Inhalt + Aufbau
Porträt
Perinatale psychische Erkrankungen (PPE) sind ein wichtiges, in der Schweiz bisher vernachlässigtes Problem der Gesundheitsversorgung von Frauen und ihren Familien. Hohe Prävalenzraten von PPE und schwerwiegende Folgen dieser Erkrankungen verlangen nach einer effizienten Betreuung. In der Schweiz werden psychische Erkrankungen im Rahmen der geburtshilflichen Versorgung in der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt nur marginal erkannt. Gesundheitsfachpersonen wie Hebammen, Geburtshelfer, Pflegefachpersonen und Kinderärzt*innen sind in der perinatalen Betreuung wichtige Leistungserbringende und pflegen einen engen Kontakt zu Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen. Sie haben daher eine zentrale Funktion bei der Erkennung von Risiken und frühen Diagnosen von perinatalen psychischen Erkrankungen. Ausserdem sind sie wichtige Bezugspersonen für die Angehörigen der betroffenen Frauen sowie Ansprechpartner*innen für andere Gesundheitsversorger und soziale Dienste. Deshalb benötigen Fachpersonen ein erweitertes und spezialisiertes Wissen und praktische Kompetenzen für den Umgang mit psychisch erkrankten Frauen und ihren Familien. Zudem benötigen sie Kompetenzen in der Praxisentwicklung, um das komplexe Versorgungssystem zu optimieren.
Ziel dieses Fachkurses ist es, Gesundheitsfachpersonen für die Betreuung psychisch erkrankter Frauen zu sensibilisieren. Sie können Frauen mit präventiven Massnahmen begleiten, Risiken erkennen, eine existierende Krankheit feststellen und gefährdete oder betroffene Frauen psychiatrischen Fachpersonen zuweisen. Dadurch beugen sie der Entstehung einer psychischen Erkrankung vor, verhindern eine Verschlimmerung der Erkrankung sowie negative Auswirkungen auf das Kind und das familiäre Umfeld. Der Fachkurs befähigt Gesundheitsfachpersonen die Lücken der perinatalen Versorgung in der Schweiz zu erkennen und einen Beitrag zur Optimierung der Versorgung zu leisten.
Ausbildungsziel
- Sie verstehen die individuelle, familiäre, gesellschaftliche und Public-Health-Relevanz der Thematik.
- Sie können perinatale psychische Erkrankungen (PPE) definieren, kennen die Diagnosesysteme und können die wichtigsten Symptome beschreiben.
- Sie kennen Ursachen und Risikofaktoren sowie Folgen von PPE.
- Sie kennen Instrumente für das Screening und die Diagnostik von PPE und können sie anwenden.
- Sie kennen die wichtigsten pharmakologischen Therapien (Wirkstoffe, Nebenwirkungen und Kontraindikationen).
- Sie kennen die wichtigsten psychotherapeutischen Ansätze sowie deren Vor- und Nachteile, auch im Vergleich zu pharmakologischen Behandlungen.
- Sie kennen internationale Bestp Practice Standards zur Diagnose, Betreuung und Behandlung von PPE.
- Sie kennen die Bedeutung der Interprofessionalität in der Betreuung von Frauen mit PPE und wissen um die Rolle von Gesundheitsfachpersonen in der Behandlung.
- Sie kennen die aktuelle Versorgungslage im Kanton Bern und in anderen Regionen und sind sich der Versorgungslücken bewusst.
- Sie verstehen die Prinzipien einer Situationsanalyse und haben sich kritisch und systematisch mit aktuellen Versorgungsmodellen und neuen Rollen für Gesundheitsfachpersonen auseinandergesetzt.
- Sie erkennen und übernehmen die wichtige Rolle, die Gesundheitsfachpersonen als primäre Bezugspersonen in der interdisziplinären Gesundheitsversorgung für die psychische Gesundheit von Schwangeren und Wöchnerinnen innehaben.