Interprofessionelle Lehre

Gelingende interprofessionelle Zusammenarbeit in der Versorgungspraxis setzt die Förderung von interprofessionellen Kompetenzen in der hochschulischen Ausbildung voraus. Hier setzt das Kompetenzzentrum Interprofessionalität mit seiner Lehre an.

Interprofessionelle Lehre in den Bachelor-Studiengängen

In drei interprofessionellen Modulen eignen sich die Studierenden der Vollzeit-Bachelor-Studiengänge Pflege, Hebamme, Ernährung und Diätetik sowie Physiotherapie interprofessionelle und berufsgruppenübergreifende Kompetenzen an.

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Die Module vermitteln sowohl interprofessionelle Kompetenzen wie beispielsweise Kommunikation und Rollenverteilung, als auch berufsgruppenübergreifende Kompetenzen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Interprofessionalität stehen. Dazu gehören Personzentrierung, Gesundheitskompetenz, Digitalisierung, eHealth, Gesundheitsförderung und Prävention. Die MIX-Module finden im ersten, dritten und sechsten Semester statt und machen insgesamt 12 ECTS-Credits des gesamten Bachelor-Studiums (180 ECTS-Credits) aus.

Interprofessionelle Module der Bachelor-Studiengänge an der BFH Gesundheit

Modul 1 fokussiert auf die Person, eingebettet in ihrer spezifischen Lebenswelt und ihren sozialen Beziehungen. Wichtige Themen bilden Kommunikation im therapeutischen Kontext, Verständnisse von Gesund- und Kranksein, das schweizerische Gesundheitssystem und seine Akteure, ethische und rechtliche Grundlagen sowie die Auseinandersetzung mit der Situation der Person im interprofessionellen Behandlungsteam. In Kooperation mit dem Institut für Medizinische Lehre der Universität Bern und dem Berner Institut für Hausarztmedizin findet ein Seminar zu Schweigepflicht statt, das die Studierenden der Berner Fachhochschule zusammen mit Medizinstudierenden in Bern und Basel besuchen.

Die Digitalisierung in der Gesellschaft und im Gesundheitswesen haben einen unmittelbaren Einfluss auf die interprofessionelle Zusammenarbeit und die Behandlungsmöglichkeiten von Patient*innen. Neue Technologien verändern Informations- und Kommunikationswege und ermöglichen teils neue Kooperationsformen. Um sich im zunehmend komplexer werdenden Gesundheitssystem zurechtzufinden, ist Gesundheitskompetenz auf Seiten betroffener Person und Behandlungsteam unerlässlich. Neben diesen berufsgruppenübergreifenden Themen konzentriert sich das Modul 2 auf spezifische Aspekte von Interprofessionalität, Prozesse der Entscheidungsfindung und Kommunikation in interprofessionellen Teams.

Gesundheit ist das Ergebnis vielschichtiger Prozesse und wird von unterschiedlichen Einflussfaktoren – u.a. physischen, psychischen, systemischen/sozialen, kulturellen und materiellen – geprägt. Eine wirkungsvolle Gesundheitsförderung und Prävention sind entsprechend nur unter Berücksichtigung verschiedenster Perspektiven möglich. Im Rahmen eines realen, interprofessionellen Gesundheitsförderungs- und Präventionsprojektes werden im Modul 3 die Grundlagen des Projektmanagements vertieft. In berufsgemischten Gruppen entwickeln die Studierenden während weniger Wochen Informationsbroschüren, Workshops, Handlungsempfehlungen und weitere bedarfsorientierte Produkte für die verschiedenen Projektpartner. 

Interprofessionelle Lehre in den MSc-Studiengängen

Unsere Master-Studiengänge sind interprofessionell ausgerichtet, um die Absolvent*innen zu starken Akteur*innen im Gesundheitswesen auszubilden. Die Studierenden absolvieren gemeinsam mit den anderen Master-Studierenden des Departements Gesundheit ausgewählte interprofessionelle Module wie angewandte Ethik, Advanced Practice oder Grundlagen der Gesundheitsökonomie. Sie werden mit unterschiedlichen Perspektiven konfrontiert, lernen, ihre eigenen Standpunkte zu hinterfragen und andere zu verstehen. Damit entwickeln sie Fertigkeiten zur interprofessionellen Zusammenarbeit und werden in der Lage sein, Praxissituationen ganzheitlich anzugehen. Die Expertise unserer Absolvent*innen geht über die fachliche Expertise der eigenen Profession hinaus. Sie arbeiten agil und auf Augenhöhe mit anderen Gesundheitsfachpersonen, aber auch mit Patient*innen, Klient*innen und deren Angehörigen arbeiten.

