- Story
Fanny Schläppi: «Ich konnte eine persönliche Vision entwickeln»
09.01.2023 Die erfahrene Sozialarbeiterin Fanny Schläppi stiess 2021 zur Geschäftsleitung einer Institution, die Klientinnen mit Suchterfahrung begleitet. Die veränderten Bedürfnisse der Klientel und weitere Entwicklungen führten dazu, dass Angebot und Strukturen der Institution überdacht werden mussten. Eine Weiterbildung gab der neuen Co-Geschäftsleiterin wichtige Impulse.
Sie haben den Fachkurs Organisationen gestalten und enwickeln: veränderungsmotiviert und innovativ gestalten besucht. Warum das?
Als neue Co-Geschäftsleiterin der Lilith – Zentrum für Frauen und Kinder war ich gefordert mit der Einarbeitung in den neuen Betrieb, in die Auseinandersetzung mit den bestehenden und den nicht bestehenden Strukturen und den vielen Anforderungen der Führungsaufgabe.
Mir trotz der hohen Arbeitslast eine Weiterbildung zuzugestehen, hatte verschiedene Hintergründe. Durch meine bisherige Weiterbildungserfahrung wusste ich, dass ich einerseits Zeit investieren würde, andererseits aber auch die nötige Distanz zum Tagesgeschäft erhalten würde, die es erst möglich macht, die anstehenden Themen zu strukturieren und zu priorisieren.
Gleichzeitig gibt es in meinem dichten Alltag mein Fernziel, den MAS Integratives Management abzuschliessen. Dass ich einen Fachkurs besuchen konnte, der derart gut zu meiner aktuellen beruflichen Aufgabe passt und zudem Bestandteil eines für den MAS benötigten CAS ist, hat den Entscheid einfach gemacht. Sieben Tage zu investieren, schien auch bei meiner hohen Arbeitslast möglich, was sich auch im Verlaufe des Fachkurses bestätigte.
Warum war der Fachkurs für Sie wichtig und relevant?
Einen Betrieb in einem umfassenden Change-Prozess zu führen und dabei nicht allzu vieles gleichzeitig an die Hand nehmen zu wollen, hat mich persönlich sehr gefordert. Im Fachkurs konnte ich mir die Zeit nehmen, eine persönliche Vision zu entwickeln. Es gab damit einen Raum, über die Aufgabe nachzudenken, sie anzugehen und zu erledigen. Beim Reflektieren über die Aufgabe wurde mir unter anderem bewusst, dass die Strukturierung und Terminierung des Prozesses zentral ist.
Der Austausch mit anderen Führungspersonen rief mir in Erinnerung: Es gibt auch anderswo grosse Herausforderungen zu meistern. Ich realisierte einmal mehr, dass grössere Change-Prozesse grundsätzlich anspruchsvoll sind. Dies hat mir mehr Selbstvertrauen und Ruhe gegeben.
Was hat Ihnen am Fachkurs besonders gefallen?
Was die Dozent*innen im Fachkurs thematisierten, hatte mit vielem zu tun, das mich aktuell in meinem Betrieb beschäftigte. Diese Aktualität und Praxisnähe haben mir sehr geholfen, das erarbeitete Wissen im Betrieb umzusetzen. Ich konnte das Gehörte deshalb auch besser abspeichern. Die Dozierenden bringen viel praktische Erfahrung mit. Sie erzählten von Aufgaben, die auch sie herausfordern oder herausgefordert hatten. Manche thematisierten auch Situationen, in denen sie gescheitert waren. Das zu hören, war sehr entlastend. Damit konnte ich sicher etwas Gelassenheit aufbauen.
Die Idee der Fachkurse ist, dass die Teilnehmenden auch konkrete Fragestellungen mitbringen, die sich in ihrem Berufsalltag aktuell stellen. Gab es Dinge, die Sie dann direkt in den Alltag integrieren konnten?
Als neue Co-Geschäftsleiterin der Lilith war es schwierig, die Aufgaben zu strukturieren und einen roten Faden ins eigene Handeln zu bringen. Die Frage, die mich damals aktuell beschäftigte, war: «Wo beginne ich?». Ich konnte diese Frage sowohl mit den Dozierenden behandeln als auch in der Gruppe der Teilnehmenden bearbeiten.
Als Gruppe einte uns, dass wir alle mit vielfältigen Problemstellungen betraut und auch vertraut waren. Unsere Erfahrungen miteinander zu teilen, machte mir konkret Mut zur Lücke. Der Austausch mit den Dozierenden und Teilnehmenden half mir zu erkennen, worauf ich mich sinnvoller Weise fokussieren muss. Er bestärkte mich darin, sorgfältig abzuwägen und Schritt für Schritt vorzugehen.
Diese Herangehensweise gab allen, die am Change-Prozess in der Lilith beteiligt waren – und auch mir – die nötige Zeit zur Umsetzung von Veränderungen. Im Fachkurs hat man mich ebenfalls immer wieder darin bestärkt, die Mitarbeiterinnen in ihren Ressourcen zu stärken und die Fachkompetenzen bei denjenigen Personen abzuholen, bei denen solche auch vorhanden sind. So bin ich zu der Vorgesetzten geworden, die ich heute bin: Ich bin die Dirigentin und nicht die Beste aller Fachperson in allen Spezialgebieten, die in unserer Organisation zusammenkommen.
Wem würden Sie den Besuch des Fachkurses weiterempfehlen?
Empfehlen würde ich den Fachkurs Führungspersonen, die neu in eine Organisation kommen oder für die die Führungsaufgabe als solche neu ist und die einen Change-Prozess vor sich haben.
Er eignet sich für Führungspersonen, die sich mit ihrem Handeln auseinandersetzen wollen und dazu gerne auch in fremde Welten eintauchen: Warum nicht einmal einen Prozess ganz anders angehen als gewohnt? Dies gibt die Möglichkeit, sich wieder einmal in die Mitarbeitenden einzufühlen. Man kann am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man mit Methoden konfrontiert wird, die nicht den eigenen Ideen entsprechen.
In diesem Sinne war der Fachkurs bereichernd, lehrreich und bestens geeignet das eigene Handeln zu hinterfragen.