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Pflegeinitiative: Wie die BFH die Zukunft der Pflegeausbildung mitgestaltet
22.08.2024 Diesen Sommer startete die Umsetzung der Pflegeinitiative. Für das Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule (BFH) ist die Initiative gleichermassen eine Chance wie auch eine Herausforderung. Ein Blick auf unsere aktuellen Massnahmen und zukünftigen Pläne zeigt, wie wir die Pflegeausbildung ausbauen und noch attraktiver gestalten wollen.
Das Wichtigste in Kürze
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Nachdem die Pflegeinitiative 2021 in der Schweiz angenommen wurde, erfolgt ab 2024 die Umsetzung in zwei Etappen.
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Die Berner Fachhochschule (BFH) führt im Rahmen der ersten Etappe zwei Programme durch: EduKom zur verstärkten Kommunikation des Bachelor-Studiengangs Pflege und EduFlex zur Einführung von Extended Reality und neuen Fallsituationen im Unterricht.
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Unabhängig von der Pflegeinitiative arbeitet die BFH kontinuierlich an der Optimierung ihrer Studiengänge, am Ausbau der Master-Studiengänge und an wichtigen Forschungsthemen wie Digitalisierung im Gesundheitswesen, Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Rolle von Advanced Practice Nurses.
Am 28. November 2021 nahm die Schweizer Bevölkerung mit einer Zustimmung von 61 Prozent die Initiative «Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)» an. Die Initiative fordert eine verstärkte Anerkennung und Förderung der Pflege als essenziellen Bestandteil des Gesundheitssystems. Bund und Kantone sollen sicherstellen, dass eine hochwertige Pflege für alle Menschen zugänglich ist. Die zwei Pfeiler der Umsetzung sind die Bereitstellung ausreichender diplomierter Pflegefachpersonen und die Förderung ihrer Arbeitsbedingungen.
Was ist der aktuelle Stand der Umsetzung?
Die Pflegeinitiative wird in zwei Etappen umgesetzt. Die erste Etappe basiert auf dem Bundesgesetz über die Förderung der Ausbildung im Bereich der Pflege. Dieses Gesetz umfasst drei Massnahmen zur Stärkung der Pflegeausbildung und -praxis:
- Die Ausbildungsoffensive auf Tertiärstufe zielt darauf ab, die Anzahl der Abschlüsse in Pflege zu erhöhen. Dabei werden ausbildende Gesundheitseinrichtungen, höhere Fachschulen (HF) und Fachhochschulen (FH) sowie angehende Pflegefachpersonen finanziell unterstützt. Für dieses Programm sieht der Bund während 8 Jahren CHF 470 Mio. vor, wobei CHF 25 Mio. für die Fachhochschulen vorgesehen sind.
- Die direkte Abrechnung von Pflegedienstleistungen durch Pflegefachpersonen ohne ärztlichen Auftrag stärkt die Kompetenzen der Pflegefachpersonen und ihre Rolle in der Grundversorgung.
- Das Programm «Effizienz in der medizinischen Grundversorgung» (EmGv) fördert Projekte in der Berufsausübung und Bildung, die der Effizienzsteigerung in der medizinischen Grundversorgung (EmGv) und der Interprofessionalität dienen. Hier stellt der Bund CHF 8 Mio. für 4 Jahre zur Verfügung.
Während die Ausbildungsoffensive und die direkte Abrechnung am 1. Juli 2024 gestartet sind, ist die erste Finanzierungsrunde des Förderprogramms EmGv ab dem 15. Oktober geplant. Am 1. Juli 2024 trat parallel zur rechtlichen Umsetzung das Nationale Monitoring Pflegepersonal in Kraft. Dieses Monitoring wird regelmässig die Effekte der getroffenen Massnahmen überprüfen und Bund sowie Kantonen Steuerungsinformationen liefern.
