Modelle der Partizipation
Der Einbezug betroffener Personen in die Ausgestaltung und Umsetzung von politischen Massnahmen der Armutsbekämpfung und -prävention erhöht deren Wirksamkeit. Was sind das für Projekte in der Schweiz und im Ausland?
Steckbrief
- Lead-Departement Soziale Arbeit
- Institut(e) Institut Kindheit, Jugend und Familie
- Förderorganisation Andere
- Laufzeit 15.05.2019 - 31.12.2020
- Projektverantwortung Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
- Projektleitung Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
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Projektmitarbeitende
Claudia Schuwey
Prof. Dr. Michelle Beyeler - Schlüsselwörter Armutsprävention, Armutsbekämpfung, Partizipation, Politikgestaltung, user involvement
Ausgangslage
Erfolgreiche und vielversprechende Partizipationsmodelle werden in der Schweiz und im Ausland identifiziert, gewürdigt und Empfehlungen erarbeitet.
Vorgehen
Im Rahmen des BSV-Projekts werden Beispielprojekte in der Schweiz und im Ausland recherchiert und gewürdigt. Dabei interessieren einerseits Projekte, die Partizipation am Prozess der Politikgestaltung und -umsetzung ermöglichen und anderseits Initiativen, die partizipative Kompetenzen fördern. Das Forschungsprojekt zeichnet sich durch das Mitwirken von armutsgefährdeten und -betroffenen Personen im Forschungsprozess (user involved research) aus.
Ergebnisse
Basierend auf Praxisbeispielen wurden in dieser Studie sechs Modelle der Partizipation in der Praxis identifiziert, die Möglichkeiten beschreiben, wie armutsgefährdete und -betroffene Personen an Prozessen zur Formulierung, Umsetzung und Evaluation öffentlicher Politiken partizipieren können. Die Modelle decken dabei folgende Politik- bzw. Handlungsbereiche im Bereich der Armutsprävention und -bekämpfung ab: - die Evaluation und (Weiter-)Entwicklung von Strukturen und Prozessen von öffentlichen und privaten Dienstleistungsorganisationen (Modell 1) - die Ausbildung von Fachpersonen, die für die Implementierung von Armutspolitiken zuständig sind (Modell 2) - die (Weiter-)Entwicklung von politischen und rechtlichen Grundlagen (Modell 3) – öffentliche und politische Diskurse (Modell 4), - gemeinschaftliche Selbsthilfestrukturen (Modell 5) - die Erarbeitung von Grundlagen der Partizipation (Modell 6) Die einzelnen Partizipationsmodelle werden in der Praxis je nach struktureller Einbettung der Partizipation (zum Beispiel in speziell dafür geschaffenen Gremien oder in einer Anstellung) und je nach vorgesehenem Zeithorizont der Partizipation in verschiedenen Varianten (Untermodellen) umgesetzt. Insgesamt verweisen die identifizierten Modelle auf eine breite Palette an möglichen Anknüpfungspunkten für eine partizipativere Ausgestaltung der Politik und Praxis im Armutsbereich. Dabei haben einzelne Modelle je nach Interesse und Kontext eine höhere Relevanz als andere.
Ausblick
Die vertiefte Auseinandersetzung mit einzelnen Partizipationsmodellen zeigt, dass die Umsetzung partizipativer Prozesse im Armutsbereich voraussetzungsreich ist und mit Hürden oder Herausforderungen verbunden sein kann, welche die jeweiligen Wirkungspotenziale einschränken können. Um diese überwinden oder gezielt angehen zu können, kann eine Orientierung an folgenden, aus Praxiserfahrungen abgeleiteten Empfehlungen unterstützend sein: (1) Begegnung auf Augenhöhe sowie klare und verständliche Kommunikation mit armutsgefährdeten und -betroffenen Personen (2) Sorgfältige Planung und klare Kommunikation von Zielen, Rollen und Mitbestimmungsmöglichkeiten (3) Aufbau von partizipationsorientierten Fachkompetenzen (4) Förderung der Organisation der Betroffenen im Armutsbereich (5) Partizipation armutsgefährdeter und -betroffener Personen bereits bei der Planung der Projekte und der Erarbeitung der Grundlagen (6) Verstetigung der Partizipationserfahrungen durch Verbreitung und Vernetzung der Projekte (7) Evaluation der Umsetzung und der Wirkungen von Partizipationsprozessen