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Verknüpfung von sechs Semestern Holzingenieurwissen
26.06.2024 Projektwoche Bachelor Holztechnik: Eine Gruppe von Studierenden untersuchte in Cantercel, Frankreich, die Auswirkungen des Klimawandels auf Baustoffe und entwickelte ressourcenoptimierte Holzbauprojekte. Die andere Gruppe plante in Glarus ein effizientes Umzugslayout für die «ag möbelfabrik horgenglarus».
Wie sich die Verfügbarkeit von Baumaterialien auf das Bauen in einer klimatisch veränderten Zukunft auswirkt, haben Studierende des Bachelorstudiengangs Holztechnik, Vertiefung Holzbau, auf der «site expérimental Cantercel» in Frankreich praxisnah erforscht. Im Rahmen einer Projektwoche entwickelten sie ressourcenoptimierte Lösungen für die Baupraxis. Parallel dazu entwarfen angehende Holzwirtschaftsingenieur*innen für die traditionsreiche «ag möbelfabrik horgenglarus» ein Umzugslayout am zukünftigen Standort in Hätzingen und legten dabei besonderes Augenmerk auf die Optimierung der internen Abläufe und Prozesse. Beide Projekte zeigen, wie Studierende ihr theoretisches Wissen in praxisnahen Studienprojekten anwenden und wie daraus innovative und realitätsnahe Lösungen entstehen.
Ressourceneffizientes Bauen in Cantercel, Frankreich
In der Projektwoche setzten sich die angehenden Holzbauingenieur*innen mit der Frage auseinander, wie der Klimawandel die Verfügbarkeit von Baumaterialien beeinflusst und welche Auswirkungen dies auf das Bauen mit Holz haben wird. Welche Baumarten werden zukünftig zur Verfügung stehen? Wie sehen ressourcenoptimierte Holzkonstruktionen aus? Diese Fragen führten sie nach Cantercel in Frankreich, wo heute ähnliche klimatische Bedingungen herrschen, wie sie Ende des 21. Jahrhunderts im Schweizer Mittelland basierend auf Modellierungen erwartet werden. Auf dem rund 100 Hektaren grossen Gelände, das als Ausbildungs- und Experimentierstätte für angewandte Forschung und Entwicklung in Architektur und Bautechnik dient, konzentrierten sich die Studierenden auf die Prinzipien der Suffizienz, Effizienz und Ästhetik. Die Projektwoche verknüpfte das in sechs Semestern erworbene Wissen im Ingenieurholzbau und Baustatik und stellte die Studierenden vor die Aufgabe, einen schmalen Steg für einen Wanderweg zu entwerfen und baulich umzusetzen. Dabei sollte mit minimalem Materialeinsatz eine maximale Spannweite erzielt werden ohne dabei technische Kriterien wie die Begrenzung der Durchbiegung und spezifische Anforderungen an das Schwingungsverhalten ausser Acht zu lassen. Im Wettbewerb der drei Gruppen entstanden unterschiedliche Konstruktionen aus den für alle Gruppen identischen Materialressourcen, bestehend aus Sperrholzplatten, Brettern, Latten und Kanthölzer sowie einfachen Verbindungsmitteln. Mit dem Tausch von Material zwischen den Gruppen wurde zudem der Charakter von Bauteilbörsen simuliert. Relevante Baustoffeigenschaften konnten teils in einfachen Versuchsaufbauten vor Ort ermittelt werden. Die Arbeitsphasen umfassten Ideenfindung, Entwurf, Konstruktion, Berechnung, bauliche Umsetzung und Dokumentation. Ein Höhepunkt der Projektwoche war schliesslich der Belastungstest, bei dem das Tragverhalten der Konstruktionen analysiert und mit den Berechnungen verglichen wurde – mit grossem Erkenntnisgewinn bezüglich des tatsächlichen Tragverhaltens.
Geschickte Umzugsplanung in Glarus
Ein Umzug ist die ideale Gelegenheit, um interne Abläufe und Prozesse zu optimieren. Für die älteste Stuhl- und Tischmanufaktur der Schweiz, die «ag möbelfabrik horgenglarus», haben sich die angehenden Holzwirtschaftsingenieur*innen mit der Planung eines idealen Layouts am neuen Standort auseinandergesetzt.
Die Aufgabenstellung war anspruchsvoll: Für den geplanten Umzug des Unternehmens an den neuen Standort in Hätzingen soll ein optimales Layout entwickelt werden, das den zukünftigen Anforderungen an die Produktionsprozesse gerecht wird. Dabei stand die Überprüfung der Fertigungsabläufe, die Optimierung der innerbetrieblichen Logistik und des Datenflusses im Vordergrund. Auch der Einsatz neuer Technologien wie Robotertechnik wurde in Betracht gezogen, ohne jedoch die hohen Qualitätsansprüche und den Manufakturcharakter von horgenglarus zu vernachlässigen. Eine besondere Herausforderung stellten die begrenzten Platzverhältnisse dar. Derzeit produziert horgenglarus jährlich rund 15000 Stühle und 1500 Tische auf einer Produktionsfläche von rund 7000 Quadratmetern. Am neuen Standort in Hätzingen stehen jedoch nur 4000 Quadratmeter zur Verfügung. Ziel der Projektwoche war es, ein Layout zu entwickeln, mit dem auf weniger Fläche mehr und effizienter produziert werden kann. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Fertigungsprozessen und der innerbetrieblichen Logistik konnten die Studierenden wertvolle Erkenntnisse gewinnen und innovative Lösungen erarbeiten. Diese beinhalten optimierte Produktionsabläufe und verbesserte Logistikstrukturen, die es dem Unternehmen ermöglichen, auch am neuen Standort die hohen Qualitätsstandards beizubehalten und gleichzeitig effizienter zu arbeiten.
Die Projektwochen in Cantercel und im Glarus waren ein voller Erfolg und boten den Studierenden wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten des ressourceneffizienten Bauens und der innovativen Umzugsplanung. Die Ergebnisse der Projektwochen zeigen, wie wichtig praxisnahe Studienprojekte für die Ausbildung von Fachkräften sind. Sie bieten den Studierenden die Möglichkeit, ihr theoretisches Wissen in realen Szenarien anzuwenden und bereiten sie so konkret auf das Berufsleben vor.