Agrarsoziologie

Wir beschäftigen uns mit den Menschen in der Landwirtschaft sowie mit den Schnittstellen zwischen landwirtschaftlicher und nicht-landwirtschaftlicher Bevölkerung.

Überblick

Mit verschiedenen Methoden der empirischen Sozialforschung erforschen wir einerseits die Chancen und Herausforderungen der Menschen in der Landwirtschaft im Kontext von gesellschaftlichem, wirtschaftlichem, politischem und umweltbedingtem Wandel.

Andererseits untersuchen wir die teilweise konfliktiven Schnittstellen zwischen der landwirtschaftlichen und nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung. Damit beleuchten wir besonders die soziale Nachhaltigkeit der Landwirtschaft. Wir arbeiten inter- und transdisziplinär an praxisorientierten Ergebnissen. Dazu sind wir mit Praxis, Wirtschaft, Beratung und Forschung vernetzt.

Leistungsangebot

Wir bieten Bundesämtern, Verbänden, Beratungsinstitutionen und Unternehmen folgende Leistungen an, gerne auch in Kooperation mit anderen Forschungsinstitutionen:

  • Sozialwissenschaftliche Forschungsarbeiten und Analysen basierend auf qualitativen, quantitativen und Mixed-Methods Ansätzen (Interviews, Umfragen sowie partizipative Methoden)
  • Soziologische Begleitung von Ressourcenprojekten sowie weiteren umsetzungsorientierten Projekten
  • Qualitative und quantitative Evaluationen
  • Organisation, Durchführung und Moderation von Workshops, Kursen und wissenschaftlichen Tagungen

Kompetenzen

Wir sind spezialisiert in der Erforschung sowie in der praxisorientierten Entwicklung von Empfehlungen und Massnahmen in den folgenden Themenbereichen:

  • Lebensbedingungen, Lebensqualität und soziale Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft
  • Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse von Produzent*innenfamilien unter Berücksichtigung von Geschlechter- und Generationenverhältnissen insb. bei der Hofübergabe
  • Anpassung von Produzent*innen an politische, wirtschaftliche, klimabedingte oder technologische Veränderungen
  • Austauschbeziehungen und Schnittstellen zwischen verschiedenen Akteuren und Akteurinnen in landwirtschaftlichen Kontexten

Projekte

Das Forschungs- und Beratungsprojekt hat zwei innovative Hilfsmittel zur Unterstützung von Personen im Hofübergabeprozess hervorgebracht. Zum einen wurde das Hofübergabespiel «Parcours» entwickelt, welches eine spielerische Auseinandersetzung mit dem komplexen Hofübergabeprozess ermöglicht. Zudem sind auf einer neuen Website zahlreiche Informationen zum Hofnachfolgeprozess, den Herausforderungen und Chancen, hinterlegt. Beide Hilfsmittel können in der Beratung und auch im Privaten als wertvolle Unterstützung dienen.

Entscheiden sich Eheleute, getrennte Wege zu gehen, hat dies für alle Beteiligten weitreichende Konsequenzen. In der Landwirtschaft ist neben den Personen auch der Betrieb betroffen und spielt bei den Aushandlungen rund um die Ehescheidung eine grosse Rolle. Wir schaffen in diesem Projekt eine ausführliche Datengrundlage über Ehescheidungen in der Schweizer Landwirtschaft. Aus den empirischen Erkenntnissen verfassen wir zusammen mit Praxispartnern ein Dossier in der UFA Revue für landwirtschaftliche Familien und Ehepaare. Es soll Direktbetroffenen beim Scheidungsprozess fachliche Informationen liefern. 

Die Rollen von Frauen in der Landwirtschaft sind vielfältig und ihre Arbeit im Landwirtschaftssystem – sei dies als (Co)-Betriebsleiterin, Bäuerin oder Angestellte – unabdingbar. Dennoch bleibt die Arbeit von Frauen auf den Landwirtschaftsbetrieben häufig unsichtbar und besonders ihr ökonomischer Beitrag unterschätzt. Gemeinsam mit Vision Landwirtschaft erforschen wir in diesem Projekt durch Interviews und in Living Labs die Verantwortlichkeiten und den ökonomischen Beitrag von auf Landwirtschaftsbetrieben tätigen Frauen. Zudem ermitteln wir die Bedürfnisse von Praktikerinnen zur besseren Vernetzung und tragen so zu einer besseren Sichtbarkeit dieser Frauen bei.

Frauen sind in der Landwirtschaft zwar stark vertreten, jedoch meist im Hintergrund. Nur 7 % der Betriebsleitenden in der Schweiz sind Frauen, während knapp 20 % der Abgänger*innen des EFZ Landwirt*in Frauen sind. Dass Frauen als Betriebsleiterinnen untervertreten sind, hängt weltweit mit der Tradition der Übergabe des Betriebes vom Vater an den Sohn zusammen. Diese Tradition spiegelt sich in geschlechtsspezifischen landwirtschaftlichen Ausbildungsgängen in der Schweiz wider. Gemeinsam mit dem INFORAMA Rütti, AGRIDEA und Praxispartner*innen aus dem Bildungssystem untersuchen wir die landwirtschaftliche Grund- und Fachausbildung im Hinblick auf tradierte Geschlechterrollen. Damit möchten wir eine grössere Chancengleichheit für Frauen und Männer schaffen sowie Impulse für eine geschlechtsneutrale Bildung in der Landwirtschaft geben.

Um ihre wirtschaftlichen, ökologischen und traditionserhaltenden Funktionen wahrnehmen zu können, ist die Schweizer Alpwirtschaft auf ihre Angestellten angewiesen. Die Personalsituation stellt jedoch auf vielen Alpbetrieben eine grosse Herausforderung dar. Für Alpverantwortliche ist es deshalb wichtig, die Erwartungen sowie Loyalität des Personals zu verstehen. Zusammen mit dem Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband ermitteln wir diese Faktoren mittels einer quantitativen Online-Befragung und vertiefenden qualitativen Interviews. Basierend auf diesen Ergebnissen erarbeiten wir mit weiteren Stakeholdern Handlungsempfehlungen, um einen Beitrag zur wiederkehrenden Beschäftigung von Alppersonal zu leisten.

Schweizer Milchproduzent*innen sind seit längerem mit grossen Herausforderungen und Belastungen konfrontiert. Wie es um ihre Lebensqualität steht und mit welchen Strategien sie eine gute Lebensqualität erreichen, war das Ziel dieses Projektes in Zusammenarbeit mit der AGRIDEA. Dazu wurden qualitative Interviews mit Milchproduzent*innen geführt. Viele Strategien der Interviewten zielen darauf ab, die Arbeit so zu organisieren, dass möglichst viel Freiraum im Sinne von «freier Zeit» und Veränderungsmöglichkeiten, aber auch Privatsphäre entsteht. Einige Strategien setzen entsprechende Finanzen voraus, andere nicht. Die Beratung leistet schon jetzt Unterstützung betreffend Lebensqualität, doch oft nur punktuell. Lebensqualitätsaspekte sollen deshalb zukünftig bewusst und konsequent in strategische sowie fachliche Beratung einbezogen werden. Die Erkenntnisse und deren Umsetzung leisten einen wichtigen Beitrag zur sozialen Nachhaltigkeit von Schweizer Landwirtschaftsbetrieben und sind auch über den Milchsektor hinaus relevant.

Kontakt & Team

Sind Sie an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert oder haben Sie Fragen zu unserer Forschungstätigkeit im Bereich der ländlichen Soziologie? Kontaktieren Sie uns.