs am Departement Gesundheit prämiert. Wir gratulieren herzlich.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ende Oktober fanden die Abschlussfeiern statt und die besten Bachelor- und Master-Thesen wurden prämiert.

  • Hier gibt's die Abstracts der prämierten Arbeiten aus unseren vier Fachbereichen.

In der letzten Oktoberwoche 2024 wurden im Rahmen der Abschlussfeier für die Berufe Ernährung und Diätetik, Hebamme, Pflege und Physiotherapie im National Bern die besten Bachelor- und Master-Thesen bekannt gegeben. Ein bedeutender Moment für alle prämierten Absolvent*innen und das Departement Gesundheit der BFH.

Ein besonderer Dank geht an unsere Prämierungs-Partner*innen Insel Gruppe, Lindenhofgruppe, Physioswiss, Spital Thun, SVDE und SBK Sektion Bern, die uns bei der Ehrung der Absolvent*innen unterstützen und damit die Wertschätzung für diese Berufsgruppen sichtbar machen.

Nachfolgend präsentieren wir die Abstracts der prämierten Bachelor- und Master-Arbeiten aus den vier Fachbereichen.

Fachbereich Ernährung und Diätetik

Essen. Was? Wie? Wann? Warum? Entwicklung eines Fragebogens zur Ernährungskompetenz bei Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung

Die Ernährungskompetenz (engl. food literacy = FL) umschreibt verschiedene Aspekte, welche
für eine gesunde Ernährung notwendig sind (Thomas et al., 2019) und die Ernährungsqualität
massgeblich beeinflusst (McGowan et al., 2017). Die dazugehörigen Kompetenzen wurden
bisher bei Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung (engl. intellectual disability = ID)
nur teilweise erhoben. Da Menschen mit ID höhere Prävalenzen verschiedener
ernährungsbedingter Erkrankungen aufweisen (Liao et al., 2021), ist die Erhebung der FL
dieser Zielgruppe von grosser Bedeutung. Das Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines
Fragebogens zur vollständigen Erhebung der FL bei Menschen mit leichter ID.

Da Menschen mit ID oft mit finanziellen (Bundesamt für Statistik [BFS], 2023) und
kommunikativen Schwierigkeiten (Doherty et al., 2018) konfrontiert werden, ist ihnen der
Zugang und die Umsetzung von Gesundheitsinformationen erschwert (Dam et al., 2022).
Leichte Sprache ist eine Form der zielgruppengerechten Kommunikation, welche die
kommunikative Ungleichheit reduzieren soll (Stiftung Universität Hildesheim, 2022).

Zur Entwicklung des Fragebogens wurde ein multimodales schrittweises Vorgehen
angewendet, wobei zuerst eine Literaturrecherche und anschliessend Expert*innen-Interviews durchgeführt wurden. Zudem wurde eine Prüfgruppe aus Personen mit ID beigezogen. Die Rückmeldungen aller Expert*innen wurden in systematischer Weise berücksichtigt.

Es wurde ein Fragebogen mit 23 Fragen zu allen 11 Attributen der FL nach Thomas et al.
(2019) in einfacher Sprache entwickelt und mit Bildern und Symbolen ergänzt.

Bisherige Arbeiten gingen bei der Entwicklung von Fragebögen ähnlich vor, jedoch wurden
selten sprachliche Anforderungen berücksichtigt. Das multimodale Vorgehen erwies sich als
zielführend, wobei eine grössere Anzahl an Expert*innen nötig wäre, um quantifizierbare
Ergebnisse zu erhalten.

Der entwickelte Fragebogen ist der erste, welcher die FL von Menschen mit ID umfänglich und
angepasst erheben soll. Er stellt aktuell eine Pilotversion dar, welche noch weiterentwickelt
und validiert werden muss. Zukünftig könnte er in Forschung oder Projekten als Assessmentoder Evaluationsinstrument eingesetzt werden und damit gesammelte Erkenntnisse neue Forschungsfelder oder Massnahmen und Programme mitbegründen.

Autorin

Rhea Stäger

Mögliche Tätigkeiten und Zuständigkeiten von Ernährungsberater*innen auf Deutschschweizer Intensivstationen

Einleitung: Während in englischsprachigen Ländern Ernährungsberater*innen (ERB) auf Intensivpflegestationen (IPS) bereits etabliert sind, wird das Ernährungsmanagement auf Deutschschweizer IPS hauptsächlich von Ärzt*innen und Pflegenden übernommen. Diese Forschungsarbeit untersucht, welche Aufgaben ERB auf Deutschschweizer IPS übernehmen könnten.

