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Wie Gesundheitsorganisationen den Wandel meistern
10.09.2024 Gesundheitsorganisationen müssen sich aufgrund gesellschaftlich-politischer Rahmenbedingungen wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Fachkräftemangel und Klimakrise neu ausrichten. Solche Transformationsprozesse erfordern gezielte Change-Prozesse. Hier sind Ansätze, wie Organisationen ihre Resilienz stärken können.
Das Wichtigste in Kürze
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Individuelle, teambezogene und organisationale Resilienz sind essenziell für die Anpassungsfähigkeit von Gesundheitsorganisationen in der BANI-Welt.
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Agile, gesundheitsförderliche und kollaborative Führung sowie kontinuierliche Entwicklungsprozesse unterstützen den Umgang mit modernen Herausforderungen.
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Das Projekt «Fit für BANI» der BFH entwickelt Strategien zur Stärkung der Resilienz in Rehabilitationskliniken.
Zu Beginn der 2020er Jahre wurde der Begriff VUCA (Volatality, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) zur Beschreibung der unbeständigen, unsicheren, mehrdeutigen und komplexen Welt aus dem militärischen auf den organisationalen Kontext übertragen. Nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie prägte der Zukunftsforscher Jamais Cascio den Begriff BANI, um die neue Realität zu beschreiben: Brittle (brüchig), Anxious (ängstlich), Non-linear (nichtlinear) und Incomprehensible (unbegreiflich). Diese BANI-Welt und damit die Bedingungen der modernen Arbeitswelt stellen für viele Menschen eine enorme Belastung dar, verursachen Stress, Angst und Unzufriedenheit. Eine Neuausrichtung ist erforderlich, die nur durch erhöhte Resilienz, Belastbarkeit, Adaptivität, Transparenz und Empathie zu meistern ist (Haas, Huemer & Preissegger, 2022). Gesundheitsorganisationen müssen sich daher verstärkt auf Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft ausrichten und Resilienz entwickeln. Dies nicht nur auf der Ebene der Organisation, sondern auch auf der Ebene des Einzelnen und des Teams.
Individuelle Resilienz: Die Basis für Stärke
Individuelle Resilienz beschreibt die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und alltägliche Herausforderungen effektiv zu meistern (Huber, 2019). Angesichts des Fachkräftemangels und der steigenden Arbeitsdichte ist Resilienz am Arbeitsplatz besonders wichtig (Huber, 2019). Häufig genannte Grundlagen der Resilienz sind Akzeptanz, Eigenverantwortung, Netzwerkorientierung, Lösungsorientierung, Zukunftsorientierung, positives Selbstwertgefühl, Selbstständigkeit und proaktives Handeln (Koster, 2021).
Organisationale Resilienz: Anpassungsfähigkeit auf allen Ebenen
Team-Resilienz ist ein wesentlicher Bestandteil der organisationalen Resilienz. Laut ISO-Norm 22316:2017 ist organisationale Resilienz die Fähigkeit einer Organisation, auf eine sich verändernde Umwelt zu reagieren, sich anzupassen, zu überleben und daran zu wachsen. Resiliente Organisationen können Gefahren und Chancen antizipieren, darauf reagieren beziehungsweise sich anpassen und ihre Leistung schnell wiederherstellen.
Strategien zur Stärkung der Resilienz
Gesundheitsorganisationen können ihre Resilienz stärken. Ermutigende Führung, gemeinsame Ziele, aber auch ausreichende Ressourcen sind dafür nötig. Die Resilienz der Mitarbeitenden kann auf den Ebenen Personalentwicklung, Teamentwicklung und Organisationsentwicklung mit unterschiedlichen Massnahmen gefördert werden. Dies erfordert von den Führungskräften wiederum entsprechende Kompetenzen (siehe Grafik). Resiliente Führungskräfte und Mitarbeitende in resilienten Organisationen sind auf Veränderungssituationen vorbereitet und können entsprechend besser handeln und entscheiden (Brenner & Lobnig, 2022). Es ist davon auszugehen, dass diejenigen Gesundheitsorganisationen am zukunftsfähigsten sind, die eine hohe organisationale Veränderungsbereitschaft und Resilienz besitzen. Dabei ist die Resilienz ein stetiger Entwicklungs- und Lernprozess. Es gibt auf allen Ebenen Ansätze, die Resilienz und die organisationale Veränderungsbereitschaft zu stärken (siehe Kasten).
Projekt «Fit für BANI»: Ein Schritt in die Zukunft
Das an der BFH im Themenfeld Caring Society gestartete Projekt «Fit für BANI: Stärkung organisationaler Resilienz und Veränderungsbereitschaft in Rehabilitationskliniken» nimmt sich der Herausforderung im Gesundheitssektor Rehabilitation an. Ziel ist es, Handlungsstrategien und Instrumente zu entwickeln, die Rehabilitationskliniken dabei helfen, erfolgreich mit Veränderungen umzugehen und ihre Resilienz zu stärken. Die entwickelten Strategien werden nach ihrer Erprobung auf einer Website zur Verfügung gestellt. Das Projekt soll die Zukunftsfähigkeit von Rehabilitationseinrichtungen als einen wichtigen Sektor des Gesundheitswesens fördern und eine hochwertige Versorgung sicherstellen.
Referenzen
- Brenner, G. & Lobnig, H. (2022). Das Krankenhaus als lernende Organisation während der Pandemie: Herausforderungen und Learnings. Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie, 53, (379–387).
- Haas, O., Huemer, B. & Preissegger, I. (2022). Resilienz in Organisationen: Erfolgskriterien erkennen und Transformationsprozesse gestalten.
- Huber, M. (2019). Resilienz im Team. Ideen und Anwendungskonzepte für Teamentwicklung. Wiesbaden: Springer
- Körner, M. (2024). Interprofessionelle Zusammenarbeit als Zukunftsperspektive. PSMR - Psychosoziale und Medizinische Rehabilitation, 37(2), (113–121).
- Koster, L. C. (2021). Konzeption eines Workshops zur Förderung von Resilienz in Unternehmen (Unveröffentlichte Masterarbeit).
Arbeitswelt Gesundheitswesen im Fokus
Arbeiten im Gesundheitswesen bedeutet Arbeiten im Wandel. Wir veröffentlichen an dieser Stelle eine Reihe von Beiträgen mit Forschungsprojekten, die sich diesem Wandel annehmen. Sie setzen auf Organisations- und Teamebene, aber auch beim Individuum an.