Care-Migration – Entwicklung eines FairCare Tandem-Modells
Menschen wollen zuhause leben, auch wenn sie Unterstützung, Betreuung oder Pflege brauchen. Care-Migrant*innen decken in zunehmendem Masse diesen Bedarf: in der Regel Frauen, oft aus ost-europäischen Ländern. Viele von ihnen arbeiten unter prekären Bedingungen. Bis es in der Schweiz eine soziale Absicherung von Betreuung zu Hause gibt, müssen neue Modelle entwickelt werden, die den Care-Migrant*innen faire Arbeitsbedingungen sichern und gleichzeitig verhindern, dass Betreuung zuhause nur den finanziell gut gestellten Personen offensteht, die sich teure Lösungen von profit-orientierten Vermittlungsagenturen leisten können.
Steckbrief
- Lead-Departement(e) Gesundheit
- Institut(e) Partizipative Gesundheitsversorgung
- Laufzeit (geplant) 01.01.2020 - 28.02.2021
- Projektverantwortung Karin van Holten
- Projektleitung Karin van Holten
- Schlüsselwörter Care Migration, Betreuung, Betreuung zu Hause, live-in Betreuung, 24-h-Betreuung, faire Betreuungsmodelle
Ausgangslage
Immer mehr ältere Menschen oder deren Angehörige suchen nach bezahlbarer Unterstützung in Betreuung und Pflege, um möglichst lange selbstbestimmt zuhause wohnen zu können. Sogenannte Care-Migrant*innen decken in zunehmendem Masse diesen Bedarf: in der Regel Frauen, oft aus ost-europäischen Ländern. Viele von ihnen arbeiten unter prekären, ungeschützten Bedingungen. Soziale Isolation, hohe Arbeitsbelastung bei gleichzeitig niedrigen Löhnen, ungenügende soziale Absicherung und Abhängigkeit von Personalverleih- oder Vermittlungsunternehmen stellen häufige Probleme dar. Bis es in der Schweiz eine soziale Absicherung für diese Art von Dienstleistungen geben wird, müssen Modelle der Care-Arbeit entwickelt werden, welche den Care-Migrant*innen faire Arbeitsbedingungen sichern und gleichzeitig verhindern, dass Betreuung zuhause nur den sozioökonomisch gut gestellten Personen offensteht, welche sich teure Lösungen von profit-orientierten Vermittlungsagenturen leisten können.
Das gängige Betreuungsmodell mit Care-Migrant*innen ist die sogenannte «24-Stunden-Betreuung». Der Begriff weist auf eine zentrale Schwierigkeit des Modells, indem er eine durchgängige Betreuung über 24 Stunden durch eine Person insinuiert, welche rechtlich nicht zulässig ist. In diesem Projekt sprechen wir, im Sinne einer Abgrenzung, anstelle einer 24-Stunden-Betreuung von einer live-in Betreuung.
Ziele
In Kooperation und Arbeitsteilung zwischen dem Kompetenzzentrum Partizipative Gesundheitsversorgung (seit 1. Januar 2021), Public Health Services (PHS), Careum Hochschule Gesundheit (bis 31. Dezember 2020) und weiteren Institutionen engagiert sich eine Gruppe von Fachleuten im Rahmen dieses Projekts, um gemeinsam an einer Lösungsfindung zu arbeiten.
Sie verfolgen dabei zwei Hauptziele:
- Menschen mit Betreuungsbedarf, die zuhause wohnen, sollen bei Bedarf qualitativ gute, bezahlbare Betreuung durch Care-Migrant*innen erhalten.
- Care-Migrant*innen, welche über das neue Modell zum Einsatz kommen, sollen faire Arbeitsbedingungen vorfinden.
Vorgehen
Basierend auf einer Situationsanalyse wurde in einem ersten Schritt ein Modell und Umsetzungskonzept für die migrationsgestützte Betreuungsarbeit auf partnerschaftlicher Basis in der deutschsprachigen Schweiz entwickelt (Januar bis Dezember 2020). Es wurde ein praktizierbares «FairCare Tandem-Modell» definiert, welches die beiden Hauptziele erfüllt. Dieses Modell soll nun in einer zweiten Phase ab 2021 als Pilot in der Umsetzung getestet und wissenschaftlich evaluiert werden.
Lösung
Das im Projekt entwickelte neue «FairCare Tandem-Modell» für die Betreuung zuhause soll möglichst wegweisenden Charakter haben. Basierend auf der Pilotierung und Evaluation ist es als mittelfristige Lösung auf dem Markt ausgerichtet. Das Modell wird allen interessierten Anbietern von Care-Dienstleistungen zur Verfügung gestellt. Bei einem Erfolg in der Schweiz hat das Modell Potential, auch auf andere europäische Länder auszustrahlen.
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Arbeitspapier 1 Konzept «FairCare Tandem-Modell»
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Arbeitspapier 2 Organisationen: Aufgaben und Verantwortungsbereiche
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Arbeitspapier 3 Betreuungsperson im Privathaushalt: Aufgaben und Anforderungen
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Arbeitspapier 4 Betreute Person und deren Angehörige: Aufgaben und Pflichten
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Arbeitspapier 5 Konzept «FairCare Bedarfsabklärung und Betreuungsplan»
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Arbeitspapier 6 Übersicht Spannungsfelder und Massnahmen
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Arbeitspapier 7 Elemente eines FairCare Arbeitsvertrags
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Arbeitspapier 8 Elemente eines FairCare Betreuungsvertrags
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Arbeitspapier 9 Transparente Plankostenrechnung
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Arbeitspapier 10 FairCare Leistungserfassung
- Arbeitspapier 11 FairCare Betreuungsplan
- Arbeitspapier 12 FairCare Notfallblatt
Partner
- PHS Public Health Services
- live-in Betreuerinnen: Lena Czeneova, Viera Bodorova
- Vertretung der älteren Menschen: Schweizerischer Seniorenrat
- Vertretung von Einsatzorganisationen: Caritas, Care Work
- Vertretung der stationären Betreuung und Pflege: Curaviva Schweiz, Besa Care, Alterszentrum Spycher Roggwil
- Vertretung der ambulanten Pflege/Spitex: Spitex Schweiz, Spitex Bern, Spitex Ostermundigen, Spitex Zürich Limmat
- Rechtsberatung und Administration: Habegger Biedermann Rechtsanwälte, Frey Treuhand GmbH
Geldgeber / Finanzierung
- Walder Stiftung
- Accordeos Stiftung
- Eigenmittel der beteiligten Organisationen
⇢ Das Fundraising für die Pilotierungsphase erfolgt ab 2021.