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Mit einer sinnvollen Tätigkeit Verantwortung übernehmen

30.09.2024 Dieses Jahr besuchten zwei Pensionierte den Fachkurs Kommunale Alters- und Generationenpolitik gestalten. Die Weiterbildung richtet sich – wie auch andere Angebote des Instituts Alter – neben Berufspersonen auch an Senior*innen, die zum Beispiel in Vereinen oder in der Beratung tätig sind. Im Interview berichten Fritz Zurflüh und Urs Klemenz, wie sie die Weiterbildung erlebt haben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Fritz Zurflüh und Urs Klemenz, beide pensioniert, wollten mit der Weiterbildung ihr Wissen erweitern und sich im sozialen Bereich weiterentwickeln.

  • Sie haben neue Perspektiven auf die Alters- und Generationenpolitik gewonnen und sehen großes Potenzial in der Umsetzung ihrer Erkenntnisse.

  • Beide freuen sich darauf, ihre neuen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden und motivieren andere ältere Menschen ebenfalls eine Weiterbildung zu besuchen.

Herr Zurflüh, wieso haben Sie sich für den Fachkurs Kommunale Alters- und Generationenpolitik gestalten entschieden?

Fritz Zurflüh: Ich wollte hauptsächlich mein Wissen in diesem Bereich erweitern. Das UND Generationentandem entwickelt mit drei Gemeinden am rechten Thunerseeufer ein Generationenleitbild. Ich bin Teil der Entwicklungsgruppe, aber kein «Profi» in Alters- und Generationenfragen. Mit dem Kursbesuch wollte ich mich für diese Aufgabe rüsten. Zudem wollte ich damit Anregungen bekommen, wie wir das Geschäftsfeld des UND Generationentandems erweitern können.

Seit wann engagieren Sie sich für Generationenfragen?

Zurflüh: Ich wurde mit 63 Jahren pensioniert und stieg gleich beim UND Generationentandem ein. Mittlerweile bin ich hier zu circa 50 Prozent ehrenamtlich tätig. Mich interessieren das Zusammenleben und die Zusammenarbeit mit jüngeren Menschen. Mir gefällt, wie junge Menschen die Leistungsgesellschaft hinterfragen und nach einem Paradigmenwechsel suchen. Ich wünschte mir eine generationengerechtere Gesellschaft mit demokratischen Prozessen, die den Jungen bei der Gestaltung einer enkeltauglichen Zukunft mehr Macht gibt.

Ja, sogar mit 70 Jahren kann man noch etwas Neues machen!

Fritz Zurflüh

Und warum haben Sie, Herr Klemenz, am Fachkurs teilgenommen?

Urs Klemenz: Ich suchte eine Horizonterweiterung und wollte mich im sozialen Bereich weiterentwickeln. Nach der Pensionierung setzte ich mich intensiv mit dem Thema «Achtsamkeit» auseinander. Bei den entsprechenden Kursen wurde jedoch ein betrieblicher Kontext erwartet, der mir als pensionierter Mensch fehlte. So suchte ich weiter und fand mit den Alters- und Generationenfragen ein sinnvolles Tätigkeitsfeld mit einem passenden Kursangebot.

Urs Klemenz (68 Jahre) kennt als ehemaliger nebenamtlicher Gemeindepräsident die politischen Abläufe bestens. Beruflich kommt er aus dem technischen Bereich.
Urs Klemenz (68 Jahre) kennt als ehemaliger nebenamtlicher Gemeindepräsident die politischen Abläufe bestens. Beruflich kommt er aus dem technischen Bereich. (Foto: Oliver Slappnig)

Die Teilnehmerschaft an unseren Weiterbildungen ist sehr heterogen. Wie haben Sie das erlebt?

Klemenz: Ich war sehr erstaunt, wie viele unterschiedliche Berufsfelder im Kurs vertreten waren. Mein Alter spielte überhaupt keine Rolle und alle konnten voneinander lernen.

 

Zurflüh: Ja, sogar mit 70 Jahren kann man noch etwas Neues machen! Es ist sehr anregend, eine durchmischte Gruppe zu haben. In der Schweiz gibt es grössere Gräben als den zwischen den Generationen – z. B. zwischen Arm und Reich oder zwischen Stadt und Land. 