Methode: Zuerst wurden Studien analysiert, danach folgten im Rahmen einer qualitativen Untersuchung Vorgespräche mit Expert*innen sowie Einzelinterviews mit Intensivmediziner*innen, Expert*innen Intensivpflege und auf IPS tätigen ERB. Die Datenanalyse erfolgte mittels der inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz.

Ergebnisse: Diese Studie zeigt, dass ERB auf IPS in der Deutschschweiz viele Tätigkeiten in der klinischen Praxis übernehmen könnten. Dazu zählen u.a. die Identifikation von Risikopatient*innen durch ein Ernährungsassessment, die Durchführung und Interpretation von indirekten Kalorimetrien sowie die Koordination der ernährungstherapeutischen Betreuung bei Verlegung. Zudem könnten sie an der Entwicklung von Ernährungsrichtlinien mitwirken, Weiterbildungen leiten und an Forschungsprojekten teilnehmen.

Diskussion: Einige Tätigkeiten, wie das Einlegen von Ernährungssonden werden kritisch betrachtet und fallen unter erweiterte Kompetenzen von Advanced Practice Dietitians. Aufgrund der Komplexität von kritischen Erkrankungen ist eine fundierte Aus- und Weiterbildung der ERB unerlässlich. Fachliche Kompetenzen, interprofessionelle Kommunikation und Forschungswissen sind wichtig, um die Unterstützung der ERB optimal auf die Bedürfnisse der Patient*innen und des Behandlungsteams abzustimmen.

Autorin

Carol Theiler

Validierung eines auf künstlicher Intelligenz basierten digitalen Essprotokolls im klinischen Setting – eine Pilotstudie

Einleitung und Ziele: Eine reduzierte Nahrungsaufnahme ist ein Risikofaktor für die Entwicklung von Mangelernährung bei Hospitalisierten und muss daher erkannt und monitorisiert werden. Der Foodscanner ist ein automatisiertes, auf künstlicher Intelligenz (KI) basiertes System, welches ein digitales Essprotokoll erstellt. Ziel der Pilotstudie ist die Prüfung der Übereinstimmungsgenauigkeit zwischen KI-Berechnung und visueller Schätzung (VS) einer Ernährungsfachperson bei der Einschätzung der Verzehrsmenge.

Methode: Zur Prüfung der Kriteriumsvalidität wurde zuerst die Genauigkeit der VS der Verzehrsmenge (prozentual konsumiertes Speisevolumen) mittels 5-Punkte-Skala mit dem Wiegeprotokoll (WP) verglichen. Anschliessend wurden durch die KI die Verzehrsmenge von 540 Menütellern anhand Bildaufnahmen vor und nach der Mahlzeit berechnet. Diese wurden mit der VS derselben Bildaufnahmen als Referenzmethode verglichen.

Ergebnisse: Zwischen VS und WP bestand eine sehr hohe Korrelation (rs = 0.896, p < 0.001), 96 % der Verzehrsmengen wurden visuell korrekt einschätzt. Zwischen der KI-Berechnung und VS bestand eine sehr hohe Korrelation (rs = 0.920, p < 0.001). Insgesamt stimmten 74 % der KI-Berechnungen der Verzehrsmengen mit der visuellen Schätzung zu ±12.5 % überein, 8 % der Berechnungen wurden als klinisch relevante Abweichungen (> ±25 %) beurteilt. Dabei wurden geringe Verzehrsmengen mehrheitlich überschätzt.

Diskussion: Die Pilotstudie zeigte insgesamt eine gute Genauigkeit der KI-Berechnung der Verzehrsmenge. Eine Optimierung der Genauigkeit bei der Berechnung geringer Verzehrsmengen ist notwendig.

Autorin

Nicole Schregenberger

Fachbereich Geburtshilfe

Ein Schwangerschaftspass entsteht – Praxisprojekt mit einem Geburtshaus in der Schweiz

Einleitung und Ziele: In der Schweiz gibt es, anders als in Deutschland und Österreich, bis heute keinen offiziellen, landesweit gültigen Schwangerschaftspass. Diese Angebotslücke wird teilweise durch private Angebote gedeckt, die jedoch nicht allen Schwangeren* zur Verfügung stehen und keinen Qualitätsstandards oder Normierungen unterliegen. Dies widerspricht der Empfehlung der WHO, welche für alle Schwangeren* in der perinatalen Versorgung einen Schwangerschaftspass vorsieht. Ziel dieser Arbeit ist es, zusammen mit einem Schweizer Geburtshaus einen evidenzbasierten Schwangerschaftspass-Prototypen zu entwickeln, welcher nach Abschluss der Arbeit in die dortige Pflegepraxis implementiert werden soll.

