Aktivierung in der Langzeitpflege

Im Projekt Aktivierung in der Langzeitpflege wurde das Aktivierungsangebot der Genossenschaft Alterszentrum Kreuzlingen partizipativ evaluiert und daraus Empfehlungen für ein bedürfnisgerechteres Angebot für die Bewohnenden abgeleitet.

Steckbrief

  • Beteiligte Departemente Gesundheit
  • Institut(e) Pflege
  • Forschungseinheit(en) Innovationsfeld Psychosoziale Gesundheit
  • Förderorganisation Andere
  • Laufzeit 01.01.2022 - 30.04.2023
  • Projektleitung Prof. Dr. Eva Soom Ammann
  • Projektmitarbeitende Sabrina Gröble
    Tannys Helfer
  • Partner Genoss. Alterszentrum Kreuzlingen
  • Schlüsselwörter Alter, Lebensqualität, Aktivierung, Alltagsgestaltung, Angebotsevaluation, Qualitätsentwicklung

Ausgangslage

In der Schweiz leben rund 15 % der über 80-jährigen Personen in einem Alters- oder Pflegeheim. Um die Lebensqualität und das Wohlbefinden ihrer Bewohnenden zu erhöhen, bieten viele Institutionen Aktivierungstherapie und/oder aktivierende Alltagsgestaltung an. In der Aktivierungstherapie werden die körperlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten der Bewohnenden durch gezielte Aktivitäten und Tätigkeiten ressourcenorientiert unterstützt, erhalten und gefördert. Diese Interventionen werden dabei über einen längeren Zeitraum durch Aktivierungstherapeut*innen geplant, kontinuierlich durchgeführt, reflektiert und evaluiert. Die aktivierende Alltagsgestaltung wird hingegen spontan durchgeführt und umfasst unter anderem Tätigkeiten des Alltags, Rituale oder kulturelle Anlässe. Die Genossenschaft Alterszentrum Kreuzlingen (GAZK) verfügt über ein breites Aktivierungsangebot. Gemäss der RESPONS-Studie der Berner Fachhochschule, welche die Lebens- und Pflegequalität in Schweizer Pflegeheimen untersucht hat, scheint das Aktivierungsangebot jedoch nicht den Bedürfnissen der Bewohnenden zu entsprechen. Zudem zeigen die Erfahrungen der GAZK, dass bestehende Aktivierungsangebote trotz kontinuierlichem Engagement zu deren Ausgestaltung teilweise nur wenig genutzt werden. Das Angebot der GAZK wurde daher in diesem Projekt evaluiert und Empfehlungen für eine Anpassung des Angebots partizipativ erarbeitet.

Vorgehen

Um einen raschen, umfassenden und gleichzeitig differenzierten Einblick in die gegenwärtige Praxis der Aktivierungsgestaltung der GAZK, die Bedürfnisse der Bewohnenden, die Sichtweisen und Unterstützungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden sowie die Erwartungen von Angehörigen hinsichtlich Aktivierungsangebote zu gewinnen, wurden ethnographische Forschungsmethoden angewendet, die sich an der Rapid Ethnography orientieren. Mittels Beobachtung der Teilnehmenden, alltagsintegrierte Gespräche und Dokumentanalysen wurden Daten explorativ und gleichzeitig systematisch erhoben. Dieses Vorgehen zielte darauf ab, auch Bewohnende in den Evaluationsprozess einzubeziehen, die sich an gängigen mündlichen oder schriftlichen Befragungen zur Evaluation von Angeboten nicht beteiligen konnten oder wollten. Die Analyse erfolgte iterativ und im kontinuierlichen Austausch mit den Bewohnenden und Mitarbeitenden der GAZK.

Ergebnisse

Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Bewohnenden das Aktivierungsangebot der GAZK rege nutzen. In den Gesprächen wurde das Angebot als attraktiv und abwechslungsreich beschrieben und die Bewohnenden gaben an, dass die Aktivitäten Abwechslung in den Alltag bringen und es ihnen ermöglichen, neue Kontakte zu knüpfen. Dennoch wurden in den Gesprächen einige Punkte deutlich, die als nicht optimal eingeschätzt wurden und dazu führten, dass das Angebot nicht genutzt wurde. Folgende vier mögliche Interventionsbereiche konnten identifiziert und entsprechende Anpassungsvorschläge partizipativ erarbeitet werden: 1) Inklusion, 2) Individualität, Selbstbestimmung und Ressourcenorientierung, 3) Soziale Interaktionen und Beziehungen und 4) Integration der Alltagsgestaltung in den Pflegeprozess und Ressourcennutzung im Haus. Eine Übersicht über die Ergebnisse und die erarbeiteten Anpassungsvorschläge findet sich in der Zusammenfassung.