- Story
Clinical Research Coordinator: An der Schnittstelle zwischen Klinik und Forschung
17.01.2024 Anna Glenck ist Datenmanagerin für klinische Forschung an der Universität Bern. Im CAS Clinical Research Coordinator hat sie sich die Kompetenzen für diese Rolle angeeignet und erzählt im Interview, warum sich dieser Studiengang für die Arbeit in der klinischen Forschung lohnt.
«Ich wollte wissen, wie geforscht wird und welche ethischen und rechtlichen Grundlagen dabei beachtet werden müssen», erzählt Anna Glenck. Schon während ihrer Arbeit in der epidemiologischen Forschung beim Kinderkrebsregister ist ihr klar geworden, dass sie einen besseren Überblick über die Schweizer Studienlandschaft braucht. «Heute kommen Projekte mit einer bestimmten Kategorie auf meinen Tisch und ich habe sofort eine klare Vorstellung, worauf ich achten muss und warum», erzählt Anna Glenck über die Wirkung des CAS.
Klinische Forschung: Ein sensibler Bereich
Inzwischen arbeitet Anna Glenck als Datenmanagerin an der Universität Bern, eine Position, die sie auch durch das Fachwissen aus dem CAS bekommen hat. «Ich habe Leute aus verschiedenen Städten, Organisationen und Spitälern getroffen und lernte die Swiss Clinical Trial Organisation kennen. Bei der Suche nach einer Stelle in der klinischen Forschung haben mir die Weiterbildung und auch dieses Netzwerk sehr geholfen», erzählt Glenck.
Bei der neuen Stelle konnte Anna Glenck das Gelernte gleich anwenden. Sie arbeitet zwar nicht direkt mit Patient*innen, für das Datenmanagement ist es jedoch sehr hilfreich, die GCP-Guidelines (=Good Clinical Practice) zu kennen. «Auch die gesetzlichen Anforderungen sind für meine Arbeit relevant: Wie müssen Daten geschützt werden, wie dürfen sie weitergegeben werden», erklärt Glenck. Im CAS hat sie beispielsweise gelernt, was sie über Anonymisierung und Pseudonymisierung wissen muss. «Klinische Studien sind ein sehr sensibler Bereich. Es geht um die Achtung der Rechte, des Wohlbefindens und der Interessen der Studienteilnehmenden. Es muss sichergestellt werden, dass insbesondere identifizierbare Daten nicht in falsche Hände geraten.»
Den ganzen Forschungsprozess verstehen
«Der Kurs war alles andere als trocken», antwortet Anna Glenck auf die Frage, ob der CAS sehr theorielastig ist. «Ich kenne ein anderes Ausbildungssystem. In Osteuropa ist es nicht üblich, so viel praktisch zu lernen», erzählt Glenck, die aus der Ukraine stammt und in Moskau Medizin studiert hat. «Der Praxisbezug des CAS hat mir sehr geholfen. So bleibt das neue Wissen nachhaltig», sagt sie.
Doch wie kann man sich die praktischen Übungen in diesem Studiengang vorstellen? «Zum Beispiel haben wir bei der Überprüfung eines Vertrags nach Fehlern gesucht und versucht herauszufinden, was anders gemacht werden sollte und warum», erzählt sie. Für ihre Position seien alle Aspekte des Forschungsprozesses wichtig. «Ich muss zum Beispiel auch wissen, was beim Monitoring einer klinischen Studie passiert», erklärt Glenck. «Diejenigen, die das Monitoring machen, prüfen auch die Datenbank. Sie schauen, wie die Daten erhoben wurden und ob sie nachvollziehbar sind. Das muss alles transparent sein.»
Schon während des CAS habe ich mir gedacht: Warum habe ich ihn nicht schon früher gemacht?
Ein Muss für Clinical Research Coordinators
Bei der nächsten Durchführung des CAS wird Anna Glenck in die Rolle der Dozentin schlüpfen. «In der Lektion geht es um das Schreiben der Abschlussarbeiten und ich werde meine Arbeit vorstellen». Anna Glenck hat eine Literaturrecherche über die informierte Zustimmung in der pädiatrischen onkologischen Forschung durchgeführt. Dabei hat sie untersucht, wie die verschiedenen Parteien es wahrnehmen: die Eltern, die Ärzt*innen, die Study Nurses oder Clinical Research Coordinators und die Kinder, die schon am Entscheidungsprozess teilnehmen können. «Die Abschlussarbeit war eine gute Erfahrung, weil wir den Stoff noch vertiefen konnten», sagt Glenck. Es sei aber auch die intensivste Zeit gewesen. «Aber es lohnt sich», fügt sie hinzu. «Schon während des Kurses habe ich mir gedacht: Warum habe ich das nicht schon früher gemacht? Aus meiner Sicht ist der Studiengang ein Muss für alle Gesundheitsfachleute, die in der klinischen Forschung arbeiten oder arbeiten wollen.»
Über Anna Glenck
«Ich arbeite als Datenmanagerin an der Universität Bern im Departement Clinical Research. Zu uns kommen Forschende, die für ihr Forschungsprojekt unter anderem ein Clinical Data Management benötigen. Sie möchten, dass ihre klinischen Daten korrekt erhoben und strukturiert werden, damit sie für statistische Analysen aufbereitet werden können. Wir beraten die Forschenden zum Beispiel in der Frage, welches Clinical Data Management System und welches Datenbankdesign für ihre Studien am besten geeignet sind. Bei einem Fullservice, bei dem wir den Aufbau und die Betreuung der Datenbank übernehmen, sind wir für den Datenschutz und die Zugriffsrechte auf die Daten verantwortlich.
Ich komme aus der Ukraine. In Russland habe ich Medizin studiert und dort einige Jahre als Radiologin und später in der Pharmaindustrie als Medical Advisor gearbeitet. Seit 2011 bin ich in der Schweiz. Es wäre ein langer Weg gewesen, um wieder als Ärztin arbeiten zu können. Für mich war aber klar, dass ich in einem Bereich arbeiten möchte, der nahe an Medizin und Forschung ist. Vor meiner jetzigen Tätigkeit habe ich im Kinderkrebsregister des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin gearbeitet. Dort war ich auch als Datenmanagerin und in der epidemiologischen Forschung tätig.»