- Medienmitteilung
Mehr Blüten für Bienen – mit agiler Beratung
15.08.2023 Ihr Image ist gut, doch es geht ihnen schlecht: Honig- und Wildbienen haben zu wenig Nahrung und sind unter Druck. Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften BFH-HAFL und BienenSchweiz entwickeln Tools, damit Bauern und Bäuerinnen schneller herausfinden, wie sie mehr wertvolle Blühflächen schaffen können.
Die Bienen fliegen von Blüte zu Blüte, sammeln Nektar und Pollen. Wir lieben ihren Honig, bauen ihnen Bienenhotels und säen Bienenwiese – dem fleissigen, sympathischen Insekt muss es bestens gehen. Doch weit gefehlt: «Trotz vieler Anreize ist das Nahrungsangebot in der Schweiz mangelhaft. Es fehlen Lebensräume sowohl für Honigbienen wie auch für Wildbienen», sagt Agrarökologe Dominik Füglistaller von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften BFH-HAFL.
Die Insekten sind aufgrund von Krankheiten, Parasiten, Klimawandel, intensiver Landwirtschaft und Mangelernährung unter Druck – mit gravierenden Folgen: Bestäuben Honig- sowie Wildbienen auf ihren Flügen landwirtschaftliche Kulturen und Wildpflanzen nicht (mehr), nimmt der Ertrag aus der Landwirtschaft ab und auch die Biodiversität der Pflanzen. Darum lancieren die BFH-HAFL und der Verband BienenSchweiz ein neues, agiles Beratungsnetzwerk. Es soll mithelfen, dass in der Landwirtschaft mehr Blühflächen von hoher Qualität entstehen. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Landwirtschaft BLW unterstützt.
Landwirtinnen und Landwirte engagieren sich
Der Bundesrat hat 2014 einen Nationalen Massnahmenplan für die Gesundheit der Bienen erarbeitet; darin hat er neben Forschung gefordert, die Lebensgrundlage der Bestäuber zu fördern, etwa durch Blühstreifen. Auch Pufferzonen für Pflanzenschutzmittel wurden eingerichtet. Trotzdem hat es zu wenig Nahrung und Nischen für die Bienen. «Dies obwohl sich Landwirte und Landwirtinnen mit Biodiversitätsförderflächen (BFF) und Bienen-Programmen schon stark für die Bienen einsetzen», so Dominik Füglistaller.
Und sie sind bereit, noch mehr zu tun: Gemäss Umfrage des Projektteams können sich rund 80 Prozent von rund 140 befragten Bäuerinnen und Bauern vorstellen, mehr als eine Massnahme, umzusetzen, um Bienen mehr Blüten zu bieten. Am ehesten möchten sie bestehende Wiesen, Weiden und Hecken aufwerten, oder etwa auch zusätzliche Nützlingsstreifen anlegen. Im Gegenzug wünschen sie sich neben finanziellem Support vor allem Beratung – und genau hier setzen die BFH-HAFL und BienenSchweiz an.
Leuchtturm-Betriebe und praktische Tools
«In den kommenden drei Jahren bauen wir ein agiles Beratungsnetzwerk auf. Mit dem Ziel, Wissen rund um die Lebensgrundlage der Bienen aus der Forschung schneller in die landwirtschaftliche Praxis zu bringen – und umgekehrt», erklärt Co-Projektleiter Füglistaller. Dieser Aufbau soll «bottom-up» erfolgen, also zusammen mit landwirtschaftlichen Schulen, kantonalen Beratungsstellen, Forschungs- und Beratungsinstitutionen. Denn: «Wir wollen alle Akteure ins Boot holen, einen regelmässigen Austausch etablieren und die schon bestehenden Angebote geschickt vernetzen.»
Auch soll am Schluss soll eine konkrete Toolbox mit Hilfsmitteln, Beratungsmaterialien und Workflows zur erfolgreichen Zusammenarbeit bereitstehen, mit der Bäuerinnen und Bauern praktisch und fundiert beraten werden können. Spätestens 2027 sollen alle Tools verfügbar sein. Neu aufgebaut werden zudem «Leuchtturm-Landwirtschaftsbetriebe», die ihr Know-how über Bienen an andere Landwirtinnen und Landwirte weitergeben – ganz im Sinne von Peer-to-Peer.
Alle können etwas tun
In einem ersten Projekt lancierte BienenSchweiz mit Unterstützung der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften BFH-HAFL vor einem halben Jahr die Webplattform www.bienen.ch/bluehflaechen. Da können auch Privatpersonen und Unternehmen als Blühpatin oder -pate Wiesen zum Blühen bringen: Für weniger als den Preis eines Kaffees kann man einen Quadratmeter Blühfläche für Bienen schaffen. Zudem ist für Landwirtinnen und Landwirte sofort ersichtlich, welche Bedingungen man für eine Massnahme wie etwa Nützlingsstreifen erfüllen muss und welche fachliche, kommunikative und finanzielle Unterstützung man dafür erhält.