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Born Green Generation: Ein Projekt für eine giftfreie Gesundheitsversorgung
19.11.2024 Die BFH beteiligt sich am internationalen Projekt Born Green Generation, das sich für die Reduktion von Plastik im Gesundheitswesen einsetzt, insbesondere bei der Behandlung von werdenden Müttern, Säuglingen und Kleinkindern. Das Projekt wurde kürzlich mit dem Unimedsuisse-Preis für ein nachhaltiges Gesundheitssystem ausgezeichnet. Zurzeit wird ein E-Learning-Kurs zur Ausbildung angehender Fachpersonen entwickelt, den die BFH ab Frühjahr 2025 als offenes Wahlmodul anbieten wird.
Das Wichtigste in Kürze
- BFH fördert nachhaltige, giftfreie Gesundheitsversorgung.
- E-Learning-Kurs ab 2025 für nachhaltige Praxis im Gesundheitswesen.
- Projekt ist Teil der Initiative «Health Care Without Harm Europe».
Neugeborene und Kleinkinder sind in den ersten 1000 Tagen ihres Lebens, wenn sich ihr Körper und ihr Immunsystem noch entwickeln, oft unnötigen Gefahren ausgesetzt: Beispiele sind Desinfektionsmittel, Plastikhandschuhe und Einwegkittel, die im Krankenhausalltag verwendet werden und schädliche Chemikalien enthalten. Diese können sich langfristig negativ auf die Gesundheit der Kleinsten auswirken. Gerade in dieser sensiblen Phase müssen Babys vor solchen Risiken geschützt werden, um ihre gesunde Entwicklung zu gewährleisten und ihnen die bestmöglichen Startbedingungen für ein gesundes Leben zu geben. Das Projekt Born Green Generation hat sich zum Ziel gesetzt, die Missstände zu beheben und eine nachhaltige und giftfreie Gesundheitsversorgung zu fördern – insbesondere in Geburts-, Neugeborenen- und Kinderstationen.
Teil einer europaweiten Bewegung
«Ziel ist es, den Einsatz solcher Substanzen schrittweise zu reduzieren und den Umstieg auf nachhaltigere Alternativen zu fördern», erklären die Projektleiterin Tannys Helfer und Dr. Katharina Thurnheer vom Departement Gesundheit. Born Green Generation ist eingebettet in die Bewegung «Health Care Without Harm Europe», die darauf abzielt, ein nachhaltiges Gesundheitssystem zum Schutz von Patient*innen und Umwelt zu schaffen.
«Health Care Without Harm Europe» – worum geht es?
«Health Care Without Harm Europe» versteht sich als eine Bewegung zur Schaffung eines nachhaltigen Gesundheitswesens – eines zum Schutz von Patient*innen und der Umwelt. Einer ihrer Schwerpunkte sind Strategien zur Reduktion von Plastik und den darin enthaltenen schädlichen Chemikalien. Dazu gehört auch das Projekt Born Green Generation. Krankenhäuser, Gesundheitsfachpersonen und ganze Länder sind eingeladen, sich zu beteiligen und nachhaltige Lösungen umzusetzen.
Das Projekt Born Green Generation stützt sich auf drei Säulen: Praxis – in Zusammenarbeit mit vier Spitälern in Grossbritannien, Dänemark und Frankreich –, politische Einflussnahme und kultureller Wandel. Im dritten Bereich entwickelt die BFH in Zusammenarbeit mit der Universität Malta ein Online-Modul für die Ausbildung von Gesundheitsfachpersonen. Ziel des Moduls ist es, Fachleute darin zu schulen, nachhaltige Praktiken im Gesundheitssystem umzusetzen und den kulturellen Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit zu fördern.
Preis für Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen
Das Teilprojekt der BFH wurde kürzlich mit dem Unimedsuisse-Preis für ein nachhaltiges Gesundheitssystem ausgezeichnet. Besonders hervorgehoben wurde dabei der internationale Ansatz, der auf Kooperationen mit verschiedenen europäischen Ländern setzt. «Aber auch die Relevanz des Themas war ausschlaggebend», sagt Tannys Helfer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Pflege der BFH. Sie und Katharina Thurnheer sind überzeugt: Angesichts der beträchtlichen Mengen an Treibhausgasen, Abfällen und Kunststoffen, die der Gesundheitssektor jährlich produziert, braucht es neue Ansätze. Das Projekt Born Green Generation zeigt auf, wie zirkuläre Strategien im Gesundheitswesen gewinnbringend eingesetzt werden können. Darüber hinaus überzeugt das Projekt durch seine interdisziplinäre Ausrichtung. «Der E-Learning-Kurs richtet sich an Studierende aller Gesundheitsberufe und darüber hinaus an alle im Gesundheitswesen beteiligten Fachpersonen », erklärt Katharina Thurnheer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum Interprofessionalität der BFH.
Was ist ein nachhaltiges Gesundheitssystem?
Was ist ein nachhaltiges Gesundheitssystem?
Ein nachhaltiges Gesundheitssystem ist ein Gesundheitssystem, das die planetaren Grenzen respektiert und gleichzeitig weder Patient*innen noch die Umwelt schädigt. Es bewegt sich weg von einem linearen Modell des Ressourcenverbrauchs (make, use, dispose) hin zu einem zirkulären Modell. Durch die Reduktion des Ressourcenverbrauchs, die Wiederverwendung und Reparatur von Materialien sowie das Umdenken und Umgestalten von Prozessen wird ein langfristig tragfähiges System geschaffen, das den hippokratischen Grundsatz «Primum non nocere» – «Zuerst einmal nicht schaden» – ganzheitlich und ökologisch interpretiert.
Das Positionspapier «Umweltbewusste Gesundheitsversorgung in der Schweiz» setzt sich mit Fragen der Umsetzung von Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen in der Schweiz auseinander und empfiehlt konkrete Stossrichtungen auf nationaler Ebene.
Der Weg in die Zukunft: Ausbildung und Bewusstseinsbildung
Die nächsten Schritte im Projekt sind die Fertigstellung der einzelnen Modulthemen und deren Umsetzung in der Lehre. Der Kurs wird ab Frühjahr 2025 im Rahmen von BFH-Diagonal als Wahlmodul angeboten. Als interprofessioneller Kurs, der allen Fachrichtungen offen steht, wird er durch das Kompetenzzentrum Interprofessionalität verantwortet und durch den Bachelor-Studiengang Hebamme pilotiert. Langfristig soll der E-Learning-Kurs auf der HCWH-Europe-Plattform frei zugänglich gemacht werden, so dass Universitäten und Fachhochschulen die Themen in ihre Curricula integrieren können und sie weltweit Gesundheitsfachpersonen zur Verfügung stehen. Ziel ist es, einen umfassenden Wandel im Gesundheitswesen anzustossen, der nicht nur heutige, sondern auch zukünftige Generationen schützt.