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«Kopfschmerzen und Schwindel müssen oft interdisziplinär behandelt werden»
10.07.2023 Stephan Martin arbeitet seit 2012 als Physiotherapeut und ist fachlicher Leiter in der eigenen Praxis. Für den Fachkurs «Physiotherapie bei Kopfschmerzen und Schwindel» hat er sich aus beruflichen und persönlichen Interessen entschieden.
In seiner Praxis behandelt Stephan Martin viele Patient*innen mit Kopfschmerzen als Haupt- oder Nebendiagnose. «Die Arbeit mit diesen Patient*innen finde ich sehr interessant», sagt er dazu. «Ich bin ausserdem selbst Kopfschmerzpatient. Darum kann ich gut nachfühlen, was es bedeutet und wie belastend es sein kann, an Kopfschmerzen zu leiden.» Auch erlebte er selbst, wie wirksam eine Behandlung im Bereich der Halswirbelsäule und des Kiefergelenks sein kann. «Oft ist es dadurch möglich, schon in kurzer Zeit sehr viel zu erreichen und die Lebensqualität der Patient*innen zu verbessern.»
Den Lead übernehmen
Neben den somatischen Anteilen faszinieren ihn auch die psychologischen Aspekte, die an der Entstehung von Kopfschmerzen beteiligt sein können. Der Kopfschmerz sei das, was sich nach aussen zeige, aber tieferliegende Probleme fliessen häufig mit ein. «Man muss sich meist mit zusätzlichen Problematiken der Patient*innen befassen, um ein ganzheitliches Bild zu erhalten», sagt Stephan Martin im Gespräch. «Ich nehme die Herausforderung an, mit den Patient*innen innerhalb meiner Möglichkeiten darüber zu sprechen.». Es gehe darum, nicht nur die betroffene Körperregion zu behandeln, sondern die Situation als Ganzes zu erfassen. Auch sei die Patientenedukation ein wichtiger Bestandteil bei der Behandlung von Patienten*innen mit Kopfschmerzen.
Vom Fachkurs versprach sich der Physiotherapeut, den State of the Art im Bereich Kopfschmerzen, Schwindel und Migräne zu erfahren und sein Wissen zu vertiefen. «Ich empfehle den Kurs allen Physiotherapeut*innen, die sich für dieses oft komplexe Thema interessieren», so Stephan Martin. «Es sind Krankheitsbilder, die meistens interdisziplinär behandelt werden müssen.» Besonders gefallen haben ihm deshalb die Inputs aus verschiedenen Fachgebieten. So zum Beispiel der Vortrag der Apothekerin Colette Andrée, die das Thema Migräne von der pharmazeutischen Seite beleuchtet hat. «Das Wissen zu Medikation, Wirkungsweisen, neurologischen Testungen usw. ist sehr hilfreich für das physiotherapeutische Management dieser Patient*innen. Oftmals sind sie medizinisch nicht optimal begleitet. Als Physiotherapeut kann ich bei Bedarf den Lead übernehmen und sie darin beraten, welche weiteren Möglichkeiten sie haben.»
Die Patientenedukation optimieren
Als er über seinen Lernprozess erzählt, hebt Stephan Martin die Sequenz zu den Hirnnerven besonders hervor. «Ich fand es sehr spannend zu vertiefen, wie Sympathikus und Parasympathikus zusammenspielen und wie man diese zum Beispiel mit manuellen Techniken um den Nervus Vagus, sanfter Dehnung und auch ergänzenden Entspannungsübungen beeinflussen kann.» Eine weitere Erkenntnis war für ihn, wie wichtig die Prophylaxe bei Migränepatient*innen ist. «Dreimal Ausdauertraining pro Woche kann je nachdem mehr helfen als jedes Medikament», so der Physiotherapeut. Da nicht alle Betroffenen motiviert seien, sich regelmässig zu bewegen, gehöre es auch zu seinen Aufgaben, sie dazu zu motivieren.
Stephan Martins Erwartungen an den Fachkurs haben sich vollständig erfüllt. Neben neuen Inputs hat er auch die Bestätigung erhalten, dass er mit seiner Arbeitsweise auf dem richtigen Weg ist. «Ich sehe die Zusammenhänge noch besser und kann dadurch die Patientenedukation deutlich besser einsetzen.» Auch gefiel ihm die Lernatmosphäre in einer Gruppe, die viel Austausch ermöglichte. «Die Teilnehmenden kamen aus verschiedenen Spezialisierungen, das machte die Diskussion sehr wertvoll.» Neben theoretischem Stoff haben sie auch Materialien und Arbeitswerkzeuge – zum Beispiel ein Kopfschmerztagebuch – erhalten. Und natürlich war das praktische Üben ein fester Bestandteil des Fachkurses: «Vom Typ her lerne ich eher praktisch. Dass Theorie und Praxis im Kurs so stark verknüpft werden, kam mir deshalb sehr entgegen.» Stephan Martin begrüsst es sehr, dass der Thematik mit dem neuen CAS Spezialist*in Craniocervicale Dysfunktionen noch mehr Gewicht gegeben wird: «Der CAS bietet mir die Möglichkeit, die Themen noch weiter zu vertiefen, weshalb ich vorhabe, mich dafür anzumelden.»