Das Element Wasser prägt den Jura

03.09.2024 Mehrere Exkursionen führen am 4. Schweizer Landschaftskongress in die einzigartige Juralandschaft. David Raemy von der BFH-HAFL zeigt gemeinsam mit anderen Experten, wie das Wassermanagement seit je her die Landschaft prägt.

Die Juralandschaft ist einzigartig – das gilt auch für die geologischen Voraussetzungen, welche eine ausreichende Versorgung mit Wasser zur Herausforderung machen. (Bild: Adobe Stock)
Die Juralandschaft ist einzigartig – das gilt auch für die geologischen Voraussetzungen, welche eine ausreichende Versorgung mit Wasser zur Herausforderung machen. (Bild: Adobe Stock)


Die Alpweiden des Schweizer Juras mit ihren grünen Wiesen, weidenden Freiberger Pferden und vereinzelten Baumgruppen: Sie sind etwas Besonderes. Ebenfalls kaum anderswo in der Schweiz so ausgeprägt zu finden ist hier der Kampf gegen die Trockenheit. «Im Gegensatz zu anderen Regionen fliesst das Wasser im Jura grösstenteils unterirdisch ab», erklärt David Raemy, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BFH-HAFL und einer der Referenten der Wasser-Exkursion. Dies liegt daran, dass der Berner Jura überwiegend aus Karstlandschaften besteht, die aus kalkhaltigem Gestein geformt sind.

Wassermanagement als Gemeinschaftsaufgabe

Gewinnung von Trinkwasser, Bewässerung von Feldern und Nutzung der Wasserkraft waren schon immer wichtige gemeinschaftliche Aufgaben im Jura. Ein Beispiel hierfür sind die Regenwasserzisternen im Sömmerungsgebiet der Gemeinde Courtelary, die von der Burgergemeinde unterhalten werden. Gleichzeitig stellte Wasser durch Hochwasser und Abwasser seit je her auch eine Bedrohung und Herausforderung dar. «Schon immer waren Bestrebungen wichtig, Menschen und Infrastrukturen vor diesen Gefahren zu schützen», betont Raemy. Das zeigt die Kanalisierung der Suze in Courtelary, die während der Wirtschaftskrise von arbeitslosen Personen ausgeführt wurde. Das Wassermanagement prägt die Landschaft dabei sowohl physisch - durch Wasserfassungen, Speicher, Kanäle, Entwässerungsgräben, Dämme und Kläranlagen - als auch institutionell durch Reglemente und Organisationen. In den letzten Jahrzehnten sind gemäss Raemy die Kompetenzen zunehmend von lokalen Gemeinschaften auf staatliche Behörden oder Unternehmen übergegangen. «Dadurch hat haben viele Menschen den Bezug zu diesem wichtigen Thema im Jura etwas verloren.»

Während Wasser in vielen Teilen des Juras knapp ist, fliesst es in Cormoret reichlich. Davon zeugen verschiedene Kleinkraftwerke, welche die Gemeinde mit Strom versorgen. (Bild: David Raemy, BFH-HAFL)
Während Wasser in vielen Teilen des Juras knapp ist, fliesst es in Cormoret reichlich. Davon zeugen verschiedene Kleinkraftwerke, welche die Gemeinde mit Strom versorgen. (Bild: David Raemy, BFH-HAFL)

Lokales Wissen als Schlüssel

David Raemy warnt, dass der Klimawandel die Wasserknappheit im Jura verschärfen könnte und betont, wie zentral ein nachhaltiges Wassermanagement sei. Gleichzeitig zeigt er sich aber auch optimistisch: «Regionen wie der Jura können eine Pionierrolle übernehmen, da viel lokales Wissen vorhanden ist, das auch anderswo genutzt werden kann.» Ein Problem sieht Raemy jedoch darin, dass viele kollektive Institutionen heute nicht mehr zeitgemäss sind, da sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Realitäten stark verändert haben. Ein Beispiel hierfür ist das Brunnen-Reglement der Gemeinde Cormoret aus dem 18. Jahrhundert, welches noch heute in Kraft ist, obschon sich die wirtschaftliche Nutzung und die gesellschaftliche Bedeutung der Brunnen seither stark verändert haben. Dennoch möchte er versuchen, diese Institutionen zu transformieren und ihre ursprünglichen Stärken zu nutzen.

Vor mehreren Jahrzehnten wurde die Suze aufgrund von Hochwasserproblemen kanalisiert. 2020 wurde sie renaturiert und das Landschaftsbild damit aufgewertet. (Bild: Parc Chasseral)
Vor mehreren Jahrzehnten wurde die Suze aufgrund von Hochwasserproblemen kanalisiert. 2020 wurde sie renaturiert und das Landschaftsbild damit aufgewertet. (Bild: Parc Chasseral)

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Fachgebiet: Agronomie + Wald