- Medienmitteilung
Projekt «EcoCircular Lyss Seeland» schliesst Nährstoffkreisläufe im Lebensmittelsystem
15.11.2022 Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule (BFH-HAFL) entwickelt zusammen mit Industriepartnern Lösungen zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft im Raum Lyss-Seeland. Ziel ist es, biologische Nebenströme aus der Verwertung von Schlachtnebenprodukten und der Lebensmittelverarbeitung verstärkt in Kreisläufen zu nutzen und Abwärme effizienter zu verwerten. Dadurch werden Nährstoffkreisläufe im Lebensmittelsystem geschlossen und fossile Energieträger ersetzt.
Die BFH-HAFL ist ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, Lösungen für die nachhaltige Nutzung von biologischen Nebenströmen und Abwärme aus dem Lebensmittelsystem zu entwickeln. Im Industrieareal Lyss Nord besteht mit den Betrieben der Centravo-Gruppe im Bereich Lebensmittelverarbeitung und Schlachtnebenprodukteverwertung, der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Lyss Limpachtal und dem Energieversorger Seelandgas AG ein einzigartiger Komplex, aus dem ein differenziertes, leistungsfähiges System der Kreislaufwirtschaft entstehen kann.
Deshalb wurde Anfang 2022 der Verein EcoCircular Lyss Seeland (ECLS) gegründet, um Projekte für eine Kreislaufwirtschaft zu entwickeln und ein eigentliches Kompetenzzentrum für Kreislaufwirtschaft im Raum Lyss-Seeland aufzubauen. Gründungsmitglieder sind die Centravo, die ARA Lyss Limpachtal, die Gemeinde Lyss und die BFH-HAFL.
Aufbau Knowledge-Hub
Die BFH-HAFL übernimmt innerhalb des Vereins die Funktion des Wissenschaftspartners. Sie wurde 2022 vom Verein beauftragt, über die kommenden drei Jahre eine Wissensplattform, den «ECLS-Knowledge-Hub», aufzubauen und zu betreiben. Über diese Plattform vermittelt und generiert die BFH-HAFL das für die Projekte notwendige Wissen, vernetzt sich mit geeigneten Partner*innen, leitet entsprechende Forschungsaktivitäten ein und koordiniert diese.
Die BFH-HAFL bringt auch viel eigenes Knowhow in die Projektausarbeitung mit hinein, unter anderem in den Bereichen Proteinextraktionsverfahren, mikrobielle und enzymatische Veredelungsverfahren, neuartige Biogaserzeugungsverfahren und Aquakultur. Darüber hinaus unterstützt die BFH-HAFL die Projektentwicklung mit Nachhaltigkeitsbewertungen, um die Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Projekte bereitzustellen.
Nutzung von biologischen Nebenströmen und Abwärme
Bereits vor der Vereinsgründung hat die BFH-HAFL 2020 im Rahmen einer Vorstudie das Potenzial einer erweiterten Nutzung der im Industrieareal Lyss Nord anfallenden Nebenströme und der Abwärme eingeschätzt. Diese fallen im Rahmen der Raffination von Ölen und Fetten sowie der Verwertung von Schlachtnebenprodukten und Schlachtreststoffen an. Die Analyse hatte gezeigt, dass über die Integration zusätzlicher Elemente wie Insekten-, Algen- oder Fischzucht, die in den stofflichen Nebenströmen enthaltenen Nährstoffe weiter im Ernährungssystem gehalten werden könnten. Die Abwärme könnte gegebenenfalls für den Betrieb eines Gewächshauses oder einer Vertical Farming-Anlage genutzt werden. Aufbauend auf der Vorstudie wird in einem partizipativen Prozess mit den Industriepartnern bis 2025 eine massgeschneiderte Lösung für den Ausbau der Kreislaufwirtschaft erarbeitet und erste Projekte initiiert.