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Sprachbarrieren mit Bildern überwinden
13.05.2024 Forschende der BFH haben ein Kommunikationsmittel entwickelt, das Sprachbarrieren im Gesundheitswesen zu überwinden hilft. Die App mit dem Namen «Sprechende Bilder» zeigt Symptome und Behandlungsmethoden.
Warum hat die BFH das Forschungsprojekt «Sprechende Bilder» durchgeführt?
Fachleute im Gesundheitswesen, insbesondere Pflegende, sind regelmässig mit Verständigungsproblemen konfrontiert, wenn Patient*innen entweder keine hiesige Sprache sprechen oder sich aufgrund einer sprachlichen Beeinträchtigung nicht ausdrücken können. Die Forschenden setzten sich zum Ziel, mit ihrem Projekt die sprachlichen Hürden von Pflegenden in Situationen abzubauen, in denen keine Dolmetscher*innen zugegen sind. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Fragen, ob Patient*innen Schmerzen, Symptome oder Allergien haben.
Wie ist die BFH beim Projekt vorgegangen?
Die Forschenden haben als erstes bestehende Hilfsmittel bei Kommunikationsproblemen analysiert. In einem zweiten Schritt haben sie Umfragen bei Pflegenden durchgeführt und diese auch auf ihren Einsätzen begleitet und beobachtet. Daraus entstand ein Katalog von Anforderungen, welche eine neue Applikation erfüllen musste. Basierend darauf entwickelten die Forschenden einen digitalen Prototyp, der auf einfach verständlichen Bildern basiert. Sie zeigen unter anderem Symptome, Unfallursachen und Behandlungsmethoden. Diesen Prototyp testeten die Forschenden dann wiederum mit Pflegenden, aber auch Patient*innen.
Wie funktioniert die Anwendung «Sprechende» Bilder»?
Derzeit liegen zwei Bildersets für Notfälle vor: das eine für Erwachsene, das andere für Kinder. Sie enthalten gesamthaft 180 Darstellungen mit den häufigsten Krankheitsbildern und Behandlungsmethoden. Beschriftungen wie zum Beispiel das Wort «Fieber» oder eine ergänzende Erklärung, was das Bild alles darstellt, sind in 25 Sprachen verfügbar und können auch laut vorgelesen werden. Geplant ist, die Applikation auf weitere medizinische Disziplinen auszuweiten und durch Funktionalitäten wie eine Sprachsteuerung oder die Integration einer Gesprächsdokumentation zu ergänzen.
Was war die grösste Herausforderung, die es im Projekt zu überwinden galt?
Eine grosse Herausforderung für die Forschenden war, genügend Pflegende für die Studienteilnahme zu finden. Die meisten zeigten sich der Applikation gegenüber zwar offen, doch nur wenige konnten die erforderliche Zeit aufbringen, um «Sprechende» Bilder zu testen. Daraus lässt sich ablesen, wie wenig Spielraum in der Pflege heute vorhanden ist, um ein Hilfsmittel mitzuentwickeln oder auszuprobieren, das doch den Arbeitsalltag erleichtern könnte. Hinzu kam die Schwierigkeit, ein neues Instrument in die oft standardisierten Abläufe eines Spitals zu integrieren. Das erschwerte die Testung der Applikation zusätzlich.
Welchen Nutzen hat die Anwendung für die Gesellschaft?
«Sprechende Bilder» erleichtert Menschen mit Sprachbarrieren den Zugang zu unserem Gesundheitswesen, was für eine sorgende Gesellschaft (Caring Society) elementar ist. Mit dem Instrument lassen sich Informationen klarer vermitteln und so Fehleinschätzungen vermeiden sowie unnötige Untersuchungen reduzieren, die bei einer unklaren Ausgangslage durchgeführt werden müssten. Nicht zuletzt kann mit den Bildern Zeit gewonnen werden, was gerade in einem Notfall besonders wertvoll ist.
Wo kommt «Sprechende Bilder» zum Einsatz?
Verschiedene Gesundheitseinrichtungen nutzen inzwischen den Prototyp testweise oder haben sich interessiert gezeigt, ihn auszuprobieren. Die BFH hat auch zahlreiche Anfragen von Pflegenden erhalten, die Applikation stösst auf einige Beachtung.
BFH-Expertin hinter dem Forschungsprojekt
Beatrice Kaufmann, Leiterin Forschungsprojekt sprechende Bilder
Die Leitung des Forschungsprojekts «Sprechende Bilder» hat Beatrice Kaufmann inne. Sie verfügt über ein Diplom als Designerin FH in der Fachrichtung visuelle Gestaltung und ist künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institute of Design Research an der Hochschule der Künste Bern (HKB), einem Departement der BFH. Ihre Schwerpunkte sind Kommunikationsdesgin, Health Care Design und Social Design.
Ebenfalls am Projekt beteiligt sind Loraine Olalia, Projektmitarbeiterin im Institute of Design Research der HKB, und François von Kaenel, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Departement Technik und Informatik der BFH.
Dieser Artikel erschien zuerst im Anzeiger Region Bern. Er ist Teil einer Serie, in der Forschungsprojekte der Berner Hochschulen vorgestellt werden.