Integrative Listening – Eine historische Perspektive der Gehörbildung
Ziel des Projekts ist es, der Gehörbildung, wie sie heute in Musikkonservatorien im deutschsprachigen Raum als
Teildisziplin der Musiktheorie unterrichtet wird, eine historisch informierte theoretische Grundlage zu geben.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Interpretation
- Forschungseinheit(en) Musiktheorie
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit 01.08.2017 - 31.05.2021
- Projektleitung Dr. Claudio Bacciagaluppi
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Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Nathalie Meidhof
Luis Antonio Ramos Regino
Stephan Zirwes
Michael Lehner
Martin Skamletz -
Partner
Hochschule für Musik Freiburg
Schola Cantorum Basiliensis
Ausgangslage
Inspiration für eine Erneuerung des Faches in den heutigen Konservatorien wird in der Zeit der Gehörbildung ‘avant la lettre’ gesucht, als die musikalische Ausbildung ganzheitlich war. Da jedoch die Gehörbildung zu den elementaren Grundlagen der Musikausbildung zählt und sie grösstenteils nicht-verbale Fähigkeiten vermittelt, entwickelte sie keinen ausgearbeiteten theoretischen Rahmen (im Gegensatz beispielsweise zur Harmonielehre). Aus diesem Grund gibt es keine historischen Abhandlungen über Gehörbildung. Ausgewählte historische Quellen werden deshalb auf der Suche nach einer ‘versteckten Theorie’ oder, genauer gesagt, nach ‘impliziten Anweisungen’ in Gehörbildung ausgewertet.
Vorgehen
Auf der Suche nach einer ‘impliziten Gehörbildung’ werden einerseits Gesangslehren und Generalbass-Methoden aus der deutschsprachigen Tradition herbeigezogen. Andererseits werden handschriftliche oder gedruckte Quellen zur Musikausbildung im Zuge der neapolitanischen pädagogischen Tradition untersucht, welche im Wesentlichen aus ‘Solfeggi’ und ‘Partimenti’ bestehen. Im Zentrum steht hierbei das musikpädagogische Werk Niccolò Zingarellis (1752–1837). Schliesslich wird die Geschichte der Disziplin ‘Gehörbildung’ im deutschen Sprachraum vor ihrer Entstehung im Kontext der Gründung der öffentlichen Konservatorien im 19. Jahrhundert durchleuchtet. Der Vergleich mit der zeitgenössischen Entwicklung in Frankreich und Spanien stellt die Ergebnisse dabei in einen internationalen Zusammenhang.
Ergebnisse
Die andauernde Reorientierung auf dem Gebiet der Musiktheorie mit der Suche nach neuen Grundlagen wird in diesem Forschungsprojekt durch den Vorschlag einer historisch orientierten Gehörbildungslehre unterstützt. Die Relevanz dieses Ansatzes erstreckt sich über die Grenzen der Ausbildung für alte Musik hinaus: Solche Lehrmethoden könnten durch ihre integrativen Aspekte auch eine Basis für Musiker und Musikerinnen anderer historischer Stilrichtungen bieten. Die pädagogischen Implikationen werden die Entwicklung einer effektiveren Gehörbildungsmethode ermöglichen, die enger mit dem praktischen Musizieren zusammenhängt. Die direkte Implementierung der Forschungergebnisse in die pädagogische Praxis, zunächst primär an der HKB, ist selbstverständlich ebenfalls vorgesehen.