Partizipation älterer Migrantinnen und Migranten in der Schweiz (PartMi)
Das Projekt erörtert subjektive Vorstellung des Älterwerdens von pensionierten Migrantinnen und Migranten in prekären Lebenslagen, damit sie vor der Pensionierung zielführend unterstützt werden und sie ihr Älterwerden mitgestalten können.
Fiche signalétique
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Départements participants
Santé
Travail Social - Institut(s) S / Institut de l’âge
- Organisation d'encouragement BFH
- Durée 04.08.2021 - 30.09.2023
- Direction du projet Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
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Équipe du projet
Johanna Falcon Romero
Ilona Annik Korell
Marie-Hélène Greusing
Sebastian Funke
Situation
Die gegenwärtige demografischen Entwicklung hat auch einen Einfluss auf die Schweizer Migrationsbevölkerung. Eine besondere Herausforderung stellt sich den Menschen, die einst als junge Migrantinnen und Migranten zum Arbeiten in die Schweiz kamen und ihr Leben mehrheitlich hier verbracht haben. Sie sind heimisch geworden, haben oft eine Familie gegründet und sind trotz geplanter Rückkehr in die frühere Heimat schliesslich aus verschiedenen Gründen hiergeblieben. Nicht wenige der heute pensionierten, älteren Migrantinnen und Migranten verbringen einen Teil des Jahres in der Schweiz, den anderen im Herkunftsland. Ihre gesundheitliche und ökonomische Situation ist individuell verschieden, häufig aber aufgrund belastender Arbeitstätigkeit, frühzeitigem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben und tieferer Renten schlechter als jene der gleichaltrigen Schweizer*innen. Ähnliche Situationen erleben Menschen, die in der Schweiz Asyl erhalten haben oder aus humanitären Gründen vorläufig aufgenommen wurden. Sie bleiben oft aufgrund der politischen Lage in ihrem Herkunftsland doch länger oder für immer hier. Neben der prekären Lebenslage stellt sich diesen Personengruppen die Herausforderung im Alter, an welchen biographischen und kulturellen Kontexten sich ihre Vorstellungen über das Älterwerden orientieren. Dazu fehlen bislang Wissensbeständen, die aber besonders wichtig wären, damit zielführend innovative und partizipative Präventions- und Interventionsprogrammen angeknüpft werden können.
Approche
Das Forschungsprojekt «PartMi» geht mit einem qualitativen Forschungszugang der Frage nach, welche subjektive Vorstellungen vom Älterwerden Menschen mit Migrationsintergrund haben und welche Möglichkeiten sich in diesen identifizieren lassen, damit sie ihr Älterwerden vermehrt mitgestalten können. Hierzu eignen sich, die in der Schweiz am dritt stärksten vertretene Migrationsgruppe, Portugiesinnen und Portugiesen (BFS 2020), mit halbstrukturierten Leitfadeninterviews zu befragen. Die Befunde lassen sich bezüglich der südländischen Kultur und Sprache mit der bereits stärker beforschten Migrationsbevölkerung aus Italien (grösste Migrationsgruppe) und Spanien vergleichen und deren Relevanz für zukünftige Projekte mit Praxis- und Forschungspartnern (Begleitgruppe) diskutieren.
Résultat
Die Biografien und Migrationskontexte der Interviewpartner*innen waren sehr unterschiedlich. Dennoch geht aus den Interviews eindrücklich hervor, dass portugiesische Migrant*innen Diskriminierung erfahren und Sprachhürden ihr Erleben prägen. Dies wirkt sich nachhaltig auf die gesellschaftliche Teilhabe, die zukünftige Lebensplanung sowie auf ihre Wahrnehmung des Älterwerdens aus. Besonders Frauen sind aufgrund von prekären Erwerbsverläufen betroffen. Aus unterschiedlichen Gründen, die auch kombiniert auftreten, werden Unterstützungsangebote nicht genutzt: Stress in Verbindung mit sehr hoher Arbeitsbelastung, Scham über die eigenen Sprachkompetenzen sowie die mangelnde Kenntnis über Unterstützungsangebote. Diese Befunde lassen vermuten, dass Altersthemen ausserhalb der Lebensrealitäten der Interviewten liegen und für sie bisher wenig relevant scheinen. Unterstützende Angebote der Sozialen Arbeit sollten deshalb alltagsnah gestaltet und im Umfeld ihrer Sprachgemeinschaft verortet werden. Die Unkenntnis über Unterstützungsangebote lässt zudem darauf schliessen, dass Behörden aus Ressourcen- und Prioritätengründen diese Personengruppe zu wenig proaktiv informieren. Doch muss über die vorhandenen Angebote besser informiert werden, um den Betroffenen Chancen zu bieten, ihre Selbsthilfepotentiale zu stärken (Müller & Chiapparini 2021).