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«Auch Engpässe verursachen Kosten»
02.03.2020 Die Schweiz ist bei der Medikamentenproduktion von Asien abhängig. Will sie die Sicherheit der Versorgung verbessern, braucht es den Gesetzgeber, sagt Stefan Grösser von der Berner Fachhochschule.
Stefan Grösser, haben Sie sich schon mit einem Notvorrat an Medikamenten eingedeckt?
Stefan Grösser: Nein, viele der von einem möglichen Engpass betroffenen Medikamente sind verschreibungspflichtig. Ich war aber selbst vor etwa drei Monaten wegen einer Impfung von einem Versorgungsengpass betroffen.
Warum drohen in der Schweiz nun wegen des Coronavirus Engpässe bei Medikamenten?
Solche Engpässe gibt es bereits heute in einem spürbaren Ausmass, dieses hat in den letzten vier Jahren zugenommen. Die durch das Coronavirus angepasste Situation in China akzentuiert dies noch. Die Massnahmen der chinesischen Regierung haben auch die Produktionsleistung von pharmazeutischen Unternehmen gedrosselt. Die zu einem grossen Teil in China hergestellten Wirkstoffe für Medikamente können somit nicht mehr in der benötigten Menge bereitgestellt werden.
Was ist die Folge?
Die Schweiz könnte weniger Basisprodukte für die Medikamentenherstellung bekommen. Dadurch könnten sich weitere Engpasssituationen ergeben. Und wenn in anderen Ländern Engpasssituationen entstehen, könnten Im- und Exporte von knappen Medikamenten zunehmen und der Schweiz diese entsprechend entziehen.
Um welche Medikamente handelt es sich?
Um einige Schmerzmittel, Antibiotika und Herzmedikamente. Welche Medikamente betroffen sind, lässt sich beispielsweise auf der Website www.drugshortage.ch einsehen.
Die Pharmaindustrie in Basel ist gross – warum werden die Basisstoffe nicht hierzulande produziert?
Der gestiegene Kostendruck und die Aufmerksamkeit seitens Politik und Öffentlichkeit motiviert oder zwingt Unternehmen, das ökonomische Prinzip intensiv anzuwenden. Die Produktion aufzubauen, zu überprüfen, zu warten, die benötigten Auflagen von Regulierungsbehörden einzuhalten – all das ist kostenintensiv und wurde deshalb in Länder verlagert, die dafür günstigere Voraussetzungen haben und dabei die Qualitätsanforderungen erfüllen.
Anlagen in der Schweiz können selten im kostengünstigen skalierbaren Bereich betrieben werden. Die Produktionsmengen sind zu klein, um geringe Kosten pro Stück zu erhalten. Zudem werfen Basisstoffe im Vergleich mit margenträchtigeren Medikamenten – etwa bei weiterentwickelten Krebsmedikamenten – weniger Gewinn ab und werden entsprechend seltener in Hochlohnländern produziert.