Perinatale Versorgung: Eltern und Kind als Einheit betreuen

01.03.2023 Der Fachkurs Perinatale Versorgung mit Schwerpunkt Wochenbett vermittelt das grundlegende Wissen, um professionelle Wochenbettpflege leisten zu können. Pflegefachfrau Lucia Frey berichtet von ihren Erfahrungen.

Lucia Frey arbeitet seit 2014 auf der Neonatologie im Kantonsspital St. Gallen. Bis sie das Nachdiplomzertifikat Überwachungspflege mit dem Schwerpunkt Neonatologie erwarb, war sie als diplomierte Pflegefachfrau in der Gynäkologie tätig.

«Auf der Neonatologie haben wir es hauptsächlich mit neugeborenen, frühgeborenen und kranken Kindern zu tun. Wir arbeiten jedoch immer häufiger interdisziplinär. Das bedeutet, dass die Mutter ebenfalls beim Kind ist und die beiden eine Einheit bilden. Deshalb wollte ich mein Wissen zum Wochenbett ausbauen.» Ein weiterer Grund für ihre Entscheidung, den Fachkurs «Perinatale Versorgung mit Schwerpunkt Wochenbett» zu belegen, ist die personelle und die institutionelle Situation am Arbeitsort. Wenn auf der neonatologischen Station genügend Kapazität vorhanden ist, helfen Lucia Frey und ihre Kolleg*innen regelmässig auf der Wochenbettstation aus.

Ausserdem entsteht auf dem Areal des Kantonsspitals gerade ein neues Kinderspital. Das Perinatalzentrum werde die Neonatologie integrieren und den Müttern ermöglichen, 24 Stunden mit den Kindern zusammen zu sein. Lucia Frey: «Dabei wird es natürlich von Vorteil sein, Komplikationen erkennen und einschätzen zu können.»

Lucia Frey
Lucia Frey, Absolventin des Fachkurses Perinatale Versorgung mit Schwerpunkt Wochenbett, diplomierte Pflegefachfrau mit Nachdiplomzertifikat Überwachungspflege Schwerpunkt Neonatologie. Bild: BFH

Den Umgang mit Komplikationen lernen

Dank des Fachkurses fühlt sich die Pflegefachfrau bei ihrer Arbeit sicherer. Das Erlernte konnte sie nicht nur auf der Wochenbettstation, sondern auch auf der Neonatologie und im Austausch mit ihren Arbeitskolleg*innen einsetzen. «Ich handle kompetenter, wenn eine Mutter beispielsweise Schmerzen äussert oder sich aufgrund der Blutungen unsicher fühlt. Ich weiss, wie ich am besten reagiere und in welchen Fällen ich ärztliche Unterstützung anfordern muss.» Ein Aha-Erlebnis war für Lucia Frey ein inszeniertes Notfallszenario, bei dem die verschiedenen Komplikationen, die es bei Blutungen geben kann, durchgespielt wurden. Die Teilnehmenden lernten, die Situationen richtig einzuschätzen – eine Fähigkeit, die Leben retten kann. 

Der Umgang mit der eigenen Gesundheit wurde ebenfalls thematisiert. Ein Aspekt, der für Lucia Frey sehr präsent ist, da sie auf der Neonatologie beinahe täglich schwierige Situationen erlebt: «Für Gesundheitsfachleute ist es besonders wichtig, dass sie sich über die Selbstfürsorge Gedanken machen und dieses Bewusstsein auch an Lernende und Mitarbeitende weitergeben.»

Erfühlen, beobachten und ausprobieren

Neben dem wichtigen theoretischen Input wird im Fachkurs praktisch und mit Fallbeispielen gearbeitet. Die Teilnehmenden erhalten zum Beispiel die Möglichkeit, an Puppen zu ertasten, wie eine Gebärmutter beschaffen ist. «Eine sehr wichtige Erfahrung, ohne die ich nicht wüsste, wie sich Veränderungen anfühlen, die ich erkennen sollte. Durch das Beobachten, Spüren und Mitmachen blieben die Kursinhalte viel besser haften und ich kann sie jederzeit wieder abrufen.»

Lucia Frey profitierte auch vom Perspektivenwechsel, den sie durch ihre Mitabsolvent*innen erhielt. In ihrem Kurs traf sie auf Hebammen, die freiberuflich arbeiten oder die ihre Selbstständigkeit planten sowie auf diplomierte Pflegefachpersonen, die wieder in den Beruf einstiegen. «Für den Austausch war es wertvoll, dass verschiedene Berufsgattungen vertreten waren. Der Unterricht wurde auf die Bedürfnisse der Gruppe abgestimmt.»

Lucia Frey empfiehlt den Fachkurs allen, die in der perinatalen Versorgung arbeiten, ob Pflegefachperson oder Hebamme. «Oft wird die Komplexität der Wochenbettstation unterschätzt. Ich finde es deshalb sehr wichtig, dass es eine Weiterbildung mit diesem Fokus gibt. Ich bin sicher, dass alle davon profitieren können.»
 

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