Das Stiefkind des Gesangs. Die Rezitativpraxis im 19. Jahrhundert
Das Rezitativ ist das Stiefkind des Gesangs. Diese Feststellung bezieht sich nicht nur auf die historische Gesangstechnik, sondern vor allem auch auf die heutige Gesangspraxis, die kaum die notwendige Sprachdeklamation pflegt.
Steckbrief
- Lead-Departement Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Interpretation
- Forschungseinheit(en) Aufführung und Interpretation
- Förderorganisation BFH
- Laufzeit 01.02.2011 - 31.07.2012
- Projektverantwortung Prof. Dr. Kai Köpp
- Projektleitung Prof. Dr. Kai Köpp
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Projektmitarbeitende
Hans Peter Blochwitz
Dr. Andreas Leopold Dick
Christian Hilz
Laura Moeckli - Schlüsselwörter Rezitativ, Gesangspraxis, Deklamation, Melodram, Aufführungspraxis, Oper, 19. Jahrhundert
Ausgangslage
Das Forschungsprojekt soll die Quellen zur Rezitativpraxis des 19. Jahrhunderts systematisch erschliessen und Methoden entwickeln, die Kunst des improvisierenden Sprechgesangs und der Loslösung vom Notentext neu zu erlernen.
Vorgehen
Das Rezitativ zählt zu den dramaturgisch wesentlichsten, aber wegen seiner vermeintlichen sängerischen Anspruchslosigkeit am stärksten vernachlässigten Elementen des Musiktheaters. Dies gilt besonders für das 19. Jh., für welches noch nicht einmal die relevanten Quellen aufgearbeitet sind. Dieses Projekt will hier erste Schritte unternehmen, historische aufführungspraktische Konzepte experimentell umsetzen und mit dem zeitgenössischen Théâtre musical in Wechselwirkung treten.
Ergebnisse
Ein Quellenreader zur Rezitativpraxis im 19. Jh. belegt die Rolle der Sprache als Gestaltungsbasis der Rezitative; auf Tonträgerdokumenten bleibt die Gewichtung Sprechstimme-Singstimme ambivalent. Quellen zur Deklamationspraxis zeigen, dass Bühnensprache, öffentliches Reden und die musikalischen Redeformen (Melodram, Rezitativ) auf einer pointierten Ausspracheweise beruhten, die je nach Kontext einen hohen „pathetischen“ und niederen „komischen“ Tonfall annehmen soll.
Ausblick
Das Projekt verändert das Kernverständnis des musikalisierten Sprechens nachhaltig und geht in zahlreiche Konzertprojekte (u.a. zum 10jährigen Jubiläum der HKB Nov. 2013) ein.