Klinisches Assessment: Eine Schlüsselkompetenz im Bachelor-Studium Pflege

15.01.2024 Das Klinische Assessment zeichnet den Bachelor-Studiengang Pflege der BFH aus. Was lernen die Studierenden in diesem Modul? Und welche Vorteile bringt die Kompetenz für die Praxis?

Klinisches Assessment – eine Kernkompetenz der Pflege

Die Aufgaben und Kompetenzen von Pflegefachpersonen verändern sich. Einerseits stellt der Fachkräftemangel das Schweizer Gesundheitswesen vor Herausforderungen, andererseits führt der demografische Wandel zu einer Zunahme komplexer Pflegesituationen. Beides sind wichtige Gründe für die Professionalisierung der Gesundheitsberufe. Wo früher Hierarchien die Zusammenarbeit bestimmten, sind heute interprofessionelle Teams am Werk. Das Klinische Assessment ist eine Kernkompetenz der Pflege-Student*innen auf Fachhochschulniveau und bildet eine Schnittstelle zwischen Pflege, ärztlichem Fachpersonal und weiteren Gesundheitsberufen.

Einblicke in Lehre und Praxis. Mit Stimmen der BFH-Studierenden Ladina Fuss, Melanie Maurer, Manuel Rufer, Robine Wittkopf, des BFH-Dozenten Benjamin D. Rapphold und der Spitalfachärztin Dr. med. Lena Winkler.

Systematisch Informationen sammeln und interpretieren

«Das Klinische Assessment gibt den Pflegefachpersonen Werkzeuge an die Hand, um den Patient*innen mit einer Anamnese und einer klinischen Untersuchung bestmöglich gerecht zu werden», weiss Benjamin D. Rapphold, Dozent im Bachelor-Studiengang Pflege. Beim Klinischen Assessment handelt es sich um einen Prozess, bei dem Pflegefachpersonen systematisch Informationen über den Gesundheitszustand ihrer Patient*innen sammeln und interpretieren: Es umfasst die Beurteilung körperlicher, psychischer, sozialer und umweltbezogener Faktoren. Im Modul vertiefen die Bachelor-Studierenden ihre Kenntnisse über Aufbau, Funktion und krankhafte Veränderungen wichtiger Organsysteme wie zum Beispiel Lunge, Herz-Kreislauf oder Nervensystem. Sie trainieren die Anamneseerhebung, Untersuchungstechniken und die Kommunikation mit Patient*innen und Familienangehörigen, die keine medizinischen Kenntnisse haben sowie die Kommunikation und Dokumentation in der Fachsprache.

Eine ganzheitliche Versorgung sicherstellen

«Für mich ist das Üben immer das Highlight», sagt Bachelor-Studentin Melanie Maurer. «Die Inhalte bleiben mir immer am besten, wenn ich gleich den Praxistransfer machen kann.» Die Studierenden üben die Techniken in erster Linie an gesunden Menschen und lernen so, physiologische Zustände und Abweichungen zu erkennen. «Wenn ich in der Praxis zum Beispiel einer Patientin mit Atemnot begegne, hilft mir das Klinische Assessment, Informationen über die Person und ihren aktuellen Zustand zu sammeln», erzählt Bachelor-Student Manuel Rufer. «So kann ich den ärztlichen Diensten gleich mehr Informationen liefern.»

Foto: Pflegefachfrau untersucht einen Patienten mit Stethoskop, zwei weitere Pflegefachfrauen schauen zu.
Das Klinische Assessment ist ein fester Bestandteil des Bachelor-Studiums. Bild: BFH

Klinisches Assessment: Mehrwert für das Gesundheitswesen

Die Integration des Klinischen Assessments in die Pflege-Ausbildung bietet zahlreiche Vorteile. Es ermöglicht den Studierenden, ihre klinischen Fähigkeiten zu verbessern und ein tieferes Verständnis für die individuellen Pflegesituationen zu entwickeln. Die systematische Datenerhebung und -analyse ermöglicht es Pflegefachpersonen, fundierte Entscheidungen zu treffen und angemessene Pflegeinterventionen zu planen.

Durch das Klinische Assessment werden Probleme früher erkannt und Patient*innen besser behandelt.

Dr. med. Lena Winkler

Darüber hinaus fördert die Kernkompetenz die interdisziplinäre Zusammenarbeit und stärkt das Berufsbild. «Ich sehe einen grossen Mehrwert im Klinischen Assessment», sagt Dr. med. Lena Winkler, Spitalfachärztin im Spital Thun. «Zum einen werden die Patient*innen besser behandelt und Probleme früher erkannt, zum anderen wird die Ärzteschaft entlastet.» Durch die umfassende Beurteilung der Patient*innen können Pflegefachpersonen, die im Vergleich zu anderen Leistungserbringern viel Zeit mit den Patient*innen verbringen, relevante Informationen mit diesen austauschen und so eine ganzheitliche Versorgung sicherstellen.

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