Fritz Zurflüh (70 Jahre) ist im Vorstand des UND Generationentandems. Der Verein betreibt in Steffisburg das Begegnungszentrum «Offenes Höchhus», wo Freiwillige ein Bistro führen und regelmässig Veranstaltungen organisieren.
Fritz Zurflüh (70 Jahre) ist im Vorstand des UND Generationentandems. Der Verein betreibt in Steffisburg das Begegnungszentrum «Offenes Höchhus», wo Freiwillige ein Bistro führen und regelmässig Veranstaltungen organisieren. (Foto: Oliver Slappnig)

Was nehmen Sie aus dem Fachkurs mit?

Klemenz: Zu meiner Zeit als nebenamtlicher Gemeindepräsident in einer freiburgischen Gemeinde war das Thema Alterspolitik noch nicht besonders bekannt. Ich verband das Thema vor allem mit dem Gesundheitswesen. Der Kurs öffnete mir die Augen: Es geht nicht nur um Gesundheit, sondern um eine Fülle von Themen, die in einer Kommune gestaltet und umgesetzt werden können.
 

Zurflüh: Das UND Generationentandem konnte mit den anderen Teilnehmenden unsere Entwicklungsarbeit mit Generationenleitbildern diskutieren. Dabei lernte ich, dass wir noch mehr auf deren Umsetzung achten sollten.

Der Kurs öffnete mir die Augen: Es geht nicht nur um Gesundheit, sondern um eine Fülle von Themen, die in einer Kommune gestaltet und umgesetzt werden können.

Urs Klemenz

Wie möchten Sie Ihre neuen Kenntnisse anwenden?

Zurflüh: Ich habe mir zwei Personen gemerkt, die Erfahrungen mit Quartierzentren haben. Da lässt sich vielleicht mal andocken und besprechen, wie sich das Offene Höchhus in Steffisburg entwickeln kann – vielleicht zu einer Art Caring Community. Dieses Thema inspiriert mich, und ich sehe die Pensionierten hier in einer besonderen Mitverantwortung. Sie verfügen über die Ressourcen, um auch im Pensionsalter ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu bleiben. So können sie mehrfach Sinn erleben: erfüllende Aufgaben, Freunde, Freude … 

 

Klemenz: Ich würde gerne noch weitere Kurse besuchen, vielleicht gar eine CAS-Arbeit schreiben. Was ich daraus mache, ist noch offen. Ich kann mir eine Beratungstätigkeit vorstellen oder die Mitarbeit in einer Organisation. Ich suche etwas, bei dem ich mich mit Sinn und Geist betätigen kann. Viele in meinem Umfeld finden es toll, dass es solche Weiterbildungsangebote gibt. Ich bin froh, dass ich mir den «Schubs» dazu gegeben habe, obwohl ich zuerst nicht sicher war, ob die BFH auch Pensionierte weiterbildet.

Was können wir verbessern, um weitere Personen 65+ mit unseren Weiterbildungen anzusprechen?

Klemenz: Viele verbinden eine Fachhochschule mit jungen Leuten und realisieren nicht, dass  alle hier teilnehmen können. Als 67-Jähriger habe ich zur Sicherheit das Zulassungsreglement gesucht und durchgelesen. Man könnte deutlicher kommunizieren, dass ein beruflicher oder alterspolitischer Hintergrund für den Kurs nicht zwingend ist.

Die eher hohen Kosten der Fachkurse könnten ältere Menschen vielleicht abhalten, was schade wäre. Die meisten anderen Teilnehmenden werden wohl von ihrem Betrieb unterstützt, wir Pensionierte jedoch nicht.

Zurflüh: Nachdem ich hier mal einen Vortrag besucht habe, war es für mich selbstverständlich, dass ich auch in einem Fachkurs erwünscht bin. Schliesslich bezahle ich ja dafür. Ich sehe allgemein ein grosses Potenzial für die Weiterbildung älterer Menschen, etwa zur Unterstützung von Freiwilligenarbeit, in der ältere Personen einen grossen Beitrag leisten.

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