Städte als Triebkräfte für nachhaltige Ernährungssysteme

Wir erforschen Lebensmittel- und Food Waste-Flüsse sowie den ernährungsbedingten Umweltfussabdruck des städtischen Ernährungssystems Bern. Unter Beteiligung wichtiger Zielgruppen erarbeiten wir Lösungsstrategien für eine nachhaltige Transformation. Zudem führen wir eine Vergleichsstudie zu Food Governance Strategien mit zehn grossen Schweizer Städten durch.

Ein gemeinsames Projekt der BFH-HAFL und des Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern.

Steckbrief

Städtische Ernährungssysteme im Wandel

In städtischen Ernährungssystemen zeigen sich unterschiedliche soziale und ökologische Herausforderungen. Beispielsweise können sich nicht alle Städter*innen eine nachhaltige und gesunde Ernährung leisten. Auch landen immer noch zu viele essbare Lebensmittel in der Tonne statt auf dem Tisch. Als aktive Mit-Gestalterinnen eines nachhaltigen Wandels von Ernährungssystemen wollen Städte mit politischen Massnahmen und Aktivitäten die Ernährungssysteme nachhaltiger gestalten.

Nachhaltige und gesunde Ernährung fördern

Beispielsweise lancieren sie Events zu einer nachhaltigen Ernährung oder erhöhen Nachhaltigkeitskriterien im Rahmen von Ausschreibungen für die öffentliche Beschaffung, z.B. für die Gemeinschaftsverpflegung. Zudem wollen sie ihre Ernährungsstrategien vermehrt auf lokal produzierte Lebensmittel aus nachhaltiger Produktion ausrichten. Dabei sollen möglichst viele betroffene Akteur*innen von der Produktion, über die Verarbeitung und Verteilung hin zum Konsum stärker eingebunden werden, um unter anderem die Bevölkerung für einen nachhaltigen und gesunden Lebensmittelkonsum zu sensibilisieren. Diese Bestrebungen befinden sich jedoch noch in einer frühen Phase und es fehlt das nötige Wissen, wie lokale Ernährungssysteme aufgebaut sind, wie viel Lebensmittel tatsächlich verschwendet werden oder wie möglichst vielen Städter*innen eine nachhaltige und gesunde Ernährung ermöglicht werden kann.  

Transdisziplinäres Forschungsprojekt

Unser transdisziplinäres Forschungsprojekt, welches gemeinsam mit dem CDE und dem Berner Amt für Umweltschutz durchgeführt wird, soll städtische Ämter in der Schweiz bei der Ausgestaltung ihrer Strategien, Massnahmen und Projekte unterstützen, um ihr Potenzial als treibende Kräfte zur Entwicklung nachhaltiger Ernährungssysteme auszuschöpfen.

Teilprojekte

Mit den zehn Projektpartnerstädten Basel, Bern, Biel, Freiburg, Genf, Lausanne, Neuchâtel, St. Gallen, Zürich, Winterthur sowie  dem Schweizerischen Städteverband werden in einem ersten Schritt vorhandene und sich in Entwicklung befindende Urban Food Governance Strategien und Massnahmen erfasst, analysiert und mittels eines gemeinsam entwickelten Monitoring-Tools bewertet. Dabei werden besonders erfolgversprechende Ansätze ebenso aufgezeigt wie angetroffene Hindernisse bei der Umsetzung – sowie Wege, wie sich diese überwinden liessen. Ziel ist es, eine detaillierte Übersicht und Analyse zu den Food-Governance Strategien zu erstellen sowie die CO-Produktion von Wissen, den Wissenstransfer und Dialog unter den Städten zum Thema Ernährungsnachhaltigkeit zu stärken.

In einem zweiten Schritt identifizieren wir mittels Netzwerkanalyse u.a. die Schlüsselunternehmen und ihre Beziehungen innerhalb des städtischen Ernährungssystems, die zur Versorgung der Stadt Bern und Umgebung mit Lebensmitteln beitragen. Die Netzwerkanalyse soll somit das notwendige Systemverständnis nicht nur über die in der Lebensmittelwertschöpfungskette involvierten Akteur*innen in der Stadt, sondern auch in der Region liefern. Darauf aufbauend analysieren wir, wie und in welchem Umfang die regionale Produktion die Stadt Bern ernähren kann – aktuell und unter einer standortangepassten Produktionsintensität. Dazu erheben wir einerseits die Lebensmittelflüsse in den Absatzkanälen innerhalb der Stadt inklusive der Anteile aus regionaler und/oder nachhaltiger Produktion. Andererseits schätzen wir das Produktionsvolumen der regionalen Landwirtschaft und vergleichen dieses mit dem städtischen Lebensmittelverbrauch.

Weiter wollen wir herauszufinden, wie nachhaltig und gesund das Ernährungssystem der Stadt Bern heute ist und wie sich die Ernährung ändern muss, um Nachhaltigkeits- und Gesundheitsziele zu erreichen. Dazu erheben wir die Food Waste-Flüsse in den Absatzkanälen und quantifizieren basierend darauf sowie den Lebensmittelflüssen den durchschnittlichen ernährungsbedingten Umweltfussabdrucks in der Stadt Bern. Dieser wird dann an Zielen für eine gesunde und nachhaltige Ernährung referenziert und wir leiten daraus Entwicklungspfade ab.  

In einem dritten Schritt erforschen wir gemeinsam mit der Bevölkerung relevante Forschungsfragen für einen Wandel hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem. Beispielsweise werden wir gemeinsam mit Berner*innen mit geringem Haushaltsbudget erforschen, wie ein sozial gerechter Zugang zu nachhaltigen und gesunden Lebensmitteln aus der Region aussehen kann. 

Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SGDs)

Die Ernährung spielt zur Erreichung der Klimaziele und der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs), welche bis 2030 umgesetzt werden müssen, eine wichtige Rolle. Mit unserem Forschungsprojekt tragen wir dazu bei, insbesondere städtische Ernährungssysteme nachhaltiger mitzugestalten und politische und gesellschaftliche Handlungsempfehlungen auszuarbeiten. Dabei sind uns partizipative Ansätze wichtig, um die städtische Bevölkerung miteinzubeziehen und in allen Bevölkerungsschichten für eine nachhaltige und gesunde Ernährung zu sensibilisieren.  

Sustainable Development Goals, SDGs
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sind das Herzstück der Agenda 2030 und sollen bis 2030 weltweit und von allen UNO-Mitgliedstaaten erreicht werden. Alle Staaten, auch die Schweiz, sind gleichermassen gefordert, die drängenden Herausforderungen der Welt gemeinsam anzugehen und zu meistern.

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs

Co-Projektleitung

BFH-HAFL

CDE

Bettina Scharrer

Research Scientist
Centre for Development and Environment (CDE), Universität Bern
+41 31 684 55 21
bettina.scharrer@unibe.ch

Forschung zu Nachhaltigkeit und Lebensmittel an der BFH-HAFL