Theoretischer Hintergrund: Historisch basieren aktuell vorhandene Schwangerschaftspässe im deutschsprachigen Raum auf dem ärztlichen, defizitorientierten Betreuungsschema. Die ganzheitliche Arbeit der Hebammenbetreuung wird darin kaum abgebildet. Noch weniger Evidenzen gibt es zu den Bedürfnissen der Klient*innen an den Schwangerschaftspass. Zur Förderung der Gesundheitskompetenz kann er in der Schwangerschaftsbetreuung jedoch eine wichtige Rolle einnehmen.

Methode: Das qualitative Forschungsdesign dieser Arbeit wird in fünf Schritten umgesetzt: 1. Literaturreview zu aktuell in der Perinatalzeit erhobenen Parametern, 2. teilnehmende Beobachtung im Setting des Geburtshauses, 3. Hebammeninterviews zur Erhebung der Hebammenperspektive, 4. Synthese der Ergebnisse, 5. Erstellen eines Prototyps auf Grundlage der Syntheseergebnisse.

Ergebnisse: Der erarbeitete Prototyp setzt die Syntheseergebnisse um: eine nutzer*innenfreundliche Form, ästhetisch ansprechende Gestaltung, den ganzheitlichen Betreuungsbogen abdeckend, in der interprofessionellen Zusammenarbeit genutzt und als persönliches Dokument der Schwangeren*.

Diskussion und Schlussfolgerung: Damit liegt ein nicht nur in der Schweiz, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum aktuell einzigartiges Produkt vor. Seine Besonderheit liegt in der Gewichtung der (ausserklinischen) Hebammenarbeit und ihrem ganzheitlichen Betreuungsanspruch, in seiner Klient*innenzentriertheit sowie in der Anpassung an das schweizspezifische Betreuungsschema während der Perinatalzeit. Vorgesehen ist nun eine weitere Ausarbeitung und Validierung, um den Schwangerschaftspass anschliessend in der Pflegepraxis des Geburtshauses zu implementieren.

Autorinnen

Céleste Geneviève Metthez + Inez Merel Nieuwenhuizen

Wie kann die Mutter-Kind-Interaktion in der frühen Postpartalzeit bei psychisch erkrankten Frauen eingeschätzt werden?

Hintergrund: Eine eingeschränkte Mutter-Kind-Interaktion (MKI), aufgrund einer mütterlichen psychischen Erkrankung, wird mit negativen sozio-emotionalen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung assoziiert. In Schweizer Geburtskliniken fehlt es jedoch an standardisierten Beobachtungsmethoden zur Einschätzung der MKI. Deren Erfassung wäre wichtig, um bei Bedarf Massnahmen für die Planung der weiteren Betreuung von Mutter und Kind abzuleiten.

Ziel: Die vorliegende Arbeit verfolgte daher das Ziel mittels einer systematischer Literaturrecherche MKI-Beobachtungsinstrumente zu identifizieren und deren Anwendbarkeit in den ersten Tagen postpartum im stationären klinischen Setting zu überprüfen.

Methode: Die Suche wurde in den Datenbanken Medline (PubMed), CINAHL, PsychIn-fo und PSYNDEX/-Test durchgeführt. Die Evidenzbewertung der Studien erfolgte anhand der COSMIN-Kriterien, gefolgt von einer kontextuellen Datensynthese.

Resultate: Aus insgesamt 4632 Treffern konnten zwölf Studien zu neun Beobach-tungsinstrumenten eingeschlossen werden. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die unterschiedliche Kontextualisierung der Instrumente erschwerend auf deren Anwendbar-keit auswirkt. Fehlende Grenzwerte, aufwändige Schulungen, Unklarheit zum Messzeitpunkt oder eine unzureichende Evidenz gehörten zu den festgestellten Haupt-schwierigkeiten für die valide Bewertung der MKI.

Schlussfolgerung: Keines der gefundenen Instrumente konnte für die direkte Anwendung im Zielsetting empfohlen werden. Es konnten Elemente identifiziert werden, deren Anwendung in Form eines neuen Beobachtungsinstruments überprüft werden müssen.

