Die Senkung des Pflanzenschutzmittelverbrauchs stellt die gesamte Kartoffelbranche vor grosse Herausforderungen. Mit Anpassungen im Anbau allein kann eine markante Senkung nicht erreicht werden. Die Anzahl Pflanzenschutzbehandlungen pro Jahr liegen bei Kartoffeln höher als bei allen anderen Ackerkulturen. Bisher konnten im Labelanbau die Herbizide und synthetischen Insektizide reduziert werden. Der Einsatz von Fungiziden bewegt sich hingegen immer noch auf einem hohen Niveau. Die grosse Anzahl Fungizidbehandlungen kann nur reduziert werden, wenn resistente Sorten im Detailhandel vertrieben und von den Konsumenten nachgefragt werden.
Zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes gibt es verschiedene praxiserprobte Methoden und neue Ansätze, die in aktuellen Forschungsprojekten geprüft werden. Für die breite Umsetzung dieser Methoden in einem nachhaltigen Produktionssystem braucht es eine Zusammenarbeit der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion bis hin zum Detailhandel. Die für 2021 vorgesehene Ausdehnung des IP-Suisse Kartoffelanbaus von aktuell 200 ha auf bis zu 750 ha bietet eine ideale Gelegenheit, die Diskussion zwischen Produktion und Handel zu intensivieren. Dadurch können Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche die Produzenten bei der Senkung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes unterstützen.
Angestrebt wird eine Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im IP-Suisse Labelanbau um 50% durch…
- einen besseren Marktzugang von robusten Kartoffelsorten. Dazu braucht es eine Sensibilisierung des Detailhandels und der Konsumenten. Die Priorisierung der Sorteneigenschaften muss überdacht und die Krankheitsresistenz stärker gewichtet werden als beispielsweise die Fleischfarbe oder Knollenform.
- den Anbau von robusten Sorten in Kombination mit einem gezielten Fungizideinsatz nach einem Prognosemodell
- den Ersatz von Herbiziden respektive Abbrennmittelen durch alternative Methoden, welche auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden.
- die Ausstrahlung von Label-Pilotbetrieben, welche die Massnahmen zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Kontext eines gesamten Produktionssystems umsetzen und die Möglichkeiten und Grenzen alternativer Verfahren testen. Erfolgreiche Verfahren werden so rascher von weiteren Labelbetrieben übernommen.
Zielkonflikte mit anderen Umweltzielen werden evaluiert und die Wirtschaftlichkeit des Produktionssystems wird durch umfassende betriebswirtschaftliche Analysen auf den Pilotbetrieben berechnet.
Auf zehn Pilotbetrieben (Label IP-Suisse) werden die drei Produktionssysteme OELN, IP Suisse standard und IP Suisse maximal verglichen.
Durch regelmässige Feldbeobachtungen wird der Erfolg der Anbaumassnahmen evaluiert. Die Berechnung des Behandlungsindex (= Anzahl der angewandten Pflanzenschutzmittel bezogen auf die zugelassene Aufwandmenge und die Anbaufläche) ermöglicht einen Vergleich des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Weitere Informationen.
Durch die Berechnung der Risikoindikatoren für Oberflächengewässer, Grundwasser und naturnahe Lebensräume kann das Umweltrisiko der drei Produktionssysteme verglichen werden. Weitere Informationen. Im Weiteren wird für jedes der Produktionssysteme das Treibhausgaspotenzial [kg CO2 eq] berechnet.
Für den Vergleich der Wirtschaftlichkeit werden die Verfahrenskosten, der Erlös sowie Gewinn/Verlust berechnet. Das Projekt wird von der IP-Suisse, der Swisspatat und den Kartoffelproduzenten (VSKP) finanziert.