Digitalisierung: Hürden und Chancen für vulnerable Personengruppen (ProDigitAll)
Psychische Krankheiten und Armutserfahrung können den Zugang zur Digitalisierung erschweren. Im Projekt ProDigitAll werden Grenzen und Chancen systematisch erforscht und Lösungen partizipativ erarbeitet.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Gesundheit
Soziale Arbeit - Institut(e) Pflege
- Forschungseinheit(en) Innovationsfeld Psychische Gesundheit und Psychiatrische Versorgung
- Strategisches Themenfeld Themenfeld Humane Digitale Transformation
- Förderorganisation BFH
- Laufzeit 01.10.2022 - 31.01.2023
- Projektleitung Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
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Projektmitarbeitende
Kristina Domonell
Daniela Willener - Schlüsselwörter Digitalisierung, Armut, psychische Erkrankung, Zugangshürde
Ausgangslage
Die Digitalisierung des Alltags führt sowohl zu Ein- aber auch Ausschlussprozessen von vulnerablen Gruppen. So erhalten Personen mit Mobilitätseinschränkungen besseren Zugang zu online oder hybrid geführten Veranstaltungen. Gleichzeitig haben andere Gruppen immer grösser werdende Nachteile: Ihnen fehlen oft die nötigen Geräte, das Knowhow und die Erfahrung, diese zielführend zu nützen. Sie können Gebühren oder Wartungen nicht regelmässig zahlen und bevorzugen Offlineangebote statt Informationen über Onlinekanäle einzuholen. Das Projekt «Digitalisierung – Hürden und Chancen für vulnerable Personengruppen (ProDigitAll)» hat zum Ziel, vulnerablen Personengruppen, insbesondere Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (z.B. Schizophrenie, schwere Depression oder bipolare Störung) und armutserfahrene Personen, digitale Medien und Informationen zugänglicher zu machen. Damit soll diesen Personengruppen angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und der Gesundheitsversorgung ermöglicht werden.
Vorgehen
Das ursprüngliche Modell «e-health literacy framework» von Noorgard et al. (2015) konnte mit den Befunden aus der ProDigitAll-Studie belegt und gleichzeitig ergänzt werden. Denn auf der Ebene der Interaktion zeichnete sich neu die Kategorie der sozialen Interaktion ab, welcher sich sowohl auf Online- als auch Offline-Angeboten bezieht. So zeigte sich, vermutlich auch aufgrund der sozialen Isolation der Personengruppen (Richter und Hoffmann 2019) der Wunsch, dass trotz digitalen Angeboten die persönlichen und sozialen Kontakte, z.B. bei der Post oder Bank, weiter erhalten bleiben. Für die spezifischen Personengruppen des Projekts war zudem bedeutend, dass die Nutzung des elektronischen Hilfsmittels einen Mehrwert im Alltag bringen muss (z.B. Zeit- oder Geldersparnis). Workshopteilnehmende nannten beispielsweise die kostenfreie Nutzung des Fernsehprogrammes, oder die schnelle Informationsbeschaffung über das Internet. Ergänzend beeinflusst auch das soziale Netzwerk die Nutzung von digitalen Apps (z.B. durch Empfehlung oder eine Vorbildfunktion). Trotz der punktuellen beschriebenen Chancen, welche die Nutzung von technischen Geräten vorweist, bestehen weiterhin Hürden in der Anwendung. Fehlender kostenfreier Zugang zum Internet, Mangel an persönlichen Medien- und Computerkenntnisse sowie die Ungewissheit über die persönliche Datennutzung bestimmen das Nutzugsspektrum.
Ergebnisse
Das ursprüngliche Modell «e-health literacy framework» von Noorgard et al. (2015) konnte mit den Befunden aus der ProDigitAll-Studie belegt und gleichzeitig ergänzt werden. Denn auf der Ebene der Interaktion zeichnete sich neu die Kategorie der sozialen Interaktion ab, welcher sich sowohl auf online- als auch offline-Angeboten bezieht. So zeigte sich, vermutlich auch aufgrund der sozialen Isolation der Personengruppen (Richter und Hoffmann 2019), der Wunsch, dass trotz digitalen Angeboten die persönlichen und sozialen Kontakte, z.B. bei der Post oder Bank, weiter erhalten bleiben. Für die spezifischen Personengruppen des Projekts war zudem bedeutend, dass die Nutzung des elektronischen Hilfsmittels einen Mehrwert im Alltag bringen muss (z.B. Zeit- oder Geldersparnis). Workshopteilnehmende nannten beispielsweise die kostenfreie Nutzung des Fernsehprogrammes, oder die schnelle Informationsbeschaffung über das Internet. Ergänzend beeinflusst auch das soziale Netzwerk die Nutzung von digitalen Apps (z.B. durch Empfehlung oder eine Vorbildfunktion). Trotz der punktuellen beschriebenen Chancen welche, die Nutzung von technischen Geräten vorweist bestehen weiterhin Hürden in der Anwendung. Fehlender kostenfreier Zugang zum Internet, Mangel an persönlichen Medien- und Computerkenntnisse, sowie die Ungewissheit über die persönliche Datennutzung, bestimmen das Nutzugsspektrum.
Ausblick
1. Digitale Anwendungen werden eher genutzt, wenn sie von Gesundheitsfachpersonen oder dem sozialen Netzwerk empfohlen oder unterstützt werden. Fachpersonen haben hier eine wichtige Rolle bei der Ermöglichung des Zugangs zur digitalen Welt. Nicht selten erleben aber auch diese Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Medien – sei es aufgrund mangelnder eigener Kompetenzen, fehlender Infrastruktur oder fehlender Ressourcen (z.B. zeitlich, aber auch finanziell). 2. Ansätze der Peerarbeit zeichnen sich sowohl im Handlungsbereich der Psychiatrie als auch in der Sozialhilfe als geeignete Unterstützungsangebote zur Förderung des digitalen Zugangs aus (Chiapparini et al. 2020). 3. Bei Personengruppen mit psychischen Erkrankungen steht das Selbstmanagement der Erkrankung im Vordergrund. Bei Armutsbetroffenen wurden vor allem der «soziale Ausschluss» (Huster et al. 2018) bzw. Hürden im Alltag in der Literatur thematisiert. Beide Personengruppen sind jedoch wechselseitig von beiden Phänomenen betroffen (Krankheit/prekäre finanzielle Situationen) (Kessler et al. 2021; Beyeler et al. 2021). 4. Die Anbietenden und die Herstellenden von digitalen Medien sind gefordert, ihre Produkte auf die Usablility von vulnerablen Gruppen auszulegen und den Zugang sicherzustellen, um sozialen Ausschluss zu mindern. 5. Aufklärung über Datenschutzrichtlinien und Datenerfassung sind nötig. Unklar bleibt aber, wer (z.B. Technikentwickelnden, Fachpersonen oder die Nutzenden selbst) dafür zuständig ist.