HoPE – Unerfüllter Kinderwunsch und Fertilitätsbehandlungen in der Schweiz

Das Projekt HoPE steht für «Health care users' and professionals’ perspectives and experiences in fertility treatment in Switzerland» und beleuchtet eine Patient*innengruppe, die eher wenig Aufmerksamkeit erhält, aber oft erheblich belastet ist.

Steckbrief

  • Institut(e) Pflege
  • Forschungseinheit(en) Innovationsfeld Psychosoziale Gesundheit
  • Laufzeit (geplant) 01.01.2022 - 31.12.2025
  • Projektleitung Madeleine Bernet
  • Partner Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
    Departement Brust, Bauch, Becken Universitätsspital Basel
    Centro Cantonale di Fertilità Locarno
    HUG Hôpitaux Universitaires de Genève
    HFR hôpital fribourgeois – Freiburger Spital
    Selbsthilfe BE
  • Schlüsselwörter Unerfüllter Kinderwunsch, Pflegewissenschaft, Frauengesundheit

Ausgangslage

Unfruchtbarkeit ist ein weit verbreitetes Phänomen. Etwa 7 bis 9% aller Paare im reproduktionsfähigen Alter haben einen Kinderwunsch, werden jedoch innerhalb eines Jahres nach regelmässigem Geschlechtsverkehr nicht schwanger. Das Phänomen wird auch in Zukunft relevant sein, da in Europa ein Trend zu einem höheren Alter der erstgebärenden Frauen zu beobachten ist. Ab einem Alter von 35 Jahren nimmt die weibliche Fruchtbarkeit aufgrund der abnehmenden Qualität der Eierstöcke ab.

Seit dem 1. Juli 2019 ist bei Personen mit onkologischen Erkrankungen der Erhalt der Fertilität eine Pflichtleistung der schweizerischen Krankenkassen. Dieser Aspekt, aber auch die tendenzielle Zunahme von Konsultationen führen dazu, dass die Anzahl der zeitintensiven Beratungen in den Kinderwunschkliniken stark ansteigen.

Ziel

Die Studie verfolgt das Ziel, die Perspektiven, Erfahrungen und Bedürfnisse von betroffenen Personen mit Fertilitätsbehandlungserfahrungen und Fachpersonen (Pflegefachpersonen, Hebammen und Mediziner*innen), welche in diesem Gebiet aktiv sind, zu erfassen und zu beschreiben. Damit soll die derzeitige Versorgung im Gesundheitssystem erörtert werden, um Vorschläge für mögliche Anpassungen auszuformulieren. Die Studie prüft die Option der Einführung einer spezialisierten Pflege- /Hebammen-Rolle und formuliert diesbezügliche Empfehlungen.

Ablauf

Um die gegenwärtige Versorgungssituation umfassend zu beschreiben und den Anpassungsbe-darf zu identifizieren, wendet das Projektteam ein Mixed-Methods-Design an, welches eine Scoping Review, einen Querschnittsfragebogen und qualitative Face-to-Face-Interviews sowie Fokusgruppeninterviews beinhaltet. Die geplante Studie besteht aus einer qualitativen und einer quantitativen Teilstudie, welche anhand des qualitativ-vertiefenden Designs (Explanatory sequential design) angewendet werden sollen. Zuerst wird dabei die quantitative Studie durchgeführt und ausgewertet. An diese schliesst sich die qualitative Studie mit der Intention an, die Resultate des quantitativen Teils durch die qualitative Vertiefung besser verstehen zu können. Die Anwendung dieses Designs ermöglicht es, die Forschungsfragen dieser Studie umfassend zu beantworten.

Quantitativer Fragebogen für Betroffene

Der Fragebogen für das Projekt HoPE wurde aus drei wissenschaftlich getesteten Fragebögen zusammengestellt: Dem Fertility Quality of Life tool (Boivin et al., 2011), dem World Health Organization-5 Well-Being Index (WHO, 1998; Schneider & Niebling, 2008) und dem Spiritual Needs Questionnaire (Büssing, 2009). Teilnehmen konnten Betroffene, die sich in einer Fruchtbarkeitsbehandlung (im In- oder Ausland) befanden oder eine Behandlung hatten, die weniger als fünf Jahre zurückliegt.

Qualitative Interviews

Im qualitativen Teil der Studie führte Madeleine Bernet Interviews mit Betroffenen durch. Insgesamt wurden 23 Einzel- und Paarinterviews sowie drei Gruppendiskussionen mit Fachpersonen in Institutionen durchgeführt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse des quantitativen Fragebogens zeigen, dass die emotionale Belastung besonders hoch ist, während die Beziehungsebene besser bewertet wird. Teilnehmende ohne Kinder berichten über signifikant geringeres Wohlbefinden und höhere spirituelle Bedürfnisse, insbesondere nach innerem Frieden. Die Studie betont die Notwendigkeit, psychische und spirituelle Aspekte stärker in die Kinderwunschbetreuung zu integrieren.

Die qualitativen Interviews mit Betroffenen und Fachpersonen zeigen, dass Unfruchtbarkeit zu erheblichem emotionalem Stress, Beziehungsproblemen und sozialer Isolation führt. Betroffene wünschen sich empathischere, individuellere Betreuung; Fachpersonen sehen strukturelle Hürden. Empfohlen werden der Ausbau von Peer-Support, flexible Behandlungsmodelle und interprofessionelle Zusammenarbeit.

Kinderwunsch Peer-Support

Katrin Schmitter und Madeleine Bernet lancieren das Projekt «Kinderwunsch Peer-Support». Das innovative Vorhaben wird finanziell vom Anne-Louise-Grütterfonds unterstützt und zielt darauf ab, Betroffene durch einen Peer-Support-Ansatz zu begleiten und zu stärken.

Mehr Informationen zu diesem spannenden Projekt finden Sie hier:

Externe Begleitung

Univ.-Prof. Dr. med. Arndt Büssing
Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping
Universität Witten/Herdecke
Gerhard-Kienle-Weg 4
D-58313 Herdecke

Finanzierung

Es besteht eine Anschubfinanzierung von CHF 10’000 durch ein BFH-internes Förderinstrument. Zusätzlich wird das Projekt durch Spendengelder finanziert.

Innovage.ch hat die Projektleiterin bei der Drittmittelakquise unterstützt.

Unterstützer*innen

Ein unerfüllter Kinderwunsch erfordert Ausdauer

Hope am GP Bern

Mit ihrer T-Shirt-Aktion am GP Bern 2025 machte Madeleine Bernet gemeinsam mit zahlreichen Unterstützer*innen – darunter Betroffene, Mediziner*innen, Pflegefachpersonen, Embryolog*innen, Freund*innen und Bekannte – auf dieses wichtige Thema Infertilität aufmerksam und fördert somit die gesellschaftliche Sensibilität.