- Story
«Bis zuletzt»: Lebensende zu Hause
14.12.2023 BFH-Mitarbeiter Oliver Slappnig erzählt, wie er als Grafiker und Regisseur einen Zugang zum Thema Sterben gefunden und dabei einen mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm geschaffen hat.
Über zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung möchten zu Hause sterben, aber nur für 23 Prozent geht dieser Wunsch in Erfüllung, so eine Studie aus dem Jahr 2017. Hier setzte das Projekt Compassionate City Lab von Claudia Michel an. Im Projekt erarbeitete sie mit ihrem Team von der BFH eine Reihe von Massnahmen, um die Bevölkerung für diese Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu sensibilisieren.
Tabuthema Tod greifbar machen
Entstanden sind unter anderem eine Wanderausstellung und der Dokumentarfilm Bis zuletzt. «Wir wollen, dass Zuschauer*innen sich fragen, wie sie mit den Sterbewünschen von Angehörigen umgehen würden», beschreibt Co-Regisseur Oliver Slappnig das Ziel des Filmprojekts. Zusammen mit Claudia Michel und seiner Kamera besuchte er also einerseits Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen und andererseits Gemeindevertreter*innen sowie Politiker*innen, die etwas tun wollen für ein würdigeres Sterben zu Hause.
Es war klar, dass das Thema Raum und Zeit braucht. Und dass es auch beim Sterben zu Hause nicht nur Schatten, sondern auch Licht gibt. Als Filmemacher und Grafiker findet Oliver Slappnig Mittel und Wege, diesen Anforderungen eine Form zu geben. «Ich habe lange nach Musik gesucht, die nicht zu schwer wirkt und einen gewissen Optimismus ausdrückt», beschreibt Oliver Slappnig seinen Zugang. Auch bei der Off-Stimme und den gesammelten Impressionen soll eine gewisse Leichtigkeit mitschwingen.
Wie bei jedem Dokumentarfilm hat auch bei der Produktion von Bis zuletzt etwas Glück dazugehört. So hat das Team beim Dreh frischen Schnee im Kandertal sowie Herbstfarben und sonnendurchdrungenen Bodennebel in der Nähe von Bern vorgefunden. Trotz des schwierigen Themas: Der Tonfall und die Bildsprache sollen nicht zu drückend sein, sondern neutral und sogar ein bisschen frech.
Gesellschaftliche Gesprächsbasis legen
«Ich hatte Respekt vor dieser Aufgabe», gibt Oliver Slappnig offen zu. Bei der Arbeit an Bis zuletzt ist ihm klar geworden, dass wir hinsehen müssen, wenn unsere Angehörigen älter werden. «Ich muss es rechtzeitig ansprechen. Und ich muss da sein, wenn ich gebraucht werde»: So beschreibt der Co-Regisseur die dringende Botschaft seines Films. Auch in seinem Umfeld gibt es Menschen, die ihr Lebensende zu Hause verbringen möchten.
Du brauchst ein Netzwerk, auf das du dich verlassen kannst.
Dass Bis zuletzt den Nerv der Zeit trifft, zeigen die positiven Rückmeldungen auf den Film. Und der Umstand, dass er immer wieder bei Anlässen zum Thema gezeigt wird. Er öffnet eine Tür durch die Wand des Schweigens und schafft einen Zugang zu einem ebenso unvermeidlichen wie menschlichen Thema. Bis zuletzt ist eine Basis für den gesellschaftlichen Diskurs und regt diesen – auch im Rahmen der dazugehörigen Wanderausstellung – immer wieder an.
Der Dokumentarfilm Bis zuletzt von Oliver Slappnig und Claudia Michel wurde 2022 und 2023 an über einem Dutzend Filmfestivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet.
Mehrfach ausgezeichnet
- Liber Films International Festival, Best Short Documentary
- International Gold Awards, Best Short Documentary
- New York Movie Awards, Silver Award Short Documentary
- 8 & Halfilm Awards, Best European Documentary
- Vesuvius International Film Fest, Best Cinematographer
- Vesuvius International Film Fest, Best Director
- TMFF The Monthly Film Festival, Best Documentary
- Feel The Reel International Film Festival, Best Documentary