performing speech
Untersuchung von Arbeitsprozessen im Composed Theatre am Beispiel des künstlerischen Umgangs mit gesprochener Sprache
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Interpretation
- Forschungseinheit(en) Schnittstellen der zeitgenössischen Musik
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit 01.02.2016 - 31.03.2017
- Projektleitung Dr. Andreas Leopold Dick
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Partner
Universität Bern
Ludwig-Maximilians-Universität München
Münchener Biennale – Festival für zeitgenössisches Musiktheater
Ausgangslage
Mit der Neubesetzung der Leitung der Münchener Biennale wurde eine Zäsur in der Geschichte des Festivals angestrebt. Stand bei den bisherigen Ausgaben der traditionelle Dualismus von Werk und Interpretation im Vordergrund, rücken nun offenere Formen interdisziplinärer künstlerischer Zusammenarbeit in den Fokus. Die Bündelung einer Vielzahl von Musiktheaterarbeiten unterschiedlichster Herkunft und Ausrichtung an einem Ort bietet der Forschung eine einzigartihge Gelegenheit zur empirischen Datenerhebung. Im vorliegenden Projekt werden Stückgenese und Aufführungen mehrerer Produktionen begleitet und beispielhaft insbesondere der künstlerische Umgang der Produktionsteams mit Stimme und gesprochener Sprache dokumentiert.
Vorgehen
Das Vorgehen bei der einschlägigen Datenerhebung schliesst an David Roesners theaterwissenschaftliches Verfahren der Prozessbeobachtung und -analyse an. Roesner reiht sein Interesse an Entstehungsprozessen und der Prozesshaftigkeit von Ergebnissen im Musiktheater in die korrespondierenden Weltbilder der Prozessphilosophie und der Actor-Network-Theory ein, die dazu geeigent seien, in Verbindung ethnographischen und qualitativen Forschungsmethoden der Theaterwissenschaft neue Wege zu erschliessen. Wie Roesner wird sich Leo Dick bei der Dokumentierung von Entstehungsprozessen im Composed Theatre daher bewährten Verfahren der Feldforschung wie Interviews, Probenprotokolle, teilnehmende Beobachtung sowie Audio- und Videoaufzeichnungen bedienen. Zur Prozessdeutung zieht Dick neben Erklärungsmodellen der Actor-Network-Theory insbesondere Handlungstheorien aus der Ritualforschung heran, etwa von Richard Schechner oder Victor Turner.
Ergebnisse
Die politische Entscheidung für eine Neuausrichtung der prominentesten Plattform für avanciertes Musiktheater weist auf einen institutionellen Reformbedarf in diesem Bereichhin. Bezeichnenderweise wurde in München ein Führungsduo gewählt, das sich ausser in der künstlerischen Praxis auch ganz wesentlich in der Lehre an Musikhochschulen verortet. Der mittlerweile verbreitete Umbau klassischer Kompositionsausbildungen und Interpretationsklassen mit Schwerpunkt Neuer Musik und deren Zusammenlegung zu Laboratorien für neue performative Klangformate zeugen vom Bedürfnis, geeignete Rahmenbedingungen für aktuelle künstlerische Arbeitsformen zu definieren. Das Projekt will im Sinne einer fachlichen Expertise Grundlagen für eine weitergehende kulturpolitische Reformierung institutioneller Zusammenhänge bereitstellen. Jenseits pädagogischer und kulturpolitischer Nutzbarmachung soll die Fokussierung musiktheatraler Arbeitsprozesse ferner der interdisziplinären Zusammenarbeit von Musik- und Theaterwissenschaften neue methodische Wege eröffnen.