Autorin

Gabriela König

Fachbereich Pflege

Bedarfsgerechte Nachsorge von chronisch kritisch kranken Patient:innen – Eine systematische Literaturrecherchearbeit

Einleitung und Ziele: Chronisch kritisch kranke (Chronic Critical Illness, CCI) Patient:innen
stellen eine besondere Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Diese Patient:innen
benötigen nach einem Aufenthalt auf der Intensivstation (ICU) eine umfassende Nachsorge.
Die Bachelorthesis untersucht, wie die Nachsorge dieser Patient:innengruppe im häuslichen
Umfeld bedarfsgerecht gestaltet werden kann, um die Lebensqualität (Quality of Life, QoL) zu
verbessern und gesundheitliche Komplikationen zu minimieren.

Methode: Diese Thesis basiert auf einer systematischen Literaturrecherche, in der empirische
Studien analysiert wurden. Eingeschlossen wurden Publikationen, die sich mit der Nachsorge
von Patient:innen mit CCI, Post-Intensiv Care Syndrom (PICS) oder verlängertem ICU-Aufenthalt (Prolonged Length of Stay, PLOS) im häuslichen Umfeld befassen und deren Anwendung analysieren. Evaluationen von spezialisierten Nachsorgeprojekten wurden ebenfalls eingeschlossen. Zehn Studien wurden berücksichtigt, um ein umfassendes Bild der bestehenden ICU-Nachsorgekonzepte und ihrer Wirksamkeit zu erhalten.

Ergebnisse: Die Analyse der eingeschlossenen Studien ergab, dass die Nachsorge von Patient:
innen mit CCI durch ein multidisziplinäres Team, das sowohl medizinische als auch psychologische und soziale Unterstützung bietet, am besten geeignet ist. Spezielle Nachsorgeprogramme, die bereits während des ICU-Aufenthaltes beginnen und nach der Entlassung fortgesetzt werden, können wesentlich zur Verbesserung der QoL und zur Verringerung von Rehospitalisierungen beitragen. Besonders hervorgehoben wurden patient:innenzentrierte, interdisziplinäre Versorgungsmodelle, die eine hohe Patient:innenzufriedenheit und Adhärenz zeigten.

Schlussfolgerung: Für eine bedarfsgerechte Nachsorge von Patient:innen mit CCI ist die Integration von Rehabilitationsmassnahmen, regelmässigen Nachkontrollen und psychologischer Unterstützung entscheidend. Ein standardisiertes Nachsorgeprotokoll, das individuell an die Bedürfnisse der Patient:innen angepasst ist, kann helfen, die gesundheitlichen Ergebnisse zu verbessern und das Gesundheitssystem zu entlasten. Zukünftige Forschung sollte sich auf die Weiterentwicklung und Implementierung solcher Nachsorgeprogramme konzentrieren, um deren langfristige Effektivität und Effizienz zu gewährleisten.

Kranksein und doch präsent – der Zusammenhang von Persönlichkeitsmerkmalen mit dem Präsentismusverhalten von Pflegenden

Einleitung: Präsentismus – arbeiten, obwohl man krank ist, ist ein weitverbreitetes Phänomen, dem im Rahmen der globalen Herausforderungen im Gesundheitswesen eine bedeutende Rolle zukommt. Es gibt verschiedene mögliche Einflussfaktoren, darunter die Persönlichkeit. Der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Präsentismus von Pflegenden unter Berücksichtigung soziodemografischer Merkmale ist kaum erforscht. Ziel der Studie ist der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen von Pflegenden und deren Präsentismusverhalten aufzuzeigen.

Methode: Es wurde eine Querschnittsstudie durchgeführt. Pflegende aus verschiedenen Settings in der Schweiz wurden mittels einer Gelegenheitsstichprobe und Schneeballsampling rekrutiert. Die Datenerhebung erfolgte mittels Online-Fragebogen. Für die Datenanalyse wurde eine multiple lineare Regression durchgeführt.

Ergebnisse: Es wurden 255 Fragebögen in die Analyse eingeschlossen. Es zeigte sich, dass Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus sowie die Tätigkeit als Fachangestellte Gesundheit (FaGe) oder Fachangestellte Betreuung (FaBe) sowie die Beschäftigung in einem Alters- und Pflegeheim einen signifikanten positiven Zusammenhang mit dem Präsentismusverhalten von Pflegenden haben (p<0.05).

