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Fleischproduktion hautnah miterleben

25.07.2024 Welchen Platz hat Fleisch als Teil einer nachhaltigen Ernährung? Damit haben sich Bachelor-Studierende der Ernährung und Diätetik während einer Exkursion ins Berner Seeland befasst. Sie besuchten einen Bio-Landwirtschaftsbetrieb und eine benachbarte Metzgerei.

Um Lebensmittelverarbeitung praktisch zu erleben, tauschten die Studierenden des Bachelor-Studiengangs Ernährung und Diätetik die urbane Hochschulumgebung gegen das ländliche Kallnach im Berner Seeland. Hier hält Andreas Scheurer auf seinem Landwirtschaftsbetrieb eine Mutterkuhherde und produziert Fleisch, Gemüse und Getreide. Die Fleischproduktion ist bei ihm Teil eines nachhaltigen Kreislaufs, der Nutztierhaltung und Ackerbau verbindet.

«Als Ernährungsberaterinnen steht bei uns meist die menschliche Gesundheit beim Fleischkonsum im Mittelpunkt,» sagt Dozentin Sonja Schönberg, «aber es gibt auch andere Aspekte, wie ökologische Nachhaltigkeit oder Tierwohl, die wir mit unseren Klientinnen besprechen.» Die Studierenden lernten beispielsweise verschiedene Label kennen, die Lebensmittel auszeichnen, welche besonders hohen Tierwohlansprüchen gerecht werden. Andreas Scheurer erklärte, was sie für seinen Betrieb bedeuten.

Um das Element des Tierwohls in die Fleischproduktion besser zu integrieren, hat Scheurer die Hoftötung in seinem Betrieb eingeführt. Diese Art der Tötung soll den Stress des Tiers minimieren und die Fleischqualität erhöhen.

Was ist eine Hoftötung?

Hof- und Weidetötung bezeichnet Methoden der Tötung von Rindern auf dem Landwirtschaftsbetrieb. Bei Andreas Scheurer wird das zu tötende Tier rund drei Tage vor dem Schlachttermin an ein spezielles Selbstfanggitter gewöhnt. Der Rest der Herde bleibt dabei immer in der Nähe des Tiers. Am Schlachttag wird das Tier dort fixiert und mit einem Bolzenschussgerät getötet. Anschliessend wird es in einem speziell dafür ausgestatteten Anhänger entblutet und in die lokale Metzgerei transportiert.

Diese Art der Tötung soll den Stress für das Tier und damit auch den Ausstoss des Hormons Cortisol reduzieren. In der Schweiz sind Hof- und Weidetötungen erst seit 2020 zulässig.

Beim Besuch der Metzgerei Meyer im gleichen Dorf lernten die Studierenden die Arbeitswelt von Kurt Schwab kennen. Der erfahrene Metzger erläuterte den Ablauf einer Schlachtung und erklärte, wie Fleisch verarbeitet wird. Der Anblick von Schlachttierkörpern und Innereien war für viele Studierende ein ungewohntes Umfeld: «Mich hat der Besuch der Metzgerei belastet», gab Studentin Aline Sturny zu, «ich kann das Töten eines Tiers nicht mit dem Konzept der Nachhaltigkeit verbinden.» Trotzdem wertet sie die Exkursion zu einem solchen Thema als positiv und sinnvoll.

Ethische Bedenken und Nachhaltigkeit wurden von den Studierenden in einer abschliessenden Diskussionsrunde besprochen. «Ziel der Exkursion war, die Fleischproduktion hautnah zu erleben und über die Rolle von Fleisch in einer gesunden, nachhaltigen Ernährungsweise nachzudenken», sagt Sonja Schönberg. Die angeregte Gesprächsrunde zeigte, dass dies wohl gelungen ist.

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