- Forschungsprojekt
FairCare@Home – Transparenz und Qualität in der Live-in-Betreuung
Viele Menschen wollen zuhause leben, auch wenn sie Betreuung, hauswirtschaftliche Unterstützung oder Pflege brauchen. Im Projekt «FairCare@Home» entwickelt die BFH in breiter Partnerschaft Standards und Tools für ein faires Modell der Live-in-Betreuung in der Schweiz. Damit wird ein transparent geregelter Rahmen für alle Beteiligten geschaffen.
Steckbrief
- Lead-Departement(e) Gesundheit
- Institut(e) Institut für partizipative Gesundheitsversorgung
- Laufzeit (geplant) 01.09.2022 - 31.03.2026
- Projektverantwortung Prof. Dr. Karin van Holten
- Projektleitung Prof. Dr. Karin van Holten
- Schlüsselwörter Care Migration, Betreuung zu Hause, Live-in-Betreuung, Langzeitversorgung
Ausgangslage
Wer Hilfe und Betreuung braucht, aber dennoch zuhause wohnen will, ist mit der Frage konfrontiert: Wo finde ich qualitativ gute Betreuung zu einem adäquaten Preis? Denn die Organisation und Finanzierung von Betreuung sind in der Schweiz nach wie vor mehrheitlich Privatsache. Angehörige und Bezugspersonen leisten zwar viel – stossen aber auch an ihre Grenzen.
Das Modell der Live-in-Betreuung im Privathaushalt schliesst hier eine Lücke. Dabei wohnt die Betreuungsperson für einige Wochen oder Monate im Haushalt der zu betreuenden Person und wechselt sich mit anderen Betreuenden im Turnus ab. Oft sind dies Frauen aus osteuropäischen Ländern.
Das Modell der Live-in-Betreuung steht in der Kritik, u.a. wegen oft prekärer Arbeits- und Lebensbedingungen der Live-in-Betreuungspersonen. Dennoch ist es für viele Menschen mit Betreuungsbedarf oft die einzige Option für einen Verbleib zuhause.
Im Dezember 2021 hat das Bundesgericht entschieden: Bei Personalverleih gilt das Arbeitsgesetz auch für Angestellte im Bereich der Betreuung zu Hause. Wie geltendes Recht im Alltag in diesem Betreuungsmodell umgesetzt wird, ist eine äusserst aktuelle Frage – genau hier, setzt das Projekt FairCare@Home an.
Vision und Ziele
Unsere Vision: Faire Bedingungen in der Live-in-Betreuung – gemeinsam gestaltet
Mit dem Modell FairCare@Home soll Live-in-Betreuung fair gestaltet werden.
Das heisst: Alle involvierten Personengruppen arbeiten zusammen unter der Prämisse, dass es eine faire Verteilung von Pflichten und Aufgaben gibt.
- Menschen mit Betreuungsbedarf erhalten qualitativ gute Betreuung – zu adäquatem Preis. Dies unterstützt auch die Angehörigen.
- Live-in-Betreuungspersonen finden gute Arbeitsbedingungen vor und werden in ihrer professionellen Rolle gestärkt.
- Betreuungs- und Spitex-Organisationen profitieren von einer transparent geregelten und stabilen Zusammenarbeit
Unser Ziel: Standards und Tools für die Live-in-Betreuung – in breiter Partnerschaft entwickelt
Mit dem FairCare@Home-Modell schaffen wir einen geregelten und transparenten Rahmen für alle Beteiligten.
- Wir erarbeiten in breiter Partnerschaft die nötigen Konzepte, Richtlinien, Planungs- und Kontrollinstrumente.
- Wir testen die entwickelten Qualitätsstandards und Tools für faire Betreuung zuhause während zwölf Monaten in der Praxis.
- Wir optimieren das Modell fortlaufend unter Berücksichtigung der Erfahrungen der betreuten Personen, der Angehörigen, der Live-in-Betreuungspersonen, der beteiligten Betreuungs- und Spitex-Organisationen.
Zentrale Kriterien sind dabei:
- Qualitätsstandards sind im Alltag umsetzbar
- Das Modell ist gesetzeskonform
- Die Prozesse sind für die Involvierten praktikabel
Mehr Informationen:
Vorgehen (Terminplanung)
Das Projekt baut auf einem Vorprojekt (Januar 2020 bis Februar 2021) auf und ist in drei Projektphasen unterteilt (siehe Abbildung «Projektübersicht» auf Seite 4):
Phase 1 dauert von Dezember 2022 bis Oktober 2023. Hier beschäftigten sich drei Arbeitsgruppen mit:
- der finalen Entwicklung des Modells
- der Entwicklung eines Instruments für die Planung und Erfassung des Betreuungsbedarfs
- bestehenden Möglichkeiten der Entlastung für die Live-in-Betreuungsperson
Phase 2 dauert von November 2023 bis Oktober 2024. Hier wird das FairCare@Home-Modell während zwölf Monaten in der Praxis getestet und im Rahmen einer partizipativen und entwicklungsorientierten Begleitevaluation kontinuierlich verbessert.
In Phase 3 werden schliesslich bis Frühjahr 2026 die entwickelten Instrumente und Tools anwendungsorientiert aufbereitet und interessierten Organisationen vorgestellt sowie zugänglich gemacht.
Projektorganisation
Mitfinanzierende Stiftungen
- Age-Stiftung
- Accordeos Stiftung
- Cornelius Knüpffer Stiftung
- Ernst Göhner Stiftung
- Walder Stiftung
Trägerorganisationen / Projektleitung
- BFH Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, Kompetenzzentrum Partizipative Gesundheitsversorgung
- PHS Public Health Services
Partnerorganisationen (mitwirkende Organisationen und Institutionen)
- Amt für Wirtschaft u. Arbeit des Kantons SG
- AWH Alterswohnhilfe GmbH
- BESA Qsys
- betreuungs-spezialist
- CareInfo
- Caritas Schweiz
- Dienst für Pflege und Entwicklung
des Kantons St.Gallen - Entlastungsdienst Schweiz – Kanton Bern
- Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen
- Evang.-ref. Kirchgemeinde Zürich
- Pro Senectute Kanton Zürich
- Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Bern
- Schweizerischer Seniorenrat SSR
- Spitex Bachtel (Kanton Zürich)
- Spitex Bern
- Spitex Oberaargau AG
- Spitex Ostermundigen
- Spitex Sarganserland
- Spitex Schweiz
- Spitex Verband Kanton Bern
- Spitex Verband SG|AR|AI
- SWICA
- Swiss Carers
- Unia
- Verband «Zuhause leben»
- Beratung bei Rechtsfragen: Prof. Dr. Kurt Pärli, Universität Basel, Rechtswissenschaftliche Fakultät
Umsetzungspartner
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«betreuungs-spezialist»
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Spitex Bachtel (Kanton Zürich)
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AWH Alterswohnhilfe GmbH
Zu den zentralen Partnern des Projekts gehört der «betreuungs-spezialist», welcher massgeblich in die Modell-Entwicklung von FairCare@Home involviert war und die Sichtweise sowie Anliegen von Betreuungsorganisationen eingebracht hat. Der «betreuungs-spezialist» fungiert seit 2021 als Partner im Vorprojekt und aktuell wirkt er in der Pilotierung von «FairCare@Home»-Betreuungssettings mit.