Inhalt + Aufbau
Porträt
Eine Schwangerschaft erfordert von einer Frau und ihrem Umfeld eine physische, emotionale und soziale Neuorientierung. Kommen Stressoren wie chronische Erkrankungen, vorangegangene Traumatisierungen oder psychosoziale Mehrfachbelastungen hinzu, sind Hebammen mit komplexen Betreuungssituationen konfrontiert. Die aktuelle geburtshilfliche Praxis basiert auf der Pathogenese und ist von einer Risikoorientierung geprägt. Demgegenüber ermöglicht die Salutogenese, die individuellen Ressourcen trotz Stressoren in den Mittelpunkt zu stellen und die gesunden Anteile weiter zu fördern.
Sie erarbeiten sich die Grundlagen der Salutogenese, erwerben Kenntnisse der aktuellen Evidenzlage und setzen diese in Bezug zu Ihrem jeweiligen Arbeitskontext. Sie setzen sich sowohl theoretisch als auch praktisch mit dem Ansatz der Salutophysiologie auseinander und erfahren diesen selbst in der Körperarbeit. Zudem tauschen Sie sich mit Expert*innen aus der Praxis und Forschung über deren Erfahrungen bei der Implementierung von innovativen, an der Salutogenese orientierten Praxis- und Forschungsprojekten aus. Die Arbeit mit realen Fallsituationen unterstützt die Reflexion und den Transfer in die Praxis. Durch das Kommunikationstraining werden Sie befähigt, die Prinzipien der Salutogenese in der bindungsbasierten Interaktion mit Klient*innen oder im interdisziplinären Team anzuwenden
Ausbildungsziel
Nach Abschluss des Fachkurses haben Sie das nötige Fachwissen zur Salutogenese im Gesundheitswesen erworben:
- Grundlagen der Salutogenese, Vergleich Pathogenese und Risikoorientierung sowie Implikationen der jeweiligen Paradigmen auf Mikro-, Meso- und Makroebene
- Komplexität in der Hebammenarbeit: Herausforderung und Strategien
- Kohärenzgefühl, Sinn für Kohärenz und Intentionale SOC-Modifikation
- Salutophysiologie, salutogenetisches Betreuungsmodell
- Körperarbeit: gezielte Körperwahrnehmung, gerichtete Aufmerksamkeit, Selbstanbindung, Resilienz, Spiegelneuronen, vegetatives Nervensystem, Bedeutung von Körperarbeit für salutogenetische Arbeitsweise
- Chronische Erkrankungen und ihre Bedeutung für die klientinzentrierte Betreuung, die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Ausrichtung geburtshilflicher Betreuungsangebote
- Kommunikation in komplexen Situationen
- Zwang unter der Geburt und Gewalt
- Bindung, Trauma, Bindungsförderung und bindungsbasierte Begleitung
- Salutogenetic Leadership, Rollen und Interdisziplinarität
- Analyse und Reflexion von realen Fallsituationen, der aktuellen Praxis und Versorgungsmodellen
- Entwicklung innovativer salutogenetisch ausgerichteter Betreuungsangebote, Rollen, Konzepte und Forschungsschwerpunkte
Der Fachkurs ist, bis auf den Kompetenznachweis, identisch mit dem Modul «Salutogenese in komplexen geburtshilflichen Situationen» des konsekutiven Master-Studiums Hebamme.
Downloads
«Salutogenese» – neues Mastermodul an der Berner Fachhochschule
«Nicht ich bestimme, was bedeutsam ist, sondern die Klientin»
Als praktizierende Hebamme begleitet Carole Lüscher-Gysi tagtäglich werdende Eltern während der Schwangerschaft, einer der wohl grössten Veränderungen im Leben. Welch entscheidenden Beitrag Salutogenese zur erfolgreichen Bewältigung dieser Herausforderung leistet, erklärt sie im Interview.