Diskussion: Gewissenhaftigkeit kann auf das Pflichtbewusstsein von Gesundheitsberufen hinweisen. Neurotizismus kann durch eine höhere emotionale Belastung und Stressanfälligkeit widerspiegelt werden. Die Arbeitsbelastung und Rollenanforderungen können mit höheren Präsentismuswerten bei FaGe in Verbindung stehen. Erhöhter Personalbedarf in Alters- und Pflegeheimen können die höheren Präsentismuswerte erklären.

Autorin

Joana Jost

Fachbereich Physiotherapie

Rassismus im Gesundheitssystem? Ein Blick auf strukturelle Ungleichheiten – Ein narratives Review

Zielsetzung: Die Ausgangslage zeigt deutlich, dass Menschen mit Migrationshintergrund tendenziell eine schlechtere Gesundheit aufweisen als Menschen ohne Migrationshintergrund. Dazu gehören ebenfalls tendenziell schlechtere Leistungsergebnisse von Gesundheitsdienstleistungen. Das vorliegende narrative Review zielt folglich darauf ab, den Bewusstwerdungsprozess über vorhandene rassistische Strukturen im Gesundheitssystem anzukurbeln. Dazu wurde folgende Leitfrage formuliert: Welche Mechanismen im Gesundheitssystem führen zu ungleicher Behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund und sind diese auf rassistische Diskriminierung zurückzuführen?

Methodik: Die systematische Literaturrecherche erfolgte auf den Datenbanken Pubmed, Swisscovery und GoogleScholar. Insgesamt wurden 8 Quellen, bestehend aus qualitativen Studien, Querschnittstudien und Übersichtsarbeiten, die anhand des GATE-frames für qualitative Studien und der PRISMA-Checkliste für qualitative Übersichtsarbeiten auf ihr mögliches Verzerrungsrisiko überprüft wurden. Für die Synthese der qualitativen Daten wurde ein exploratives Verfahren gewählt mit induktiver Codierung und Kategorisierung der Textinhalte. Die Ergebnisse wurden in Fliesstext und Tabelle präsentiert.

Ergebnisse: Es existieren auf allen Handlungsebenen (Makro-, Meso- und Mikroebene) des Gesundheitssystems Mechanismen, die die Ungleichbehandlung von Meschen mit Migrationshintergrund im Vergleich zur nicht-migrantischen Bevölkerung ermöglichen. Diese wurden in zwei Hauptkategorien eingeteilt: in Zugangsbarrieren, die die eigentliche Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen durch Migrant*innen verhindern können, und Mechanismen, die bei der Interaktion von Migrant*innen zu ungleicher Behandlung führen, sogenannte Interaktionsdefizite.

Diskussion: Viele der Mechanismen sind per Arbeitsdefinition als rassistische Diskriminierung einzustufen, die auf allen Handlungsebenen des Gesundheitssystems rassistische Diskriminierung begünstigen. Als Teil des Gesundheitssystems ist die Physiotherapie nicht immun gegenüber diesen, es bedarf jedoch weiterer Forschung in diesem Bereich. Auch bedarf es weiterer Forschung und Diskussion für nachhaltige Lösungsstrategien zur Überwindung solcher rassistisch diskriminierenden Strukturen.

Autorinnen

Joana Iracema Almeida Dos Santos + Ana Maria Oliveira Munhoz

Effectiveness of Leg- and Arm-Powered Trike Training Among Children With Impaired Walking Ability

The GO-TRYKE® Kid (GTK®) is an arm- and leg-powered tricycle which, in addition to promoting strength, endurance, and coordination, aims to reactivate the central pattern generators of the spine for locomotion through the cyclical movements. The present study investigated the effects of GTK® training on walking ability, GTK® riding performance and health-related quality of life in children with walking disabilities. Nine children trained with the device twice a week for nine weeks. Short- and long-term effects on walking ability were measured using the timed up and go test (TUG) and the two-minute walk test (2MWT). GTK® riding performance and health-related quality of life were compared before and after the intervention period. While no long-term effect on walking was found, a significant short-term effect on functional walking ability was observed (p = 0.009). GTK® riding performance improved significantly over the training period (p = 0.004). There were no significant changes in health-related quality of life. The GTK® enables children with walking disabilities to participate in cycling as part of play and sport. Further research is required to investigate its functional and participatory effects, as there is significant potential to improve physical activity and overall well-being in this population.

Autorin

Loredana Tschenett

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