In der zweiten Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative liegt der Fokus auf der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Förderung der beruflichen Entwicklung. Einige der Massnahmen wie die Verlängerung der Ankündigungspflicht für Dienstpläne, die Lohnzuschläge für kurzfristige Arbeitseinsätze oder die Stärkung der Digitalisierungskompetenzen werden direkt in einem neuen Bundesgesetz geregelt. Zudem strebt die Pflegeinitiative eine einheitliche Regelung der Abschlüsse des Master of Science in Pflege an. Das entsprechende Bundesgesetz über die Arbeitsbedingungen in der Pflege (BGAP) und die Revision des Gesundheitsberufegesetzes (GesBG) sind bis Ende August in der Vernehmlassung.
Was macht die BFH?
Im Rahmen der Ausbildungsinitiative erhält das Departement Gesundheit von swissuniversities eine Förderung in Höhe von CHF 260'000, die durch einen Eigenbeitrag in gleicher Höhe ergänzt wird. Diese finanziellen Mittel fliessen in zwei Programme:
Das erste Programm verstärkt die Kommunikation für den Bachelor-Studiengang Pflege. In der Werbekampagne stehen drei Protagonist*innen im Mittelpunkt: Eine aktuelle Studentin und zwei Absolvent*innen, die ihre Motivation für das Studium und ihre Begeisterung für den Pflegeberuf teilen. Die Kampagne wird vor allem digital ausgespielt, ist aber auch teilweise physisch im öffentlichen Raum präsent. Eine Landingpage mit allen Inhalten der Kampagne ist unter www.bfh.ch/pflege abrufbar.
Eines von drei Videos der aktuellen Werbekampagne, welche die Vorzüge eines Bachelor-Studiums in Pflege zeigen.
Zusätzlich werden neu Schnuppertage für Interessentinnen am Bachelor-Pflegestudium in Basel und Bern angeboten. Einen Tag lang erleben sie das Studium hautnah mit. Das Studium wird dadurch greifbarer und noch Unentschlossene können sich vom Studium an der BFH überzeugen.
Das zweite Programm, EduFlex, konzentriert sich auf Innovationen, die für die Bachelor-Studierenden zeitnah und langfristig einen Mehrwert im Studium schaffen. Ein zentraler Bestandteil ist die Nutzung von Extended Reality für unterschiedliche Unterrichtseinheiten. So können beispielsweise mit dem Einsatz von VR-Brillen realitätsnahe Simulationen direkt in den Unterricht eingebaut werden, um die Lernerfahrung der Studierenden zu bereichern. Weiterführend werden neue Fallsituationen im Rahmen des problemorientierten Lernens entwickelt, welche die Realität der Praxis besser wiedergeben.
Wie engagiert sich die BFH nebst der Pflegeinitiative?
In der Forschung setzt sich die BFH mit Themen wie Digitalisierung im Gesundheitswesen, Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder der Rolle von Advanced Practice Nurses in der Praxis auseinander – alles Inhalte der zweiten Etappe der Pflegeinitiative. So misst mit STRAIN seit 2017 eine der grössten Interventionsstudien im Schweizer Gesundheitswesen zentrale Stressoren sowie deren Auswirkungen auf die Mitarbeitenden. Damit schafft das Projekt eine schweizweite Datengrundlage zu Stress am Arbeitsplatz in den Gesundheitsberufen und ermöglicht im Nachfolgeprojekt STRAIN 2.0 Leistungserbringern, ihre Organisation zu evaluieren und konkrete Hinweise auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erhalten.
Abgeleitet aus den Erkenntnissen von STRAIN hat das Departement Gesundheit die Aus- und Weiterbildung besonders im Bereich Management und Führung wesentlich ausgebaut. Ergebnisse davon sind der neue Master-Studiengang Health Care Leadership und die Weiterbildung MAS Integratives Führen im Sozial und Gesundheitswesen, die zukünftige Führungskräfte im Gesundheitswesen aus- und weiterbildet und ihnen das notwendige Managementwissen vermittelt. Auch das Bachelor-Curricula wird seit 2022 in einem umfassenden und partizipativen Prozess überarbeitet. Dies mit dem Ziel, im Studium die Flexibilität, Individualität und Praxisorientierung weiter zu erhöhen und neue Lehr- und Lernmethoden zu implementieren.