- Story
Den Herausforderungen der ambulanten Psychiatriepflege begegnen
13.09.2022 Seit drei Jahren arbeitet Pflegefachfrau Ladina Baniclès mit psychisch erkrankten Menschen zu Hause. Die Techniken der Adherencetherapie helfen ihr bei dieser oft herausfordernden Fallarbeit.
Als Wiedereinsteigerin ist Ladina Baniclès 2016 in den Pflegeberuf zurückgekommen und nun bei der Spitex im Psychiatrie -und Somatikbereich tätig. «Die ambulante psychiatrische Pflege ist sehr anspruchsvoll. Du kommst in einen Haushalt, musst die Situation rasch erfassen und wissen, wie du mit ihr umgehen kannst.» Ihr wurde bewusst, dass sie mehr Fertigkeiten braucht, um kompetent handeln zu können. Die Studienleitung der Berner Fachhochschule empfahl ihr den CAS Ambulante psychiatrische Pflege. Den Fachkurs Adherencetherapie suchte sie sich als Wahlfach aus.
Im Kurs werde mit grossem Wert auf Selbsterfahrung unterrichtet: unter anderem mithilfe eines Handbuchs, in Zusammenarbeit mit einer Körpertherapeutin sowie einem Peer. Baniclès: «Die Adherencetherapie vermittelt dir viele Tools zum Arbeiten. Es geht um die Aktivierung von Wahrnehmungskanälen, wobei die Körperarbeit miteinbezogen wird. Die Pflegenden begleiten die Klient*innen in ihrem individuellen Veränderungsprozess.»
Neue Perspektiven einnehmen
Ihren Fallbericht schrieb Ladina Baniclès über eine Klientin, bei der sie den Beziehungsaufbau schwierig erlebte. Mit den ressourcenorientierten Techniken der Adherencetherapie gelang es ihr, die Begleitung auf eine ganz andere Art anzugehen. «Wir konnten sehr gut miteinander arbeiten und erreichten die Ziele der jeweiligen Sitzung.» Einen bleibenden Moment erlebte sie bei der Anwendung des Assessmentbogens. Die Frage, was die Klientin sich wünschen würde, wenn in der Therapie ein Wunder geschähe, löste einen interessanten und berührenden Perspektivenwechsel aus. «Es bewirkt etwas, wenn du dir plötzlich vorstellen musst, was alles sein kann – und du nicht nur daran denkst, was aktuell nicht möglich ist.»
Auf Augenhöhe arbeiten
Besonders gut an der Adherencetherapie gefällt Ladina Baniclès, dass dabei die Expert*innen-Rolle verlassen werde und sich die Pflegefachpersonen auf Augenhöhe mit den Klient*innen befänden. Den Fachkurs empfiehlt sie allen Fachpersonen, die in der Psychiatrie arbeiten. Er eigne sich auch für Ernährungstherapeut*innen, Sozialpädagog*innen, usw.
«Oft erlebe ich es, dass wir Fachpersonen vor allem bei längerfristigen Betreuungssituationen nicht mehr weiterwissen. Durch die neuen Aspekte der Adherencetherapie kann wieder Dynamik in die Begleitung und in die Beziehung einfliessen.»
«Durch die Aspekte der Adherencetherapie kann wieder Dynamik in die Begleitung und in die Beziehung einfliessen.»
Ladina Baniclès