Einmal-Täglich-Melken (ETM) – bis 2020 in der Schweiz verboten – ist international in weidebetonten Milchproduktionssystemen eine arbeitswirtschaftlich interessante Alternative, um bei knapper Arbeit, Futtermangel oder weit entfernten Weiden Tier und Mensch zu entlasten.
Eine Milchkuhalp mit eigener Milchverarbeitung ist als geschlossenes System ideal, um die Auswirkungen von ETM entlang der Wertschöpfungskette mit überschaubarem Aufwand zu untersuchen. Im Rahmen eines Versuchs wurden deshalb während vier Sommern zwischen 2015 und 2019 auf einer solchen Alp im Kanton Graubünden von durchschnittlich 85 gealpten Kühen die noch laktierenden rund 55 Kühe in einem Versuch statt zweimal nur einmal täglich gemolken. Die Auswirkungen auf die Tiere, die Produkte und die Bewirtschaftung allgemein wurden in Bezug auf folgende Parameter analysiert:
- Milchleistung, Milchinhaltsstoffe, somatische Zellen
- Energieversorgung, Körperzustand- und Gewichtsentwicklung der Kühe
- Milchverarbeitung und Käsequalität
- Weidetechnik, Tierverhalten
- Arbeitswirtschaft
- Wirtschaftlichkeit
Die ab Sommer 2020 eingeführte Änderung des Lebensmittelrechts mit der Aufhebung des ETM-Verbots kann auf den Heimbetrieben im Berggebiet den hohen Druck zur Umstellung von Milchkühen zu Mutterkühen lindern und damit das hohe Wertschöpfungspotential bei Milchspezialitäten im Berggebiet bewahren. Für die Alpen bedeutet das wiederum, dass die ökologisch besonders nachhaltige sowie ökonomisch und touristisch hoch attraktive Bewirtschaftung mit Milchkühen erhalten bleibt.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt wurden in einem Merkblatt für Alpbesitzer*innen, Alpbestösser*innen und Alppersonal zusammengefasst.