So werden Sie als professionell und interprofessionell akademisch ausgebildete Gesundheitsfachpersonen nicht nur Ihre Profession, sondern auch das Gesundheitswesen weiterentwickeln.

In der professionellen Betreuung von Menschen, die gesundheitliche Anliegen haben, stellen sich immer auch ethische Fragen. In diesem Modul entdecken Sie, wie diese Fragen theoretisch erörtert, praktisch veranschaulicht und in Ihrer konkreten Berufspraxis entwickelt werden können. Dabei vertiefen Sie auch ethische Grundlagen der interprofessionellen Zusammenarbeit und der klinischen Ethik, welche für das Handlungsfeld von Gesundheitsfachpersonen auf Masterstufe unabdingbar sind.

In diesem Modul werden verschiedene Kommunikationsarten vertieft. So wird zum einen die Kommunikation mit Klient*innen und Patient*innen (therapeutische Beziehung) im Mittelpunkt stehen. Dabei erlernen Sie auch die erweiterte Technik der motivierenden Gesprächsführung im interprofessionellen Kontext oder bei kritischen Situationen mit Klient*innen oder Patient*innen. Zum anderen professionalisieren Sie Ihre adressatengerechte, schriftliche Ausdrucksweise im wissenschaftlichen Schreiben, erhalten einen Einblick in die Kommunikation in Forschungseinrichtungen und festigen Ihre Auftrittskompetenzen im öffentlichen und gesundheitspolitischen Rahmen.

Dieses Modul beleuchtet die Grundlagen von Leadership, Projektmanagement und verschiedener Führungsmodelle. Sie lernen Möglichkeiten der Organisationsentwicklung kennen, um Changemanagement-Prozesse zu initiieren, umzusetzen und anschliessend zu evaluieren. 
 

Sie lernen Advanced Practice sowie entsprechende Rollen kennen. Dabei setzen Sie sich mit der Entwicklung und Implementierung neuer Rollen für Gesundheitsfachpersonen in zukünftigen oder bestehenden Versorgungsmodellen auseinander. Der interprofessionelle Kontext verhilft zum ganzheitlichen Verständnis von solchen neuen Modellen und Rollen. Gleichzeitig werden Ihnen die rechtlichen Grundlagen sowie gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische Themen im Zusammenhang mit Advanced Practice Rollen vermittelt. Dabei wird darauf eingegangen, wie solche neuen Versorgungsmodelle in die Praxis implementiert werden können.

In diesem Modul erhalten Sie ein vertieftes Verständnis für das Gesundheitswesen und das Entscheidungsverhalten von Schlüsselakteuren auf der Nachfrage- (Versicherte, Patient*innen) und der Angebotsseite (Gesundheitsfachpersonen, Ärzt*innen) des Gesundheitsmarktes. Anhand von theoretischen wie auch aktuellen empirischen Forschungsergebnissen aus der Gesundheitsökonomie wird eine breite Palette an praxisrelevanten Fragen analysiert. Die Frage nach den Ursachen des Kostenwachstums im Gesundheitssektor wird dabei ebenso diskutiert wie etwa der Einfluss von finanziellen Anreizen auf die Behandlungsentscheidungen von Gesundheitsfachpersonen oder die Wirkung von Franchisen auf die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen durch Patient*innen.

Nahrung als Medizin. Das Modul behandelt die Auswirkung von Nahrungsmitteln auf das menschliche Verhalten im Rahmen der Psychoneuroimmunologie. Aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft im Zusammenhang zwischen Darmflora, Schmerz und Depression werden ebenso thematisiert wie Pre- und Probiotika sowie Phytotherapie in der Schmerztherapie.

Die digitale Transformation im Gesundheitswesen bietet zahlreiche Möglichkeiten für die Gesundheitsförderung, Prävention, Diagnostik, Therapie, Betreuung und Behandlung von Menschen aller Altersgruppen und Versorgungssettings. Mit einer gezielten, reflektierten, kritischen und aktiven Gestaltung kann die digitale Transformation die Qualität und Effizienz des schweizerischen Gesundheitssystems aufrechterhalten und optimieren.