Integration landwirtschaftlicher Produktion und Biodiversitätsförderung in Agrarlandschaften
Wie können Landnutzungsstrategien der Nahrungsmittelproduktion und der biologischen Vielfalt Rechnung tragen? Das Forschungsprojekt untersuchte das Zusammenspiel zwischen Landschaft, Landwirtschaft und Biodiversität.
Steckbrief
- Institut(e) Ressourceneffiziente landwirtschaftliche Produktionssysteme
- Forschungseinheit(en) Nachhaltigkeit und Ökosysteme
- Laufzeit 01.09.2013 - 30.09.2019
- Projektleitung Dr. Silvia Zingg
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Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Jan Grenz
Prof. Dr. Raphaël Arlettaz (Uni Bern)
PD Dr. Jean-Yves Humbert (Uni Bern)
Eva Ritschard (Uni Bern) - Partner Universität Bern, Conservation Biology
Die Landwirtschaft ist auf vielfältige und gesunde Ökosysteme angewiesen, welche wichtige Ökosystemdienstleistungen, wie Bodenfruchtbarkeit, Schädlingskontrolle und Bestäubung, sichern. Durch Landumnutzung (mehr Fläche) und Intensivierung (höhere Erträge pro Fläche) wurde die landwirtschaftliche Produktivität in den letzten Jahrzehnten stetig gesteigert, jedoch mit negativen Auswirkungen auf das Ökosystem. Es ist eine der grössten Herausforderungen der modernen Landwirtschaft, die Nahrungsmittelproduktion zu sichern und gleichzeitig die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität gering zu halten. Das Forschungsprojekt «Integration landwirtschaftlicher Produktion und Biodiversitätsförderung in Agrarlandschaften» untersuchte das Zusammenspiel zwischen Landschaft, Landwirtschaft und Biodiversität. Mit dem Ziel, zu beschreiben, wie Landnutzungsstrategien, der Nahrungsmittelproduktion und der biologischen Vielfalt Rechnung tragen können.
Teilprojekte
Das wichtigste in Kürze zu den drei Teilprojekten Landnutzung (1) Biodiversitätsförderung (2) und Produktivität (3):
1. Landnutzung
Obwohl es zahlreiche Belege dafür gibt, dass die biologische Vielfalt durch die Intensivierung der Landnutzung beeinflusst wird, ist wenig darüber bekannt, wie Arten grossräumig auf Landschaftsstruktur und Bewirtschaftung reagieren. Hier ging es darum, aufzuzeigen, wie das Zusammenspiel landwirtschaftlich unterschiedlich genutzter Flächen und Naturräume die Biodiversität in Landschaften von 1 km x 1 km beeinflusst. Es zeigte sich, dass zur Erhaltung der Biodiversität mindestens 20 Prozent naturnahe Lebensräume wie Wälder, Hecken oder Gewässer in Kulturlandschaften vorhanden sein müssen.
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2. Biodiversitätsförderflächen
Im zweiten Teilprojekt wurden die Biodiversitätsförderflächen (BFF, ehemals ökologische Ausgleichsflächen), deren Wirksamkeit wiederholt in Frage gestellt wurde, genauer unter die Lupe genommen. Es zeigte sich, dass die Gesamtheit der BFF-Maßnahmen, welche die Landwirte auf ihren Feldern umsetzen, durchaus einen positiven Einfluss auf Brutvögel und Tagfalter auf Landschaftsebene haben. Die wichtigsten Eigenschaften waren hierbei die Gesamtfläche der BFF in der Landschaft und deren Qualität. Insbesondere für Kulturland und UZL-Arten (Umweltziele Landwirtschaft) hatten BFF mit Qualität (auch Q2 genannt) eine wichtige Bedeutung. Es zeigte sich hierbei, dass BFF mit Qualität besonders im Mittelland selten sind und speziell gefördert werden sollten.
2. Produktivität
In den ersten beiden Teilprojekten wurde vor allem der Landnutzung bzw. der Bewirtschaftung Rechnung getragen, nicht jedoch der landwirtschaftlichen Produktivität. Auf Landschaftsebene wird die Produktivität (gemessen als Biomasse/- und Kalorienproduktion) stark durch die unterschiedlichen Kulturen beeinflusst. Landschaften mit viel intensivem Grünland hatten hohe Biomasseerträge. Landschaften mit hohen Anteilen an Zuckerrüben, Kartoffeln oder Gemüse hatten hohe Kalorienerträge. Es gab keinen allgemein gültigen Zusammenhang zwischen Produktivität und Biodiversität - die Nahrungsmittelproduktion muss sich nicht zwingend negativ auf die Biodiversität auf Landschaftsebene auswirken. Diese Schlussfolgerungen sind gültig für das Mittelland wo ein Mosaik aus relativ kleinen Parzellen, unterschiedlichen Kulturen und naturnahen Flächen vorhanden ist.