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BFH-Forschende untersuchen E-Voting-System der Post
02.06.2022 Eine Gruppe von Forschenden aus dem In- und Ausland hat das E-Voting-System, das aktuell von der Schweizerischen Post entwickelt wird, genau unter die Lupe genommen. An der Untersuchung beteiligt waren auch die Experten der E-Voting Group des Institute for Cybersecurity and Engineering ICE der Berner Fachhochschule BFH.
«Es gibt wohl kaum ein Land, in dem das Interesse an einem System zur digitalen Stimmabgabe so gross ist wie in der Schweiz», sagt Rolf Haenni, Informatikprofessor und Forscher in der E-Voting Group des Institute for Cybersecurity and Engineering ICE der Berner Fachhochschule BFH. Grund dafür: Die vergleichsweise grosse Menge an Wahlen und Abstimmungen, die jedes Jahr durchgeführt werden. Bestrebungen für die landesweite Einführung eines E-Voting-Systems gibt es bereits seit mehreren Jahren, bisher jedoch ohne Erfolg. Die neuste Entwicklung in diesem Bereich – das System der Schweizerischen Post – sei zwar auf einem guten Weg, weist aber noch immer einige Mängel auf. Das zeigten die von der Bundeskanzlei in Auftrag gegebene Untersuchungen.
Durchzogenes Fazit
Unter den Expert*innen aus dem In- und Ausland waren auch die BFH-Forscher Rolf Haenni, Reto Koenig, Philipp Locher und Eric Dubuis. Sie befassten sich mit dem kryptografischen Protokoll wie auch mit der Software des Systems. Im Vergleich zu Vorgängerversionen haben die Forscher deutliche Verbesserungen festgestellt und heben auch den fortlaufenden Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis positiv hervor. Trotzdem konnten sie in einigen Bereichen Sicherheitslücken ausfindig machen, welche die Privatsphäre der Wähler*innen gefährden könnte oder das System angreifbarer machen. Zudem merken die Forscher an, dass sich das System offenbar noch mitten in der Entwicklung befinde. Abschliessend halten sie fest, dass es im jetzigen Zustand nicht den hohen Anforderungen entspreche und weitere Verbesserungen nötig seien.
Jahrelange Erfahrung im Bereich E-Voting
Die BFH ist die führende Schweizer Forschungsinstitution im Bereich E-Voting. Bereits seit 2009 wird an dem Thema geforscht und über die Jahre konnte ein grosser Erfahrungsschatz und ein gutes Netzwerk aufgebaut werden. In Zusammenarbeit mit dem Kanton Genf waren die Forscher der E-Voting Group vor einigen Jahren selbst an der Entwicklung eines digitalen Wahlsystems beteiligt und kennen daher die häufigsten Schwachstellen und grössten Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung. Sie wurden ausserdem von der Bundeskanzlei bereits mehrmals mit der Prüfung vorgeschlagener Systeme beauftragt.
Die Entwicklung der Post geht in die nächste Runde und ab Mitte Juni werden Forschende die Anwendung erneut bis ins Detail untersuchen, um herauszufinden, ob sie den strengen Anforderungen nun gerecht wird. Denn: «Ist das Wahlsystem nicht zuverlässig, ist die Demokratie in Gefahr», hält Rolf Haenni fest.